Distributed Denial of Service-Attacken sind nicht neu, aber dennoch aktuell wie eh und je. Zwar ist das Prinzip relativ einfach, doch hat es sich im Laufe der Zeit ebenso wie die IT deutlich weiterentwickelt – wie beispielsweise das Telekomunternehmen A1 kürzlich feststellen musste. Doch wie kann man sich vor DDoS-Angriffen schützen? Und wie geht die Entwicklung weiter? Computerwelt.at hat bei den Experten nachgefragt. [...]
Werner Thalmeier, Director Security Solutions EMEA & CALA bei Radware
DDoS-Angriffe sind nicht wirklich neu. Warum sind sie dennoch weiterhin aktuell?
Die Angriffsmuster verändern sich kontinuierlich. So konnte man beispielsweise im vergangenen Jahr beobachten, dass Angriffe über das UPnP-Protokoll bereits ebenso häufig waren wie klassische SYN-Flood-Attacken. 2014 waren sie noch praktisch unbekannt. Hier werden statt leistungsfähiger Rechner unzureichend geschützte Heimgeräte wie etwa Router eingesetzt, um den Traffic zu erzeugen. Zudem gibt es durchaus auch recht komplexe Mehrvektor-Angriffe. Etwa die Hälfte aller DDoS-Attacken im vergangenen Jahr verwendeten mindestens zwei Angriffsmethoden, die auch komplexere Abwehrmechanismen erfordern. Wer seine Abwehrsysteme nicht kontinuierlich an die neuen Angriffstechniken anpasst, bleibt verwundbar.
Wie kann man sich als Unternehmen auf DDoS-Angriffe vorbereiten?
Zunächst einmal, indem man sich dessen bewusst wird, dass die Frage nicht lautet, ob man einer solchen Attacke gegenüberstehen wird, sondern wann. Im letzten Jahresbericht unseres Emergency Response Teams haben 90 Prozent aller befragten Unternehmen angegeben, schon einmal angegriffen worden zu sein. Und das waren beileibe nicht nur Großunternehmen; auch der Mittelstand ist hier sehr gefährdet. Man kann dann technische Systeme installieren, die DDoS-Attacken erkennen und blocken, möglichst ohne den legitimen Verkehr zu beeinträchtigen. Allerdings müssen diese Systeme auch neue Angriffsmuster zuverlässig erkennen, und deshalb bieten wir mit unseren Attack Mitigation Systems eine ganzheitliche Architektur, in der solche Systeme in Echtzeit entsprechend aktualisiert werden, sobald unsere Research Teams neue Muster entdecken.
Kann man sich überhaupt völlig gegen DDos-Angriffe schützen?
Wirklich absolute Sicherheit wird es nie geben, und sei es nur, weil Menschen Fehler machen. Aber man kann dem Ziel schon sehr nahe kommen, wenn man Onsite-Systeme mit einem Cloud Service kombiniert, in dem die Pakete der DDoS-Attacke schon herausgefiltert werden, bevor sie das Unternehmensnetz erreichen. Ein solcher Service bringt natürlich eine gewisse Latenz und sollte daher nur dann eingesetzt werden, wenn die DDoS-Attacke unmittelbar droht, Verbindungen zu saturieren und Services zu beeinträchtigen.
Können Sie vielleicht eine Prognose treffen, wie es in Sachen DDoS weitergehen könnte? Werden wir künftig eher mehr oder weniger Angriffe dieser Art sehen? Werden Sie noch länger dauern als bisher?
Wir werden mehr und immer ausgefeiltere Angriffe sehen. Der Trend hat in den vergangenen Jahren stetig nach oben gezeigt, und es gibt keine Anzeichen für ein Abflachen der Kurve. Insbesondere Angriffe auf Applikationsebene nehmen dramatisch zu. Wir beobachten derzeit, dass die Bandbreite der Angriffe im Durchschnitt nicht weiter wächst, die Attacken dafür aber deutlich länger andauern als früher. Wir rechnen damit, dass sich diese Entwicklung im Laufe dieses Jahres fortsetzt.
Be the first to comment