Das produzierende Gewerbe ist sich über Wettbewerbschancen durch die vierte industrielle Revolution noch uneinig. Laut einer Untersuchung haben dabei Maschinen- und Anlagenbauer haben deutlichen Nachholbedarf, automotive-Unternehmen sind Industrie 4.0-Vorreiter. [...]
Wie weit die Schere zwischen den Branchen auseinanderklafft, verdeutlicht ein weiteres Studienergebnis: Während im Maschinen- und Anlagenbau derzeit neun Prozent aller Unternehmen Selbststeuerung und Vernetzung in ihrer Fertigung einsetzen, sind es im Automotive-Sektor bereits doppelt so viele. „Anders als im Maschinen- und Anlagenbau agieren mittelständische Fertiger in der Automobilindustrie meist als Zulieferer innerhalb engmaschig verzahnter Lieferketten. Viele von ihnen unterliegen daher einem hohen Innovationsdruck, der von den großen Abnehmern innerhalb der Supply Chain ausgeht“, so PAC-Analystin Stefanie Naujoks.
Zur klaren Vorreiterrolle der Automotive-Branche bei der Adaption dieser fundamentalen Technologie ergänzt Thomas Ahlers, Mitglied der Geschäftsleitung Freudenberg IT: „Gerade Automobilzulieferer sind auf extrem flexible Fertigungsprozesse und deren intelligente Vernetzung angewiesen. Vollintegrierte Lagerprozesse sind in dieser Branche unumgänglich, da Systemkomponenten oftmals in definierter Reihenfolge zum jeweils festgelegten Zeitpunkt geliefert werden, damit sie beim Kunden ohne Zwischenlagerung weiterverbaut werden können.“
Auch beim Einsatz intelligenter Produktionsanlagen liegen Automotive-Unternehmen (80 Prozent) deutlich vor Anlagen- und Maschinenbauern (31 Prozent). Anlagenintelligenz gilt als Vorstufe zu Industrie 4.0 und ist unter anderem für automatische Wartungsanforderungen erforderlich oder für eigenständiges Abschalten von Maschinen, etwa bei einem anstehenden Ölwechsel. Einzig bei der Nutzung IT-basierter Fernwartungslösungen liegen Automotive (75 Prozent) und Maschinenbau (67 Prozent) relativ dicht beieinander. „Fernwartungssysteme legen den Grundstein für eine dezentrale Vernetzung – und damit auch für selbststeuernde Fertigungsprozesse“, so Ahlers.
Auch das Thema Sicherheit wird brisanter. Durch die Entwicklung in Richtung Industrie 4.0 wird der Schutz vor Angriffen durch Hacker und Spione, vor Schadprogrammen und Sabotage auch in Produktionsstraßen ein immer wichtigeres Thema. Klassische Firewall- und Anti-Virus-Technologien, wie man sie aus der Office-IT kennt, bieten dafür nicht genügend Möglichkeiten. Vielmehr sind ganzheitliche Konzepte gefragt, die technische und organisatorische Maßnahmen vereinen.
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