Im Test: Samsung Galaxy S23 Ultra

Vor rund drei Wochen präsentierte Samsung sein neues Flagship-Smartphone. Wir haben es auf Herz und Nieren geprüft. [...]

(Quelle: Samsung)

Am 1. Februar hat Samsung die neusten Geräte der S-Serie vorgestellt, basierend auf dem Base-, dem Plus- und dem Ultra-Modell. Dabei war das Galaxy S23 Ultra, welches die frühere Note-Serie ersetzt, der ganze Stolz der Südkoreaner. Wir durften eins mit nach Hause nehmen und haben es gründlich ausprobiert. Nachdem Optik und Haptik dem Vorgänger S22 Ultra so ähnlich waren, erwartete ich lediglich Produktpflege. Ich habe mich nicht getäuscht – und lag doch falsch. Aber der Reihe nach.

Unboxing

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(Video: YouTube PCtipp.ch)

Samsung ist im Lieferumfang sehr sparsam – kurzes USB-C-Ladekabel, SIM-Tray-Opener und natürlich das Gerät. In meinem Fall war das Creme-Farben, was sehr edel aussah und sich auch so anfasste – samt dezentem, aber klar wahrnehmbarem haptischem Feedback.

Plus: Es ist matt, daher haben die ungeliebten Fingerabdrücke keine Chance. Yes! Und ja: es sieht dem S22 Ultra sehr ähnlich, d. h. es ist ein grosser, schwerer (234 g) Brocken, mit Glas auf Front- und Rückseite, die Seiten aus Aluminium.

Die Kanten links und rechts sind leicht abgerundet, um das schon schwer zu umfassende Gerät etwas praktikabler zu machen. Oben und unten haben wir jeweils eckige Kanten. Die Rückseite ist, wie das Display, mit Gorilla Glass Victus 2 beschichtet.

Das ist das stärkste Handyglas, das es derzeit gibt – dennoch rate ich hier klar zur Hülle. Es gibt gar eine mit Haltegriff. Optisch sicher diskutabel, aber ziemlich praktisch für einen festen Griff des 6,8-Zoll Geräts, welches in der Länge 16,3 Zentimeter und in der Breite 7,8 Zentimeter misst.

Die physischen Bedienelemente wurden auf ein Minimum reduziert: Die einzigen Tasten sind die Lautstärkewippe und die Einschalttaste an der rechten Kante. Vorsicht aber beim Ausschalten. Hält man da den Einschaltknopf gedrückt – was der gesunde Menschenverstand irgendwo ja gebietet – startet stattdessen unser alter Kumpel Bixby, der Samsung-eigene Assistent.

Um den Button nur fürs An- und Ausschalten zu nutzen, muss man das vorher einmalig im Menü so festlegen. An der unteren Kante befinden sich zudem ein USB-C-Anschluss, ein Dual-SIM-Einschub, ein Mikrofon, ein Lautsprechergitter und natürlich der S-Pen, der links in einem Schacht untergebracht wurde.

Bildschirm

Ich weiß, ich erzähl es nicht zum ersten Mal. Auch nicht zum Zweiten. Und trotzdem sag ich es wieder: Samsung sind die Gottkönige des mobilen Displays. 

Es handelt sich, wie bereits erwähnt, um ein 6,8-Zoll-AMOLED-Display. Es wartet mit maximaler Schärfe auf – dank einer WQHD+-Auflösung von 3088 × 1440. Da das Display allerdings Akku-Fresser Nummer 1 ist, kann man die Auflösung in den Einstellungen auf 1080p reduzieren. Ja, selbst auf 720p könnte man runter, aber ich bitte Sie … wer will das?

Die Farben sind sehr gleichmäßig, satt, aber nicht übertrieben leuchtend – und immer gut zu sehen, denn die maximale Helligkeit beläuft sich auf 1750 nits. Da kann die Sonne machen, was sie will, die Infos auf diesem Display lassen sich immer ablesen.

Die sogenannte LTPO-Technologie lässt den Nutzern die Möglichkeit, die Bildwiederholfrequenz variabel zu gestalten – je nach Bedarf kann diese zwischen 1 und 120 Hertz variieren. Dies dient ebenfalls der Energieeffizienz. Möchte man aber die volle Power, gibt’s auch den Spiele-Modus – da erhöht sich dann die Touch-Sampling-Rate auf 240 Hertz. Dies verhindert Input-Lags, was zum Beispiel bei Spielen nützlich ist, die eine schnelle Reaktion erfordern.

Die Dual-Stereo-Lautsprecher auf der Unterseite gehören ebenfalls zu den Besten bis jetzt – natürlich ist es kein Ersatz für einen richtigen Speaker, aber beim Telefonieren oder für YouTube-Videos tun sie einen guten Dienst – ohne verzerrten Ton, auch wenn’s mal laut wird.

Kamera und Akku

Samsung hat mit großem Pomp und Trallala seine 200-Megapixel-Hauptlinse angekündigt. Das absolute Signature-Feature der Cam.

Allerdings sind mehr Megapixel sind nicht immer gleichbedeutend mit besseren Fotos. Allerdings sind die Fotos im 200-MP-Modus tatsächlich sehr beeindruckend. Sie haben richtig gelesen: im MODUS.

Standardmäßig nimmt das S23 Ultra nämlich nicht mit dieser Auflösung auf. Stattdessen verwendet es Pixel Binning, eine Technologie, die Pixel zu einem größeren Pixelbereich kombiniert, um die Detailgenauigkeit zu verbessern. In der Kamera-App kann man die vollen 200 Megapixel wählen.

Neben der Main-Cam gibt es ein 12-Megapixel-Objektiv mit ƒ/2.2 Ultraweitwinkel, ein 10-Megapixel-Objektiv mit ƒ/2.4 und 2× optischem Teleobjektiv sowie ein 10-Megapixel-Objektiv mit ƒ/4.9 und 10× optischem Zoom.

Ein zehnfach optischer Zoom ist purer Luxus für die mobile Fotografie. Die Testfotos schlagen aus meiner Sicht alles bisher Dagewesene, was Zoom-Leistung und seine Resultate in der Handy-Fotografie bisher bot.

Hier einige Schnappschüsse:

Bild durchs Fenster
Quelle: PCtipp.ch
Bild durchs Fenster, zweifach Zoom
Quelle: PCtipp.ch
Bild durchs Fenster, zehnfach Zoom
Quelle: PCtipp.ch

Natürlich lässt sich der Zoom noch vergrößern, jedoch befinden wir uns dann nicht mehr im optischen Bereich, sondern wird via Software errechnet. Da muss man allerdings sagen, dass die Bilder nicht mehr wirklich zu gebrauchen sind, zu wackelig (auch ich) und zu grobkörnig. 

Spacezoom
Quelle: PCtipp.ch

Software-seitig schön ist dafür der Bokeh-Effekt im Porträt-Modus, speziell, wenn Sie im Pro-Mode die richtigen Einstellungen machen. Hier ein Beispiel des S23 Ultra und einer Canon EOS 80D (natürlich komprimiert, aber dennoch)

Bild mit Canon, nachkoloriert
Quelle: PCtipp.ch
Bild mit 200 MP, unbearbeitet
Quelle: PCtipp.ch

Die 12 Megapixel ƒ/2.2 Selfie-Kamera macht scharfe und detailreiche Bilder, mit satten Farben – jedoch ist sie in diesem Setup eher Beiwerk. Dies fällt vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen auf – dort büßt die Kamera stark ein. Auch sind die Farben dann auf Softwarebasis zu übersättigt.

Selfie
Quelle: PCtipp.ch
Selfie bei schlechtem Licht
Quelle: PCtipp.ch

Der Nachtmodus – Nightography, wie Samsung es nennt – überzeugt ebenfalls, auch mit Zoom, bei dunklen Lichtverhältnissen.

Bild bei Nacht
Quelle: PCtipp.ch
Bild bei Nacht, zehnfach Zoom
Quelle: PCtipp.ch

Akku

Samsung hält sich noch immer zurück, was das schnelle Aufladen ihrer Geräte angeht. Zugunsten der Langlebigkeit möglicherweise. Samsung liefert auch lediglich ein Kabel mit, ohne Netzteil. Um die 5000 mAh aufzuladen, brauchte mein Setup fast eine Stunde (57 Minuten). Das aktuelle Flagship von OnePlus, das OnePlus 11, braucht die Hälfte.

Kabelloses Laden geht dafür auch – anders als bei OnePlus – allerdings noch langsamer. Dafür kann auch Samsung-Zubehör auf der Rückseite des S23 mitgeladen werden, das ist ziemlich cool.

Plus: Die Akkulaufzeit ist so gut. Zwei Tage hat der Akku durchgehalten, mit gemessenen 8 Stunden und 23 Minuten aktiver Bildschirmzeit – auch als Hotspot und beim Telefonieren. Und ich bin sicher, dass es noch mehr kann, denn ich war stets mit der maximalen WQHD+-Auflösung und adaptiven 120 Hertz unterwegs. Dies macht den langsamen Ladespeed etwas vergessen.

Specs und Software

Android-Phones, die mit eigenem Betriebssystem arbeiten – also alle, außer Google und Nokia – haben manchmal das Problem, dass ihre Betriebssysteme die Leistung der Geräte etwas ausbremsen. Dieses Problem taucht beim Galaxy S23 Ultra in keinem Moment auf, auch wenn’s wieder etwas Bloatware und vorinstallierte Apps gibt, die wir nicht unbedingt haben wollen.

Trotzdem starten die Apps superschnell, auch der Wechsel zwischen mehreren Apps geht schnell vonstatten. Wir vermuten dahinter drei Gründe: One UI 5.1:  Samsung hat 2018 seine Oberfläche One UI vorgestellt und entwickelt diese konsequent weiter.

Außerdem war Samsung ein ganz früher Player im Android-Game. Diese beiden Parameter ermöglichen es den Südkoreanern, Hard- und Software gut aufeinander abzustimmen. Auch wenn derzeit von Problemen hinsichtlich der Akkulaufzeit unter One UI die Rede ist.

Ein weiterer Grund ist mit Sicherheit der Chipsatz. Samsung spricht davon, dass man eine speziell für das Galaxy S23 Ultra modifizierte Version des Snapdragon 8 Gen. 2 verbaut hat. Dies soll in einer höheren Taktrate resultieren – 3,36 GHz statt 3,2 sei dies.

Die GPU leiste derweil 719 statt 680 MHz. Beim Benchmarktest (Geekbench 6), erreichte das Gerät einen Single-Core Score von 1504 und einen Multi-Core Score von 4701.

Wichtig in Sachen Software ist zudem: Samsung verspricht vier Jahre Android-Updates. Heißt: Bis Android 17 – und dieses wird dann auch noch bis zum Release von Android 18 mit Sicherheitsupdates versorgt. Bis 2028 sind Sie also versorgt, wenn Sie sich für das Gerät entscheiden.

S-Pen / DeX / Bixby

Am S-Pen scheiden sich die Geister. Klar, das Ultra beerbt das Note. Daher muss er dabei sein, sonst zieht der Note-Enthusiasten-Mob mit Fackel und Heugabel in Richtung Headquarter. Er ist auch ein wirklich praktisches Werkzeug – etwa, um digitale Unterschriften zu produzieren, Notizen zu machen oder als Fernauslöser für Selfies.

Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich ihn im Alltag kaum je genutzt habe. Dafür allerdings DeX – einfach das Smartphone an einen USB-C-Monitor hängen, danach lässt sich alles mit Tastatur und Maus bedienen, zumindest mit meinen Bluetooth-Geräten.

Auch Bixby muss ich Fortschritte zugestehen, obwohl ich digitale Assistenten auf dem Handy kaum nutze – und wenn, dann steuere ich die über Google Home, da die App Plattform-unabhängig ist. Trotzdem gibt’s mit Bixby Routines eine coole Funktion, mit der sich beispielsweise die smarte Beleuchtung steuern und planen lässt.

Fazit

Eine fantastische Kamera, eine großartige Akkulaufzeit, das beste Display seiner Klasse, ein Stylus, ein vollständiger Desktop-Modus und eine gute Software – zumindest beim S23 Ultra ist von Akkuproblemen nichts zu spüren.

Alles in allem eins der besten Android-Phones, das es derzeit zu kaufen gibt. Es gibt eigentlich kaum etwas zu kritisieren. Die Selfie-Kamera hätte vielleicht ein Ideechen mehr Liebe verdient. 45 Watt Ladestärke ist doch etwas … anachronistisch. Und die vorinstallierte Software nervt. Ansonsten: Top, wenn man die Größe des Geräts mag.

Preis und Verfügbarkeit

1579 Euro werden fällig. Vor dem 5. März kriegt man dafür die Version mit 12 GB RAM und 512 GB Speicher. Danach die 256-GB/8-GB-RAM-Variante. Wer noch etwas tiefer in die Tasche greift, kriegt 12 GB RAM und ein Terabyte Speicher für 1819 Euro.

Die Farben: Green, Phantom Black, Lavender und Cream. Wenn mans bei Samsung im Online-Shop kauft, gibt’s noch Sky Blue, Lime, Graphite und Red – ohne zusätzliche Kosten.

*Florian Bodoky ist Stv. Chefredaktor (PCTipp.ch) Online,  Apple-User, Audio-Enthusiast, Smartphone-Nerd, PCtipp-YouTuber, -Instagrammer und -TikToker, Tech-Schnäppchen-Jäger und Kaffee-Maschinen-Überforderer.


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