Industrie 4.0 nimmt Konturen an – aber langsam

Die jüngste Studie von IDG bestätigt: Industrie 4.0 gewinnt an Bedeutung. Allerdings rechnet der Marktforscher IDG Research Services erst in einigen Jahren mit einem Durchbruch. [...]

Die unter Beteiligung von Consol entstandene Multi-Client-Studie „Industrie 4.0“ beruht auf der Befragung von 339 IT-Verantwortlichen in der DACH-Region. Gegenwärtig stuft rund ein Drittel von ihnen (36 Prozent) die Relevanz von Industrie 4.0 als „hoch“ und „sehr hoch“ ein. Nicht überraschend ist, dass vor allem große Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern (44 Prozent) sich mit der Thematik befassen. Das Interesse der Fachbereiche Produktion, Fertigung und Konstruktion an dem Thema ist entgegen aller Erwartungen unterdurchschnittlich, denn nur 2 Prozent der Befragten betrachten die Relevanz von Industrie 4.0 aktuell als „sehr hoch“ und nur 20 Prozent als „hoch“. Auch bei der Einschätzung der künftigen Bedeutung von Industrie 4.0 liegen diese Fachabteilungen weit unter dem Durchschnitt: Nur 53 Prozent bewerten sie als „wichtig“ oder „sehr wichtig“, während die Gesamtheit der Befragten den Stellenwert des Themas mit 65 Prozent stärker gewichtet.

Tatsächlich birgt Industrie 4.0 ein gigantisches Potenzial, denn im globalen Wettbewerb reichen klassische Produktionsprozesse nicht mehr aus; für Unternehmen aller Branchen ist es in Zukunft imperativ, Kosten zu senken, die Time-to-Market zu verbessern, die Agilität zu erhöhen, Prozesse zu beschleunigen und Kunden stärker in den Mittelpunkt zu stellen. Dieser Kraftakt setzt die Integration der IT in die industrielle Produktion voraus, wobei moderne Technologien wie Big Data, IoT und Analytics eine zentrale Rolle spielen.

Die Unternehmen, die Industrie-4.0-Projekte bereits umgesetzt haben (18 Prozent), bestätigen den Erfolg dieser Integration: Ein sehr hoher Anteil von 91 Prozent ist mit den Ergebnissen „sehr zufrieden“ (21 Prozent), „zufrieden“ (45 Prozent) oder „eher zufrieden“ (25 Prozent). Kein einziges der Projekte sei gescheitert, gaben die Befragten an. Und bei 67 Prozent der Unternehmen stellte sich der Nutzen bereits nach drei Monaten ein.

Um fit für Industrie 4.0 zu werden, sehen 56 Prozent der Befragten den größten Handlungsbedarf in den Bereichen Produktion, Fertigung und Konstruktion. Allerdings denken 44 Prozent, dass ihre aktuelle IT-Infrastruktur die Herausforderungen nicht meistern kann, die die Industrie 4.0 an sie stellt. Und ein weiterer Aspekt spielt eine wichtige Rolle bei der Modernisierung der IT: die Verbesserung der Sicherheit. Tatsächlich befürchten 48 Prozent der befragten IT-Verantwortlichen – zu Recht – Hacker- und DDoS-Angriffe auf ihre Systeme, damit einhergehende Produktionseinbußen oder -ausfälle (30 Prozent), Industriespionage (30 Prozent) und den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit (26 Prozent).

Ein weiteres Hindernis bei der Umsetzung von Industrie-4.0-Projekten ist das fehlende Know-how der eigenen Mitarbeiter: 21 Prozent der Befragten sehen darin die größte organisatorische Herausforderung. Als zweitgrößte Hürde wird die Umstrukturierung der Unternehmensorganisation gesehen (18 Prozent).

Unabhängig von diesen Herausforderungen spielen die IT-Abteilungen im Gros der Unternehmen die federführende Rolle, wenn es um Industrie 4.0 geht. So hat in 73 Prozent der Firmen der IT-Leiter, der CIO oder der IT-Vorstand den Hut bei der Modernisierung der Produktion auf. In Großunternehmen liegt dieser Wert sogar bei 95 Prozent.

Kaum ein Unternehmen wird Industrie 4.0 eigenständig umsetzen können: Die Zusammenarbeit mit einem externen Dienstleister liegt nahe. Technisches Know-how steht bei 46 Prozent der Befragten dabei an erster Stelle. Für 40 Prozent spielt Vertrauen in den Partner eine große Rolle, für 36 Prozent ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Zudem legen 32 Prozent großen Wert auf Prozess-Know-how und Branchenkompetenz.

„Von Sicherheitsbedenken und fehlenden Sicherheitsstandards über mangelndes Mitarbeiter-Know-how bis hin zur Notwendigkeit, die Unternehmensorganisation anzupassen, gibt es viele Hürden, um Industrie 4.0 umzusetzen“, erklärt Henning von Kielpinski, Leiter Business Development bei Consol Software in München. „Dennoch können es sich Unternehmen angesichts des wachsenden Drucks im globalen Wettbewerb kaum leisten, das Projekt auf die lange Bank zu schieben, denn Kostensenkung und Agilität sind essenziell, um langfristig am Markt zu bestehen. Industrie-4.0-Projekte und moderne Technologien wie IoT, Big Data und Analytics sind dafür die Voraussetzung.“


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