Beim diesjährigen Innovationspreis NÖ gewann die FH St. Pölten den ersten Preis in der Kategorie Forschung mit einem Projekt zum sicheren Informationsaustausch mittels Satellitenkryptografie. Die Innovationspreise wurden gestern bei einer Gala in der Burg Perchtoldsdorf verliehen. [...]
Digitalisierung und Globalisierung benötigen sichere Kommunikation und sichere, verschlüsselte Daten. Bisherige Verfahren der Kryptografie verschlüsseln Daten mit mathematischen Methoden, die für Angreifer schwer zu knacken sind. Doch mit immer leistungsfähigeren Rechnern könnten die Methoden durchschaubar werden.
„Insbesondere wenn einmal leistungsfähige Quantencomputer existieren, werden die bestehenden Methoden zu unsicher. Daher versucht man schon seit Jahrzehnten physikalische Methoden zur Schlüsselerzeugung zu finden. Begonnen haben diese Methoden mit der Quantenkryptografie, die mit verschränkten Teilchen hochsicher umsetzbar ist. Doch diese Lösung ist sehr teuer und weltweit massentauglich nicht einsetzbar“, erklärt FH-Dozent und IT-Sicherheitsforscher Ernst Piller.
Piller entwickelt am Institut für IT Sicherheitsforschung der FH St. Pölten mit Kolleginnen und Kollegen physikalische Methoden zum Verschlüsseln von Daten. Eines dieser Verfahren hat nun den Innovationspreis NÖ in der Kategorie Forschungseinrichtungen gewonnen.
Funksignale und Satellitenkommunikation
Neben der aufwändigen Methode der Quantenkryptografie arbeiten weltweit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an kostengünstigen Verfahren, die Funkkanaleigenschaften zur Erzeugung und Verteilung von Schlüsseln nutzen – auch an der FH St. Pölten. Doch diese Verfahren sind bis heute nur für kurze Entfernungen (bis ca. 20 km) geeignet. Seit eineinhalb Jahren forschen Piller und sein Projektteam im Rahmen des Forschungsprojektes „KIF – Hochsichere, langzeitige Kryptografie für kabellose Kommunikation mit Integration von Funkmessdaten“ daran, diese Lösung auch auf große Entfernungen und für Kommunikation rund um den Globus auszudehnen.
Für ihren Ansatz nutzen sie Satellitenkommunikation ohne Beachtung der Daten. „Daher haben wir diese Art der Kryptografie Satellitenkryptografie genannt. Im Gegensatz zur Quantenkryptografie ist diese Lösung durch die geringen Kosten der Satellitenkommunikation massentauglich einsetzbar“, erklärt Piller.
An zwei Stellen (jeweils Sender und Empfänger), werden die Phasenwinkel von Signalen gemessen. Durch die schnelle Bewegung der Satelliten und Umwelteinflüsse (vor allem Signalbrechungen) sind die Messwerte zufällig und nur an den beiden Stellen gleich. Daraus lassen sich Zufallsdaten erzeugen, die in Verbindung mit mathematischen Verfahren zum Generieren des Schlüssels verwendet werden und die von potentiellen Angreiferinnen und Angreifern nicht abgehört werden können.
Das Forschungsprojekt KIF wird vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie im Rahmen des österreichischen Förderprogramms für die Sicherheitsforschung KIRAS finanziert. Partner im Projekt sind die Cryptas it-Security GmbH, das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA), ASFINAG und Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport (BMLVS).
Patente, Anerkennung für Projekte und Impulsvortrag zu Blockchain
Piller und sein Team haben drei Patente zur neuen Technik angemeldet. „Das ermöglicht eine längere Technologieführerschaft und die Forschungsergebnisse stärken die Forschungsstandorte Niederösterreich und St. Pölten, die damit in den Forschungsbereichen Kryptografie und Weltraumanwendungen international deutlich sichtbarer werden“, sagt Piller.
Weitere Projekte der FH St. Pölten erhielten Anerkennungsurkunden beim Innovationspreis NÖ 2019: die Projekte SoniTalk, IntelliGait und DALICC (Data Licenses Clearance Center). SoniTalk ermöglicht Datenaustausch über Ultraschallsignale zwischen Mikrofon und Lautsprecher von Smartphones. Es schafft damit einen völlig neuen Kommunikationskanal für location-based Services und schützt durch seine innovative Architektur die Privatsphäre der Nutzer. IntelliGait erforscht und entwirft Methoden zur Visualisierung und Analyse von klinischen Gangmessdaten. DALICC entwickelt LegalTech-Software für Unternehmen zur digitalen Rechteklärung externer Datenquellen.
Franz Fidler, stellvertretender Leiter des Departments Medien und Digitale Technologien, hielt im Rahmen der Gala einen Impulsvortrag zum Thema Blockchain Basics und Thomas Moser, Leiter der Forschungsgruppe Digital Technologies, einen zum Thema Mixed Reality.
Der Sonderpreis Künstliche Intelligenz ging an die Firma MBIT Solutions GMBH. Bei ihr arbeitet mit Thomas Ederer ebenfalls ein Absolvent des Studiengangs Digitale Medientechnologien der FH St. Pölten.
Übrigens: Das Projekt zur Satellitenkryptografie gewann heuer im Sommer bereits den ersten Preis in der Kategorie „geniale Forschung“ beim niederösterreichischen riz up GENIUS. https://research.fhstp.ac.at/projekte/kif-kryptografie-fuer-kabellose-kommunikation
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