Im Visier der DDoS-Angreifer

Distributed Denial of Service-Attacken sind nicht neu, aber dennoch aktuell wie eh und je. Zwar ist das Prinzip relativ einfach, doch hat es sich im Laufe der Zeit ebenso wie die IT deutlich weiterentwickelt – wie beispielsweise das Telekomunternehmen A1 kürzlich feststellen musste. Doch wie kann man sich vor DDoS-Angriffen schützen? Und wie geht die Entwicklung weiter? Computerwelt.at hat bei den Experten nachgefragt. [...]

Markus Robin, General Manager SEC Consult

DDoS-Angriffe sind nicht wirklich neu. Warum sind sie dennoch weiterhin aktuell?

DDoS-Attacken gibt es tatsächlich schon seit mehr als 15 Jahren. Sie sind dennoch weiterhin aktuell, weil das Internet schlichtweg zu unserem kommerziellen und kommunikativen Lebensnerv geworden ist. Dadurch ergibt sich eine unüberschaubare Opfergruppe, die für Erpressungs- und Sabotagezwecke ausgewählt werden kann. Darüber hinaus meinen immer noch viele Organisationen und Unternehmen, sie seien zu klein oder zu unbedeutend, um Ziel eines Cyberangriffs zu werden. Leider machen sie da die Rechnung ohne den Wirt. Denn der Angreifer entscheidet wann, wie und mit welchem (monetären) Ziel die DDoS-Attacke durchgeführt wird – und nicht das Opfer.
DDoS-Attacken sind inzwischen auch sehr variantenreich geworden und sind nicht mehr nur zahlreiche Pakete mit derselben IP-Zieladresse. DDoS-Attacken erfolgen auf Netzwerk- und Anwendungsebenen, auf spezielle Protokolle, als ganz langsame Angriffe mit wenigen Paketen, oder „über die Bande“ eines anderen Unternehmens, das somit sowohl zum Opfer als auch zum Mittäter wird, usw. Je nach Zählweise ergeben sich so mehr als ein Duzend Hauptvarianten von DDoS-Attacken.

Wie kann man sich als Unternehmen auf DDoS-Angriffe vorbereiten?

Wie bei einem Brand geht es darum, für unterschiedliche Szenarien sowohl Präventiv- (Bsp. Brandschutztüren), Bekämpfungs- (Bsp. Feuerlöscher) als auch Notfallmaßnahmen (Bsp. Ersatzräume) vorzubereiten und periodisch zu testen. Es gibt eine ganze Reihe von Anti-DDoS-Lösungen, die bei richtiger Konfiguration ausgewählte Teile von DDoS-Angriffen im Netzwerkbereich reduzieren können.
Der DDoS-Schutz beginnt bereits beim Internet Service Provider und erfordert das Fixing von DDoS-Schwachstellen in den Business Applikationen und ist ohne organisatorische Abläufe wirkungslos, da niemand rechtzeitig reagieren wird. Die von SEC Consult als Service angebotenen DDoS-Testangriffe zeigen immer wieder, dass eine einzige nicht vorhandene oder nur falsch konfigurierte Einheit die gesamte Abwehrmaßnahme wirkungslos macht.

Kann man sich überhaupt völlig gegen DDoS-Angriffe schützen?

Völligen Schutz gibt es in keinem Lebensbereich. 100-prozentige Sicherheit als Zielsetzung in der IT-Security oder bei DDoS-Attacken wäre daher unsinnig. SEC Consult unterstützt viele Organisationen im Aufbau eines ausreichenden Schutzes, der sinnvoll und machbar ist. Das erfordert allerdings auch Investitionen. Investitionen in den Brandschutz sind heute selbstverständlich, in einen umfassenden DDoS-Schutz bei weitem noch nicht. Wesentlich ist, dass ohne regelmäßige DDoS-Tests ein Unternehmen nicht weiß, wie es wirklich um die eigene Abwehrkraft gegen DDoS-Attacken bestellt ist. Der Glaube oder die Hoffnung, gut vorbereitet zu sein oder auch die richtige Lösung im Haus zu haben, ist – wie unsere Tests zeigen – leider zu wenig.
 

Können Sie vielleicht eine Prognose treffen, wie es in Sachen DDoS weitergehen könnte? Werden wir künftig eher mehr oder weniger Angriffe dieser Art sehen? Werden Sie noch länger dauern als bisher?

Wir werden mehr und mehr Angriffe sehen. Einerseits wird die Zahl der Erpressungen steigen, andererseits werden mehr Sabotage-Angriffe von Cyberkriminellen und -terroristen auf kritische Infrastrukturorganisationen erfolgen. Zudem ist damit zu rechnen, dass DDoS-Attacken immer stärker genutzt werden, um gezielte Attacken zu verschleiern.


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