Im Test: Apple iPad mini 6 (2021)

Kraftvoll, aber niedlich: Es ist nicht leicht, zu sagen, woran es liegt, aber der Winzling strahlt einen ungemeinen Charme aus. [...]

Das iPad mini ist in vier Farben erhältlich. (c) Apple

Nach einer langen Zeit des Stillstands bekommt das iPad mini ein Update, das sich gewaschen hat. Sein Design reiht sich nahtlos beim iPad Pro mit 12,9 Zoll respektive 11 Zoll ein, allerdings mit einer Diagonale von nur 8,3 Zoll.

Das Display

Erledigen wir zuerst das Thema, was das iPad mini im Vergleich zum iPad Pro nicht kann, denn viel ist da nicht: Der größte Unterschied ist das fehlende ProMotion-Display, Apples Marketing-Begriff für die variable Wiederholrate von bis zu 120 Hertz. Beim iPad mini ist bei 60 Hertz das Ende der Fahnenstange erreicht. Gewöhnt an die höhere Bildrate, fällt das am Anfang zwar auf – aber viel zu wenig, um ernsthaft zu stören. Denn die Größe des Displays spielt beim Eindruck eine zentrale Rolle: ProMotion wirkt auf dem iPad Pro mit 12,9 Zoll viel spektakulärer als auf dem iPhone 13 Pro mit 6,1 Zoll.

Das iPad mini im direkten Vergleich.
(c) Apple

Ansonsten gibt es am Display nicht das Geringste auszusetzen. Es ist vollständig laminiert und aktiviert sich bei Berührung – aber im Gegensatz zu den iPhones wird es nicht geweckt, wenn es nur angehoben wird. Der erweiterte Farbraum P3 wird vollständig abgedeckt, sodass Foto und Videos im besten Licht erstrahlen. Vor allem aber unterstützt es Apples True-Tone-Technologie, bei der die Farbgebung an das Umgebungslicht angepasst wird. Der Eindruck, der dabei entsteht, ist so angenehm, dass er sich nicht beschreiben lässt; man muss ihn erlebt haben.

Auffällig ist die Positionierung der Symbole – vor allem, wenn in der Einstellung „Home-Bildschirm & Dock“ die großen App-Symbole angewählt werden. Der Leerraum zum Displayrand ist für meinen Geschmack etwas zu groß geraten – aber das will nichts heißen.

Die Ränder um die Symbole sind etwas arg groß geraten.
(c) PCtipp.ch

Touch ID und andere clevere Tasten

Ob der zweite große Unterschied ein Vor- oder Nachteil ist, liegt allein im persönlichen Ermessen. Statt dem Gesichtsscanner Face ID kommt beim iPad mini der Fingerscanner Touch ID zum Einsatz, der in der Standby-Taste verbaut ist. Das wäre beim iPhone heute ein klarer Pluspunkt; doch weil ein iPad längst nicht so oft mit aufgesetzter Maske entsperrt wird, relativiert sich das.

Die Touch ID funktioniert hervorragend und praktisch ohne Verzögerung. Der Finger muss nicht über die Standby-Taste geführt werden; es reicht, ihn einfach aufzulegen. Das Einzige, was diese Technik ausbremsen kann, ist das Muskelgedächtnis. Gewöhnt an die Face ID, habe ich mich regelmässig dabei ertappt, dass ich das iPad mini angestarrt und darauf gewartet habe, dass etwas passiert. Oder dass ich der Aufforderung nachgekommen bin, den Code einzugeben, weil den alle Apple-Geräte manchmal sehen möchten. Dabei hätte es gereicht, kurz den Finger aufzulegen.

Ein Detail am Rande, das so typisch für Apple ist: Wird das iPad mini im Querformat gehalten, befinden sich die Lautstärke-Tasten auf der Seite: die obere macht natürlich lauter, die untere leiser. Wird das Gerät um 180 Grad gedreht, tauschen die beiden Tasten automatisch ihre Funktion, sodass weiterhin die obere Taste die Laustärke aufdreht. Wer von dieser Liebe zum Detail unbeeindruckt bleibt, hat es wohl nicht so mit Technik.

Die Kameras

Die einzelne hintere Kamera ist deutlich einfacher gestrickt als beim iPad Pro. Sie löst wie bei allen aktuellen Mobilgeräten von Apple mit 12 Mpx auf, Videos sind in 4K mit 60 fps möglich. Mit einer Brennweite von 29 Millimetern (auf Vollformat umgerechnet), bietet sie einen guten Kompromiss zwischen einem deutlichen Weitwinkel, aber ohne auffällige Verzerrungen. Für einen schnellen Start gibt es zwar kein Kamerasymbol auf dem Sperrbildschirm, aber ein Wischen von rechts nach links erfüllt denselben Zweck.

Was hingegen stört, ist der abstehende Kamerabuckel. Er lässt das iPad mini auf dem Tisch kippeln und sorgt für ungute Gefühle, wenn das Gerät auf einer kratzempfindlichen Unterlage liegt. Meinetwegen hätte Apple die Kamera gerne so weit abspecken können, dass sie wie bei den einfachsten iPad-Modellen flächenbündig verbaut ist. Wie viele Anwender müssen unterwegs Situationen dokumentieren und haben kein iPhone (oder wenigstens ein anderes Smartphone) dabei?

Den Kamerabuckel hätte es wirklich nicht gebraucht.
(c) PCtipp.ch

Dank der Leistungsfähigkeit der A15-CPU unterstützt die vordere Kamera bei Videochats auch „Center Stage“: Dabei wird die Person immer im Blickfeld gehalten, als würde ihr ein Kameramann folgen. Tatsächlich wird jedoch in Echtzeit ein Ausschnitt vergrössert, der so weich durchs Bild läuft, dass der Vorgang von einer beweglichen Kamera praktisch nicht zu unterscheiden ist.

So fühlt es sich an

Es fühlt sich winzig an. Aber nicht das normale winzig, sondern das spannende winzig. Denn das iPad mini leistet trotz seinen Abmessungen alles, was man von ihm erwarten kann: Bildverarbeitung sowieso, aber auch ein ausgedehnter 4K-Videschnitt lässt das Gerät nicht einmal handwarm werden – genauso wenig, wie aufwendige Spiele.

Apple Pencil 2: Das iPad mini kommt auch dem am nächsten, was man gemeinhin als „digitalen Notizblock“ bezeichnet. Es lässt sich problemlos in einer Hand halten, während es vom Pencil 2 bekritzelt wird. Für Einsteiger: Apples Stift der zweiten Generation wird magnetisch an der Stirnseite des iPad mini gehalten und dabei gleichzeitig geladen. Dabei ist er nicht viel kürzer als das Gerät selbst.

Der Pencil 2 ist nur wenig kürzer als das Gerät selbst; er hält magnetisch und wird gleichzeitig geladen.
(c) PCtipp.ch

Schnellnotizen: Dass sich das so gut anfühlt, hat auch mit iOS 15 und den neuen „Schnellnotizen“ zu tun. Egal, in welcher App man sich gerade befindet: Ein Wischen von der rechten unteren Ecke zur Mitte legt eine neue Notiz an, auf der getippt, geknipst oder mit dem Pencil geschrieben werden kann. Handschrift wird automatisch mit durchsuchbarem Text hinterlegt. Das funktioniert sogar mit meiner Klaue, die sonst auch mithilfe von Gänsekiel und Büttenpapier nichts hergibt.

Die Schnellnotizen von iOS 15 bringen Schwung in dieses eher banale Thema.
(c) PCtipp.ch

E-Book-Reader: Das iPad mini wiegt knapp 300 Gramm. Das ist sogar leichter als ein großer E-Book-Reader, aber etwa 100 Gramm schwerer als eine Amazon Kindle Oasis mit nur 6 Zoll. Allerdings zeigt das iPad mini nicht nur mehr Text, sondern diesen auch gestochen scharf, während das True-Tone-Display für die passende Ambiente sorgt. Unter dem Strich ist die Versuchung groß, den E-Book-Reader endlich in den wohlverdienten Ruhezustand zu schicken.

Ein solches Schriftbild bietet kein dedizierter E-Book-Reader.
(c) PCtipp.ch

Keine Cover-Tastatur: Im Gegensatz zu den anderen iPads bietet Apple für das iPad mini keine Hülle mit integrierter Tastatur an, weil das aufgrund der Abmessungen auf ein Mäuseklavier hinauslaufen würde. Allerdings lässt sich nahezu jede beliebige Tastatur über Bluetooth verbinden. Das sorgt nicht nur für ein stressfreies Tippen, sondern bringt auch die Kurzbefehle (Command+C usw.) zurück, die am Mac nicht wegzudenken sind.

Mit der externen Tastatur erwachen auch die Kurzbefehle zum Leben.
(c) PCtipp.ch

Gemäß Datenblatt und Augenschein durchmisst das iPad mini satte 4,6 Zoll weniger als das größte iPad Pro. Doch es braucht die mentale Neuverdrahtung, damit der Unterschied nicht nur erkannt, sondern auch verinnerlicht wird. Dieses leichtfüßige iPad kommt mit nach draußen, wenn jedes andere Modell zuhause bleibt, weil es einfach zu groß ist. Es ist der perfekte Notizblock, der dem Pencil 2 neuen Sinn einhaucht. Es passt zwar nicht ganz in die Hosentasche, aber in einer normalen Jackentasche geht es fast verloren. Und trotzdem kann es alles, was man auch von den Spitzenmodellen der Serie verlangt.

Wer ist also die Zielgruppe? Das iPad mini ist die erste Wahl für alle, die zwar das iPad mögen – aber es zu selten mitnehmen, weil es doch zu groß ist, nur um es „sicherheitshalber“ dabeizuhaben. Die A15-CPU „Bionic“ sorgt außerdem dafür, dass die Größe nichts mit der Leistung zu tun hat; Sie werden kaum ein Einsatzgebiet finden, das das iPad mini fordert – geschweige denn, es an den Anschlag bringt.

Unbestritten meine Lieblingstastatur bei allen iPads: das kleine Magic Keyboard von Apple.
(c) PCtipp.ch

Und wenn das Geld nicht die wichtigste Rolle spielt: Man kann das Eine tun und das Andere nicht lassen. Das größere iPad bleibt das Hauptgerät, während das iPad mini auf seinen Außeneinsatz wartet. Oder die Kinder bespaßt. Oder den einfältigen E-Book-Reader ersetzt. Die Daten bleiben Dank iCloud stets synchron, ein genügend großes Speicher-Kontingent vorausgesetzt.

Ausführungen

Das iPad mini ist in den Speichergrößen 64 GB (rund 520 Euro) oder 256 GB (rund 670 Euro) erhältlich. Diese Geräte sind nur über Wi-Fi mit dem Internet verbunden, aber nicht über Mobilfunk. Die 5G-Option „Wi-Fi + Cellular“ kostet jeweils 160 Euro mehr. Dabei ist jedoch zu beachten, dass nur das Modell „Wi-Fi + Cellular“ auch mit einem GPS-Chip bestückt ist, der eine präzise Ortung erlaubt. Wenn also Geo-Anwendungen eine Rolle spielen, ist diese Option gar keine, sondern die einzig richtige Wahl.

Fazit

Unter dem Strich ist der Umgang mit dem iPad mini die pure Freude. Apple hat hier alles richtig gemacht. Auf den Kamerabuckel hätten die Ingenieure zwar gerne verzichten können, aber das soll uns nicht die Laune verderben. Mit seinem durchdachten Design, dem Zusammenspiel mit dem Pencil 2 und natürlich durch seine schiere Leistung lässt das iPad mini auch jene Tablets alt aussehen, die wir früher in Science-Fiction-Filmen noch bestaunt haben.

* Klaus Zellweger ist Autor bei PCtipp.


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