Infor ist mit der cloudbasierenden Global Commerce Platform GT Nexus eine Akquisitionsvereinbarung eingegangen. Der Abschluss im Wert von 675 Mio. Dollar wird derzeit rechtlich geprüft und soll innerhalb von 45 Tagen abgeschlossen sein. [...]
Etwa 25.000 Unternehmen verlassen sich auf GT Nexus. Darunter befinden sich sechs der zehn größten Logistikdienstleister sowie 30 globale Finanzinstitute – zusammen verwalten sie über das cloudbasierende Business-Netzwerk Güter und Dienstleistungen im Wert von mehr als 100 Mrd. Dollar pro Jahr. Zu den Kunden von GT Nexus zählen die adidas Group, Caterpillar, Columbia Sportswear, DHL, Home Depot, Levi Strauss & Co., Maersk, Pfizer, Procter & Gamble sowie UPS.
Infor bietet ERP-Software, mit der Unternehmen ihre internen Produktionsprozesse steuern. Der Trend hin zur Auftragsfertigung bedeutet, dass Produktionsprozesse vom eigenen ERP-System hin zu den Systemen der Zulieferer ausgelagert werden. Gerade in diesen vorgelagerten Bereichen der Wertschöpfungskette hat Infor einen gewachsenen Kundenstamm. Da viele Produkte heute von einer Vielzahl an Firmen gemeinsam entwickelt, produziert und ausgeliefert werden, empfiehlt sich eine gemeinsame Cloud-Plattform zur Koordination aller Prozesse.
GT Nexus bietet ein globales Auftragsmanagement-System an, mit dem sich Geschäftsprozesse unternehmens- und partnerübergreifend steuern lassen. Firmen aus den Bereichen Handel, Mode und industrielle Fertigung können über dieses System eng mit ihren Zulieferern zusammenarbeiten sowie ihre Distribution abwickeln und optimieren – und so ganz nach Bedarf an Kunden, Distributionszentren und Retail-Outlets liefern. Die Cloud-Lösung wurde für genau diesen Zweck entwickelt.
MEHR TRANSPARENZ IM SCM
„Infor und GT Nexus werden ihren Kunden gemeinsam eine völlig neue Dimension an Transparenz in der Supply Chain bieten, sei es bei der Verwaltung von Produktionsprozessen oder der Überwachung von Warenbewegungen“, ist Charles Phillips, CEO von Infor, überzeugt. „In einer komplexen Supply Chain, in der sich Güter mit hoher Umlaufgeschwindigkeit bewegen, ist es für alle Partner essenziell zu wissen, was bestellt wurde, wann die Fertigung erfolgt ist, wo sich das fertige Produkt befindet, ob sich die Bestellung geändert sowie ob der Gegenstand den Zoll passiert hat. Zunehmende Spezialisierung und Geschwindigkeit sprechen dafür, Produktion in die Commerce-Cloud zu verlagern.“
Das Netzwerk von GT Nexus ist direkt in die Auftragsmanagement-Systeme der Käufer und Lieferanten integriert. Käufer übermitteln ihre Aufträge über GT Nexus an ihre Lieferanten, Finanzinstitute, Frachtführer und Logistikdienstleister. Somit wird GT Nexus zum Auftragsmanagement-System für das gesamte Netzwerk: Darin befinden sich die Stammaufzeichnungen der Aufträge aller beteiligten Partner.
Darüber hinaus verwaltet GT Nexus mehr als 20 Mrd. Dollar an Zahlungen zwischen Käufern und Lieferanten in 90 Ländern und in acht Währungen. Käufer und Finanzinstitute bieten über die Cloud von GT Nexus Finanzierungslösungen und Zahlungssicherheiten vor und nach dem Export.
„Infor ist ein hervorragender Hafen für GT Nexus und wir freuen uns über den Zusammenschluss mit einem Unternehmen, das über starkes Know-how in den Bereichen industrielle Produktion, Handel und Lieferkettenmanagement verfügt“, so Sean Feeney, CEO von GT Nexus.
Die industriespezifischen Cloud-Suiten von Infor, wie etwa Infor CloudSuite Fashion, sind auf Branchen-Subsegmente zugeschnittene, mehrmandantenfähige Applikationen, die über Amazon Web Services bereitgestellt werden. Infor hat mehr als 3.200 Kunden in den Bereichen Mode und Handel – von denen viele bereits GT Nexus einsetzen. Die Verbindung des Netzwerks von GT Nexus mit der CloudSuite-Technologie von Infor soll es Firmen ermöglichen, anstelle extrapolierter Voraussagen einen integrierten Ansatz aus Verkaufsförderung, Marketing und Bedarfsdaten anzuwenden. So lassen sich Vertrieb und Produktionsprozesse sowie die Produktionsplanung verbessern.
Infor bietet außerdem Einblicke in den derzeitigen Status von Aufträgen, die sich gerade in der Produktion befinden. Damit wird Collaborative Design im Netzwerk möglich, ebenso wie die Übertragung von Stücklistenänderungen aus der Infor-eigenen Product-Lifecycle-Management-(PLM-)Lösung.
Desweiteren steuert der ERP-Anbieter Social-Collaboration-Funktionen bei, mit denen sich unstrukturierte Kommunikationsprozesse innerhalb der per GT Nexus gesteuerten Supply Chain strukturieren lassen. Die Applikation Infor Ming.le beispielsweise ist eine Plattform für kollaborative Geschäftsprozesse. Händler wie Hersteller können außerdem Infor Rhythm nutzen, die Multichannel-Plattform für e-Commerce. Sie überträgt Aufträge Workflow-basiert in die Commerce-Cloud.
ÄHNLICHE ARCHITEKTUR
GT Nexus und Infor CloudSuites ähneln sich in ihrer Architektur. Beide nutzen eine einzige kanonische Karte für Aufträge, sind ereignisgetrieben und nutzen Open-Source-Komponenten. Im Gegensatz zu anderen B2B-üblichen Übertragungswegen bildet GT Nexus ein Cloud-Netzwerk mit einer gemeinsamen Code-Basis für alle Kunden. Diese liefert an allen Stationen der Wertschöpfungskette einen einheitlichen Blick auf einen Auftrag. Die kanonische Karte erlaubt es Zulieferern, dem Netzwerk beizutreten und mit sämtlichen Kunden in Kontakt zu treten – im Gegensatz zu Netzwerken anderer Anbieter, die nach individuellen Karten und Portalen für jeden Käufer verlangen.
GT Nexus ermöglicht zudem einen direkten Einkauf von Produkten durch den Endkunden eines Unternehmens. Der Markt ist wesentlich umfangreicher als jener für den indirekten Einkauf, der hauptsächlich auf administrative Güter und Dienstleistungen für den internen Verbrauch abzielt. Das GT-Nexus-Netzwerk für den direkten Einkauf optimiert Aufträge für geschäftskritische Güter, die zu einem direkten Umsatz beim Kunden bzw. Markeneigner führen.
Credit Suisse und Bank of America Merrill Lynch unterstützten Infor bei der Akquisition als Finanzberater, während Gibson, Dunn & Crutcher LLP sowie Kirkland & Ellis LLP rechtlich beratend tätig waren. Auf Seiten von GT Nexus waren Morgan Stanley, Wilson Sonsini, Goodrich & Rosati, Cleary Gottlieb Steen & Hamilton LLP sowie KPMG beteiligt. (pi/rnf)
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