Innovation und Souveränität für Europas digitale Wirtschaft

Europas digitale Zukunft ist ein zentrales Thema von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Im Rahmen der Technology Talks Austria 2025 wurde diese Frage in einem Special Event unter dem Titel „Towards Sovereign Business Success“ aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. [...]

Digitale Souveränität ist nicht nur eine Vision, sondern kann – mit dem richtigen Zusammenspiel der Akteure – zu einem europäischen Erfolgsmodell werden. (c) stock.adobe.com/Lamaba

Der Workshop „Towards Sovereign Business Success“ wurde vom Gaia-X Hub Austria und der Plattform Industrie 4.0 mit Beteiligung des AIT Austrian Institute of Technology organisiert und brachte führende Stimmen aus Startups, Industrie, Forschung und Politik an einen Tisch. Ins Zentrum stellte Michael Fälbl von der Plattform Industrie 4.0 die Frage: Wie kann Europa digitale Souveränität erlangen und gleichzeitig innovative Geschäftsmodelle erfolgreich auf den Markt bringen?

Spinoffs und Startups als Treiber

Besonderes Augenmerk lag auf der Rolle von Spinoffs, Startups und Scaleups. Sie gelten als Motor für Europas digitale Wettbewerbsfähigkeit – vorausgesetzt, es gelingt, innovative Technologien mit marktfähigen Produkten und europäischen Werten in Einklang zu bringen.

„Wir brauchen die Freaks, die Technologie bauen und in Nischen-Themen weltweite Spitze sein wollen“, forderte Stefan Plank, Co-Founder & COO von TACEO. Damit brachte er die Notwendigkeit technologischen Pioniergeists auf den Punkt.

Hannah Wundsam, Managing Director AustrianStartups, wiederum mahnte an, dass Startups in Europa besseren Zugang zu Kapital benötigen: „Mehr europäisches Risikokapital ist entscheidend, um jungen Unternehmen langfristige Perspektiven zu ermöglichen und sie nicht in die Abhängigkeit von internationalen Finanzierungsquellen zu drängen.“

Von der Idee zum Markt

Auch die Frage, wie Innovationen den Sprung in den Markt schaffen, stand im Fokus. Benjamin Mörzinger, Geschäftsführer und Gründer von nista, erinnerte daran, dass Technologien nur dann erfolgreich sind, wenn sie für die Nutzer:innen verständlich und unmittelbar einsetzbar sind: „Facebook konnte durch Anwendungen wie Farmville sehr schnell Reichweite und Akzeptanz aufbauen – der Markteintritt gelang über einen klaren, verständlichen Nutzungspunkt. Für die Datenökonomie brauchen wir ähnliche Anwendungen. Gerade im DACH-Raum verlieren wir uns jedoch oft in technischen Details und Infrastrukturfragen. So entstehen zwar performante Systeme, es fehlt aber an den Nutzer:innen, weil der direkte Mehrwert nicht sichtbar genug ist.“

Standardisierung als Schlüssel

Ein zentrales Schlaglicht setzte Markus Sabadello, Gründer der Danube Tech GmbH: „Wer Standards baut, gestaltet Märkte.“ Standardisierung wurde nicht nur als technische Notwendigkeit, sondern als strategisches Instrument für europäische Wettbewerbsfähigkeit hervorgehoben.

Auch Andreas Krimbacher, Technical Lead bei nexyo, unterstrich die Bedeutung gemeinsamer Entwicklungsprozesse: Nur wenn Unternehmen aktiv in Forschungsprojekte eingebunden werden, können praxisnahe und umsetzbare Lösungen entstehen.

Politische und technologische Weichenstellungen

Aus politischer Sicht brachte Michael Wiesmüller, Leiter der Abteilung Digitale und Schlüsseltechnologien für industrielle Innovation im Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur, die Perspektive des Bundesministeriums ein: „Die Marktdurchdringung von Technologien und die nachhaltige Nutzung von Datenräumen sind seit fast zehn Jahren Kernelemente der österreichischen Innovationsstrategie und werden auch in der kommenden Schlüsseltechnologieoffensive eine wichtige Rolle spielen.“

Die technologischen Möglichkeiten illustrierte Alexander Wahler, CEO & Co-Founder von Onlim: Er zeigte, wie sich Data Spaces mit künstlicher Intelligenz – etwa Knowledge Graphs oder Chatbots – verknüpfen lassen und welche Marktpotenziale insbesondere für den deutschsprachigen Raum entstehen.

Die Teilnehmenden der Diskussionsrunde zum Thema „Towards Sovereign Business Success“ (v.l.n.r.): Stefan Plank, Alexander Wahler, Markus Sabadello, Hannah Wundsam, Benjamin Mörzinger, Andreas Krimbacher, Michael Wiesmüller und Michael Fälbl. (c) Valerie Maltseva/Agenda Studio

Semantische KI und strukturelle Herausforderungen

Martin Kaltenböck, Co-Founder & SVP Customer Success, Graphwise / Managing Partner & CFO der Semantic Web Company, terminbedingt verhindert, brachte seine Expertise in schriftlicher Form ein. Er hob die Relevanz semantischer KI hervor, die europäischen Unternehmen helfen kann, ihre KI-Investitionen vertrauenswürdig und skalierbar nutzbar zu machen. Gleichzeitig wies er auf strukturelle Hürden hin – etwa eine überbordende Regulierung oder die erschwerte Finanzierung immaterieller Vermögenswerte in Österreich.

Zusammenarbeit als Erfolgsfaktor

Der Workshop verdeutlichte eindrucksvoll: Europäische digitale Souveränität ist kein abstraktes Ziel, sondern ein konkretes Handlungsfeld. Sie erfordert mutige Gründer:innen, die neue Technologien vorantreiben, kluge Finanzierungsmechanismen, die Innovationen ermöglichen, praxisnahe Forschung, die den Transfer in den Markt sicherstellt, sowie klare, international anschlussfähige Standards.

Nur durch die enge Zusammenarbeit von Politik, Industrie, Startups und Forschung können Datenräume, Künstliche Intelligenz und Open Source als Schlüsseltechnologien nachhaltig in Europa verankert werden.

Helmut Leopold, Chairman des Gaia-X Hub Austria: „Die Kombination unserer Daten aus den unterschiedlichsten Industrie- und Marktbereichen mit intelligenten Methoden für faire Marktmechanismen bei gleichzeitiger Wahrung der vollständigen Kontrolle über unsere Daten ist die Grundlage, um in der zukünftigen Daten- und KI-Wirtschaft erfolgreich zu sein.“

Roland Sommer, Geschäftsführer der Plattform Industrie 4.0: „Österreichische Startups und Scaleups sind, auch im internationalen Vergleich, in führenden Positionen und können einen wesentlichen Beitrag zu einer österreichischen und europäischen Technologiesouveränität leisten.“

Digitale Souveränität ist damit nicht nur eine Vision, sondern kann – mit dem richtigen Zusammenspiel der Akteure – zu einem europäischen Erfolgsmodell werden.


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