Im vergangenen Halbjahr wurde weltweit mit mehr als 20 Mio. illegalen Datensätzen Handel getrieben. Der Informationsdienstleister Experian ortet einen starken Anstieg des Handels mit Kreditkarteninformationen von Internet-Nutzern und verbindet diesen Umstand mit der Verbreitung von kostenpflichtigen Diensten im Web. Seit 2010 hat sich der Handel vervierfacht. [...]
„Es gibt eine riesige Dunkelziffer. Die Kreditinstitute wissen zwar darüber Bescheid, dass ihre Kunden im Visier von Betrügern sind, sie können aber nur in Intervallen reagieren. Die Kriminellen werden auch immer geschickter, weil sie nur kleine Beträge abheben, was der Kunde oder die Firma im Regelfall nicht sofort erkennen“, sagt der Kriminalbeamte Herbert Reisenzein gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext, der auf seiner Webseite http://kbds.at Tipps zur Vermeidung von Online-Betrugsfällen publiziert.
Der besorgniserregende Anstieg des illegalen Datenhandels betrifft vor allem die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen, die im Durchschnitt 40 verschiedene Konten bei iTunes und Co. angelegt haben. Obwohl Kreditinstitute vermehrt in die IT-Sicherheit investieren und versuchen ihre Kunden über die Gefahren, die im Netz lauern, aufzuklären, mehren sich die kriminellen Machenschaften rapide.
Die Datensätze, die private Informationen und Bankverbindungen von Internet-Nutzern beinhalten, werden für bis zu 30 Dollar pro Stück an kriminelle Vereinigungen und Einzeltäter verkauft, die mit den Daten auf Beutejagd gehen. Die verbreitetste Form des Internetbetrugs ist der Identitätsdiebstahl. Dabei loggen sich die Täter in E-Mail-Konten ihrer Opfer ein und suchen nach Bankverbindungen und Kreditkarteninformationen.
Die Forscher von Experian haben für ihre Studie acht E-Mail-Konten angelegt, um zu beobachten, wie lange es dauert, bis sie infiltriert werden. Innerhalb von fünf Stunden wurden alle Konten gehackt. Die Kriminellen loggten sich aus verschiedenen Ländern wie Albanien und Südafrika ein. Dabei stürzten sich die Online-Betrüger auf private E-Mails und Bestätigungsnachrichten, in denen sie Passwörter und Benutzernamen ausspionierten.
Laut den Forschern wurden 2010 rund 9,5 Mio. Datensätze gesammelt, 2011 stieg die Zahl auf 19,04 Mio. und bis zum Ende dieses Jahres erwarten sie sich, dass die 40-Mio.-Grenze überschritten wird. Die Experten empfehlen die Verwendung von unterschiedlichen Passwörtern, damit die Betrüger mit einem Datensatz nicht Zugang zu allen Konten erlangen.
Dem Lagebericht des Bundeskriminalamts zufolge hat es 2011 in Deutschland rund 60.000 Fälle von Internet-Kriminalität gegeben. Der verursachte Schaden ist um 16 Prozent auf schätzungsweise 71,2 Mio. Euro gestiegen. Mit Phishing-Mails und dem missbräuchlichen Einsatz von Kreditkartendaten sei ein Schaden von rund 50 Mio. Euro entstanden. (pte)
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