Industrie und Digitalisierung: Es fehlt ein Plan

Die digitale Transformation wird in Österreich eher als schleichende Evolution statt als Revo-lution wahrgenommen. Viele Unternehmen versuchen die Digitalisierung im operativen Ta-gesgeschäft unterzubringen anstatt sich auf Führungsebene Gedanken über die Strategie zu machen. Deutlich sichtbar wird diese Unsicherheit und Unwissenheit im Industriebereich. [...]

Rund die Hälfte aller Betriebe haben keinen Plan für die digitale Transformation, so die aktuelle Studie „Industrie 4.0 in Österreich“ vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sowie Salzburg Research. Von 68 befragten Unternehmen sehen die meisten die Herausforderungen in der Umsetzung der Digitalisierung bei qualifizierten Mitarbeitern und Datensicherheit. 
Obwohl es bei einigen Fertigungsbetrieben bereits Ansätze zu Smart Factory und Produktionsoptimierung gibt, sind die Unternehmen beim Thema Smart Products – beispielsweise „as a Service-Modelle“, digitale Zusatzleistungen, neue Geschäftsmodelle – oft planlos. Eine Hürde dabei ist die Vielzahl an neuen Tools, mit denen die Betriebe nichts anzufangen wissen, etwa 3D-Druck, Sensorik, IoT und Machine Learning. Diese Tools bieten große Chancen, bedingen aber eine digitale Strategie und Veränderungen im Geschäftsmodell. 
Auch die Studie unterstreicht, dass zuerst die Unternehmensstrategie weiterentwickelt werden muss und Digitalisierung nicht im operativen Geschäft mitlaufen soll. Wichtig ist auch, sich proaktiv mit Kunden und Lieferanten auszutauschen und abzustimmen, um nicht von der Konkurrenz überholt zu werden. Datenstrategie und -sicherheit haben ebenfalls hohe Priorität: Wo liegen die Daten, wer hat Zugriff, wie können sie genutzt werden, etwa wenn Maschinen beim Kunden stehen. Aktive Kommunikation mit den Mitarbeitern ist essenziell, um die Strategie und Ziele klar zu machen und Probleme aktiv anzusprechen. Zudem ist Weiterbildung der Mitarbeiter ein zentrales Thema, um für die Digitalisierung gerüstet zu sein. 
Generell gilt, dass sich innovative Konzepte und neue Geschäftsmodelle meist nicht mit bestehenden alten Strukturen abbilden lassen. Wie große Industrieunternehmen die ersten Digitalisierungsschritte erfolgreich bewältigt haben, zeigen einige Beispiele: Atomic war bis-her B2B-Skihersteller, jetzt können die Endkunden direkt im Online Shop die Ski personalisieren und bestellen. AVL List hat eine Predictive Maintenance-Lösung im Einsatz, die Stillstände und Ausfälle vermeiden hilft. Zumtobel bietet Beleuchtung as a Service und Zusatzdienste wie Bewegungsmelder in Lampen, Energieeffizienzberatung und Planungsleistungen. Es gibt also bereits smarte Produkte und Businessmodelle. Basis für einen erfolgreichen Ritt auf der Digitalisierungswelle ist eine digitale Unternehmensstrategie. Hier unterstützen spezialisierte Dienstleister mit Beratungsleistungen und der Umsetzung.
*Mario Lehner ist Geschäftsführer der insideAx GmbH.

Mehr Artikel

News

6 Grundsätze für eine KI-taugliche Datenbasis

Wer Künstliche Intelligenz nutzen will, muss über eine vertrauenswürdige Datengrundlage verfügen. Daten sind das Lebenselixier von KI-Systemen und bestimmen maßgeblich die Qualität und Zuverlässigkeit der Ergebnisse. Nur so können KI-Modelle robust, anpassungsfähig und vertrauenswürdig arbeiten. […]

News

Cybersicherheitsbudgets werden falsch priorisiert

Der ICS/OT Cybersecurity Budget Report 2025 von OPSWAT deckt erhebliche Lücken in den Cybersicherheitsbudgets sowie einen Anstieg von ICS/OT-fokussierten Angriffen auf. Ferner wird deutlich, wie durch eine unzureichende Finanzierung, falsch gesetzte Prioritäten und uneinheitliche Abwehrmaßnahmen kritische Infrastrukturen immer raffinierteren Bedrohungen ausgesetzt sind. […]

News

Nach dem Hype: Diese vier KI-Trends werden 2025 weiterhin prägen

Die vergangenen zwei Jahre haben einen regelrechten KI-Boom erlebt. Insbesondere generative Modelle (GenAI) haben sich rasant weiterentwickelt und etablieren sich zunehmend als feste Größe in den Arbeitsprozessen von Organisationen weltweit. Angesichts dieser Dynamik fragen sich nun viele Unternehmen, welche Entwicklungen das Jahr 2025 bestimmen werden und welche Potenziale sich daraus ergeben. […]

News

Generative KI als Sicherheitsrisiko

Eine neue Studie von Netskope zeigt einen 30-fachen Anstieg der Daten, die von Unternehmensanwendern im letzten Jahr an GenAI-Apps (generative KI) gesendet wurden. Dazu gehören sensible Daten wie Quellcode, regulierte Daten, Passwörter und Schlüssel sowie geistiges Eigentum. Dies erhöht das Risiko von kostspieligen Sicherheitsverletzungen, Compliance-Verstößen und Diebstahl geistigen Eigentums erheblich. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*