Innovationstreiber Österreich

Das Jahr 2024 hat mit einer wichtigen Änderung begonnen: Die K-Businesscom firmiert seitdem als CANCOM Austria. Mit der formalen Transformation ist eine inhaltliche Weiterentwicklung verbunden. Der führende IKT-Anbieter bedient nun den gesamten DACH-Raum und punktet mit einem vergrößertem Portfolio. [...]

Dietmar Wiesinger, Vorstand der CANCOM Austria, sowie Jochen Borenich, Vorstand der CANCOM SE und seit Anfang April Integrationsvorstand in Österreich. (c) Erich Reismann
Dietmar Wiesinger, Vorstand der CANCOM Austria, sowie Jochen Borenich, Vorstand der CANCOM SE und seit Anfang April Integrationsvorstand in Österreich. (c) Erich Reismann

Man hört oft, dass Großunternehmen Probleme haben, sich dynamisch zu verändern. Es gibt auch Ausnahmen: Bisher kannte man Österreichs führenden IKT-Service Provider und Digitalisierungspartner unter dem Namen Kapsch BusinessCom, aus dem K-Businesscom hervorging. 2023 wurde das Unternehmen schließlich von der CANCOM Gruppe mit Hauptsitz in München übernommen und firmiert seit Anfang des Jahres als CANCOM Austria.

Der Hintergrund der Zusammenführung ist klar: ein erweitertes Portfolio und eine stärke Positionierung in der gesamten DACH-Region. „Die Erwartung, was Marktauftritt und -positionierung betrifft, haben sich erfüllt“, sagt Jochen Borenich, Vorstand der CANCOM SE und seit Anfang April zusätzlich Integrationsvorstand in Österreich. „Und das zweifach: Wir profitieren einerseits durch die regionale Ergänzung zweier führender Unternehmen in Deutschland und Österreich plus den Niederlassungen in der Schweiz, Tschechien und Rumänien, die wir eingebracht haben. Das zweite ist die Portfolio-Sicht: Was in Österreich gefehlt hat, war alles rund um das Thema Workplace Lifecycle Management – man kann dazu auch New Work sagen. Hier sind wir deutlich stärker geworden. Und umgekehrt bringen wir viel Expertise im Bereich Netzwerk, Cybersecurity und künstlicher Intelligenz ein.“

Dietmar Wiesinger, Vorstand der CANCOM Austria, ergänzt im Gespräch mit transform! „Das Ziel war nicht, einen Synergie- oder Kosten-Case, sondern ein Wachstum-Case zu schaffen, was bereits erste Erfolge zeigt. Neben dem Workplace-Portfolio gibt es eine erfreuliche Entwicklung namens Marketplace, um unseren Kunden SaaS-Lizenzen anbieten zu können – also alles rund um das Thema E-Commerce.“

Die Verantwortlichen der CANCOM Gruppe haben fünf strategische Schwerpunktthemen definiert. Borenich: „Der erste Punkt umfasst alles rund um die neue Welt des Arbeitens. Wir können hybride Varianten sehr gut unterstützen, indem wir etwa den Arbeitsplatz in einer sehr sicheren und gemanagten Form zur Verfügung stellen. Der zweite Punkt: Cloud, wobei wir sehr stark an das hybride Modell glauben. Das heißt, dass abseits der Hyperscaler die souveräne Cloud – aber auch die On prem-Welt – weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden. Drittens: Internet of Things. Aus meiner Sicht bringen wir hier extrem viel Expertise ein. Das beginnt beim Kommunikationsaspekt: Auf Grund unserer Historie haben wir sämtliche Netzwerkkompetenz im Haus, WiFi, 5G-Campus-Lösungen und andere Übertragungstechnologien. Wir können auch Edge-Devices betreiben, also direkt am Ort des Geschehens aktiv werden, wie beispielsweise bei einer Produktionsanlage. Auf dieser breiten Basis sind wir in der Lage, IoT-Lösungen end-to-end umzusetzen.“

Als vierten Punkt nennt Jochen Borenich Cybersecurity, „ein Thema, das am stärksten wächst, weil das Bedrohungsszenario sich laufend verschärft. Wir sehen eine Verdoppelung der Angriffsvolumina. Fünftens: künstliche Intelligenz, die in viele andere Themen wie Cybersecurity hineinspielt. Bei KI kommen wir endlich von der ›Spielwiese‹ in die Phase der produktiven Nutzung. Da hat etwa Microsoft mit seinem Copilot einen großen Beitrag geleistet, damit das Thema beim Enduser ankommt. Es geht aber auch um den Enterprise-Copiloten, wo KI beispielsweise in der Produktion oder im Gesundheitswesen zum Einsatz kommt. Es ist sehr spannend, die Kunden dabei zu begleiten – und das in einer Form, die sicher ist und den Regularien entspricht. Vergessen wir nicht den EU Artificial Intelligence Act oder, dass wir kurz vor NIS2 stehen. Wir sind sicherlich der beste Partner, der die genannten Themen end-to-end anbieten kann – von der Infrastruktur bis hin zu den realisierten Use Cases – ›Business-ready‹, wenn man so möchte. Mit den fünf Themen sind wir in den nächsten Jahre garantiert sehr gut aufgestellt“, ist Borenich überzeugt.

Vielfältige Zusammenarbeit

CANCOM ist bereits seit 1994 auf dem österreichischen Markt – vertreten durch die CANCOM a+d IT Solutions GmbH. „Das Unternehmen bietet ein umfangreiches Portfolio, darunter Geräte-Lifecycle-Management und Employee-Choice-Programme für Endgeräte verschiedener Hersteller wie Apple und Lenovo. Dies bildet eine ideale Ergänzung zu unserem bisherigen IKT-Portfolio“, beschreibt Dietmar Wiesinger einen wesentlichen Aspekt der Kooperation. Ein weiteres Beispiel, bei dem sich die Vereinigung der Kompetenzen beider Unternehmen konkret zeigt, ist jenes der Cybersecurity. „Die CANCOM Gruppe betreibt ein SOC (Security Operation Center) in Deutschland, während wir parallel dazu das größte SOC in Österreich unterhalten. Hier können wir die Kompetenzen bündeln und gesammelte Erfahrungen zusammenführen. Auch bei unseren Red-Teams – jenen Kollegen und Kolleginnen, die Angriffsszenarien bei Kunden mit sogenannten PEN-Test durchspielen – fand eine personelle Zusammenlegung statt. Mit einer breiten Expertise auf dem Gebiet steigt auch der Mehrwert und die Sicherheit für den Kunden“, sagt Dietmar Wiesinger.

Wie bereits erwähnt gehört Cybersecurity zu den Schwerpunktthemen der nächsten Jahre. „Als Marktführer von IT-Security-Services in Österreich sind wir gut positioniert und fest davon überzeugt, dass dieses Thema weiter an Bedeutung gewinnen wird“, kommentiert Wiesinger. „Wir beschäftigen uns mittlerweile seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema, verfügen somit über viel Erfahrung und hohe Kompetenz und entwickeln das Service Offering auch ständig weiter. Beispielhaft aktuell im Bereich OT-Security und Supply Chain Security. Zudem sind wir kein Hersteller von Sicherheits-Software, sondern ein Solution- und Service-Provider. Dies ermöglicht es uns, eine vielfältige Auswahl an Technologien anzubieten und maßgeschneiderte Lösungen für die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden zu entwickeln.“

Gesundheitswesen im Fokus

In Sachen Digitalisierung plant die CANCOM Gruppe die „herausragende Marktpositionierung in der Healthcare-Branche“ zu nutzen, um hier vor allem die Zusammenarbeit der unterschiedlichsten Player zu fördern. „Unser Ziel ist es, einen chancen­gerechten Zugang zu Gesund­heits­dienst­leistungen zu ermöglichen und die Gesund­heits­ver­sorgung durch digitale Trans­formation und Vernetzung der Akteure und Akteurinnen des Gesundheitswesens zu verbessern“, so Wiesinger. Laut dem CANCOM Austria-Vorstand können Gesundheitsdiensteanbieter und Patienten kompatible innovative Anwendungen verschiedener Softwarehersteller über die sogenannte CANCOM Smart Health Platform nutzen. „Das bedeutet für Ordinationen, Spitäler und andere Anbieter, dass sie flexibel die für sie besten Applikationen auswählen können, um ihren Arbeitsalltag optimal zu gestalten. Die Patienten und Patientinnen wiederum sind in der Lage, sich ihr individuelles Gesundheitsmanagement digital mit einem Klick zusammenzustellen. So wollen wir dazu beitragen, die Qualität und Nach­haltig­keit der Gesund­heits­versorgung zu steigern. Dabei stellen wir die Einhaltung von Sicherheitsstandards und Interoperabilität sicher.“

KI, aber sicher

Im Zeitalter von ChatGPT ist die Beschäftigung mit dem Thema der künstlichen Intelligenz obligatorisch. „KI hat das Potenzial, fast jeden Aspekt unseres Lebens zu transformieren, und das erstreckt sich von der Art und Weise, wie wir arbeiten und kommunizieren bis hin zu medizinischen Diagnosen oder der Bewältigung globaler Herausforderungen“, sagt Jochen Borenich. „In der Wirtschaft war der Einsatz bisher von primär analysierenden Anwendungen geprägt. Nun ist mit den generativen KI-Modellen eine neue Generation mit stark erweiterten Fähigkeiten gestartet und diese werden die Einsatzmöglichkeiten branchenübergreifend stark ausbauen.“ Dietmar Wiesinger ergänzt: „Wir setzen einerseits Projekte mit fertigen Lösungen wie einem Microsoft Copilot um, nutzen aber auch eigene Entwicklungskompetenzen und bieten zum Beispiel unseren ComGPT als maßgeschneiderten Assistenten an. Dieser ermöglicht den sicheren Einsatz von ChatGPT in einer geschützten Umgebung, sodass Unternehmen alle Vorteile nutzen können, ohne die Nachteile und Sicherheitsrisiken in Kauf nehmen zu müssen. Damit lässt sich die Produktivität der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen steigern, indem Prompts innerhalb des Teams geteilt und nahtlos in bestehende Systeme mittels SSO integriert werden. So gewährleisten wir den Schutz vor Zugriffen durch Dritte.“

Innovative Projekte

Ein aktuelles Projekt in Sachen KI ist die Entschlüsselung der Darmflora, die auf einer gemeinsamen Lösungen von CAMCOM Austria und Leftshift One basiert. Hintergrund: Um die komplexen Wechselwirkungen zwischen den Darmbakterien und unserer Gesundheit besser zu verstehen, setzen Forscher auf umfangreiche Analysen des Mikrobioms – so wird die Gesamtheit aller rund 100 Billionen Bakterien im Darm genannt.

Während der Grazer KI-Pionier Leftshift One KI-gestützt die Daten analysiert, steuert CANCOM Austria die notwendigen Software-Lösungen für die Erfassung, sichere Verarbeitung und Darstellung der Daten bei.

Noch vor der umfangreichen Analyse werden die Daten der Patienten – etwa zu Ernährungsfragen, Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Vorerkrankungen – über eine chatbasierte Benutzeroberfläche mit Spracheingabe aufgenommen und in Relation zu den Daten der Mikrobiomanalyse gebracht.

Ein weiteres Beispiel ist das Nachhaltigkeitsprojekt RecAL (Recycling Technologies for Circular Aluminium) im Rahmen des Programms Horizont Europa der Europäischen Union und HADEA. Hier entwickeln 19 Partner gemeinsam zukünftige Recycling-Use Cases. CANCOM Austria liefert die dazugehörige Digitaltechnologie. „Am Ende des Tages sollen alle Informationen und Aktivitäten auf einer europäischen Online-Plattform zentral gebündelt werden. Dieser ›Hub‹ ist das Herzstück des Projekts und kommt von uns. Wir sehen uns hier als Pionier, der das Potenzial und die Notwendigkeit erkannt hat, eine nachhaltige Industrie-Produktion durch Datentransparenz zu ermöglichen. Unsere Stärke liegt darin, dass wir sowohl ein starkes Industrienetzwerk, als auch die richtige Methodik und jahrelanges Knowhow sowie die Architektur, Entwicklung und den Betrieb der Lösung einbringen können“, so Wiesinger.

Integrationsrolle

Jochen Borenich, langjähriges Vorstandsmitglied der Kapsch BusinessCom AG, ist seit August 2023 im Vorstand der CANCOM SE als CSO tätig. In dieser Funktion verantwortet er den Vertrieb ebenso wie das strategische Portfolio – und Branchenmanagement über alle Regionen. Seit April ist er zudem Integrations-Vorstand bei der CANCOM Österreich, „um sicherzustellen, dass die Zusammenarbeit reibungslos funktioniert. Im Projektgeschäft läuft das bereits sehr gut. Um dies auch in der nächsten Phase sicherzustellen, begleite ich den Vorstand der CANCOM Österreich in einer Integrationsrolle“, so Borenich.

Auf die abschließende Frage, ob sich mit der Fusion seine Perspektive auf den österreichischen Markt verändert habe, antwortet er: „Nein, Österreich ist für die CANCOM Gruppe sehr wichtig, ein Drittel des Umsatzes – also rund 500 Millionen Euro von den gemeinsamen 1,5 Milliarden – wird hier erwirtschaftet. Der heimische Markt ist zudem durchaus innovativ. So ist er etwa bei vielen Unternehmen ein Stück weit Testmarkt, um Neues auszuprobieren. Zu den Themen, bei denen wir in Österreich innovativ unterwegs sind, gehören die Digitalisierung, und Cybersecurity – auch OT-Security, also die Absicherung auf Produktionsebene. Das ist ein Thema, bei dem wir schon viele tolle Projekte realisiert haben und das wir in Deutschland stärker ausrollen wollen. Wir können darauf stolz sein, dass wir in Österreich viele Innovationsprojekte vorantreiben können.“


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