Der börsenotierte Halbleiter-Spezialist Infineon kommt schneller wieder in Schwung als erwartet. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr schraubte der Konzern seine Prognose für das laufende Jahr nach oben und überraschte auch im vergangenen dritten Quartal positiv. [...]
„Infineon hat sich gut erholt und ist wieder gewachsen“, sagte Vorstandschef Reinhard Ploss am Dienstag und stellte ein weiteres Umsatzplus und steigenden Gewinn im laufenden Quartal in Aussicht. War Infineon im vergangenen Herbst noch von einem kräftigen Umsatzrückgang zwischen 5 und 9 Prozent und einer Marge für das Segmentergebnis zwischen 5 und 9 Prozent für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr ausgegangen, sieht die Lage mittlerweile deutlich positiver aus: Ploss kalkuliert nur noch mit einem Umsatzrückgang von etwa 1,5 Prozent. Die Marge dürfte bei knapp unter zehn Prozent herauskommen. Zum Vergleich: Im Vorjahr erreichte sie 13,5 Prozent.
Die frühere Siemens-Tochter Infineon profitiert nun davon, dass Ploss vergangenen Jahres trotz einbrechender Aufträge und Gewinne auf tiefere Einschnitte verzichtet hatte. Der Manager hatte den Konzern lediglich in den Stand-by-Modus versetzt. Entlassungen gab es keine, wohl aber Kurzarbeit. Nicht ausgelastete Anlagen wurden abgeschaltet.
Im zurückliegenden Quartal verbesserte sich die Auslastung bei Infineon weiter: Der Umsatz legte zwischen April und Ende Juni um 11 Prozent im Vergleich zum Vorquartal auf 1,022 Mrd. Euro zu. Das Segmentergebnis, das die betriebliche Entwicklung widerspiegeln soll, schnellte um 72 Prozent auf 117 Millionen Euro nach oben. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 77 Millionen Euro – nach gerade einmal 33 Millionen im Quartal zuvor. Damit übertraf der Konzern die Schätzungen der Analysten teils deutlich.
In allen Sparten, die von dem wichtigen Gewinnbringer Autochips, über Halbleiter für die Industrie oder Smartphone-Hersteller reichen, legten Umsatz und Gewinn im Vergleich zum Vorquartal zu. Bei Halbleiterherstellern ist wegen der schwankenden Preise der Vergleich mit dem Vorquartal üblich. Im Jahresvergleich legte der Umsatz um drei Prozent zu und der Quartalsgewinn schrumpfte um sechs Prozent. Die Zahl der Mitarbeiter lag zu Quartalsende bei 26.210, ein leichter Rückgang gegenüber 26.454 im Vorjahresquartal.
Obwohl viele Infineon-Kunden aus der Autoindustrie in Europa seit geraumer Zeit mit herben Absatzproblemen kämpfen, sieht der Konzern in Nordamerika und Asien weiterhin Wachstum. Dort bauen auch viele deutsche Hersteller die Produktion aus. Gerade der Trend hin zu mehr Elektronik im Auto und die Vorliebe für gut ausgestattete Oberklasse-Wagen spielen Infineon in die Hände: In diesen Fahrzeugen stecken mehr Chips.
Im Industriegeschäft, wo sich Infineon etwa auf Chips für die Energiesteuerung spezialisiert hat, setzte sich laut dem Konzern „die Erholung des Umsatzes dynamisch fort“. Zudem verlangten chinesische Kunden nach Leistungshalbleitern im Bereich erneuerbarer Energien. Die Nachfrage habe sich in allen Anwendungsbereichen belebt. Bei Chips wie sie in Personalausweisen, SIM-Karten für Handys oder Bezahlkarten stecken sprang die Nachfrage ebenfalls an.
Da Halbleiter in vielen Produkten stecken und für die Industrie wichtig sind, merken die Konzerne Konjunkturschwankungen früh und heftig. Jüngst hatte sich bereits eine ganze Reihe anderer Branchengrößen wie STMicroelectronics oder Texas Instruments wieder optimistischer geäußert.
Infineon ist in Österreich mit Produktions- und Forschungsstätten vertreten, Sitz von Infineon Technologies Austria ist in Villach. (apa)
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