KSV1870 analysiert die Ursachen der Insolvenzen 2015 im 10-Jahres-Vergleich [...]
Fehlende Planung, falsche Kalkulationen, unterschätzte Kostensteigerungen oder Absatzschwierigkeiten – oft mangelt es in den Betrieben an fundamentalem Knowhow und es es kommt zu schwerwiegenden „internen bzw. innerbetrieblichen Fehlern“. Die Hälfte (51 Prozent) der Pleiten des Vorjahres lassen sich auf interne Fehler zurückführen. Diese Ursache ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und hat im 10-Jahres-Vergleich (2006: 36 Prozent) nun einen Höchststand erreicht. „Damals wie heute sind Personen in den obersten Rängen zugange, die das kaufmännische Einmaleins nicht ausreichend beherrschen. Jedoch erfordern viele Aufgaben heute auch mehr Fachkenntnis als noch vor zehn Jahren – man denke nur an das Steuerrecht, das Jahr für Jahr komplexer wird. Hinzu kommt, dass das Aufgabenspektrum des heutigen Managements bedeutend vielfältiger ist als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Die bürokratischen Auflagen werden immer mehr und es kommen stetig neue Themen hinzu – Stichwort Compliance, Datenschutz, Barrierefreiheit etc. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob das Management die richtigen Prioritäten setzt, ausreichend Zeit für die überlebenswichtigen Aufgaben aufwendet und die restlichen Themen delegiert“, analysiert Dr. Hans-Georg Kantner, Leiter Insolvenz beim KSV1870.
Chefs heute sorgfältiger und achtsamer
Die Insolvenzursache „Fahrlässigkeit“ unterscheidet sich von reinen „internen Fehlern“ insofern als bei Fahrlässigkeit das Managements durchaus gewisse Fehlentwicklungen hätten voraussehen müssen, jedoch darüber hinweg gegangen ist. Dieser Mangel an Sorgfalt war im Vorjahr bei elf Prozent der Unternehmen der Grund für die Pleite. Noch 2006 war fahrlässiges Verhalten bei 22 Prozent der Unternehmen der Pleitegrund. Persönliches Verschulden – ebenfalls dem Management zuzuordnen – ist mit aktuell 9 Prozent niedrig. Die vergangenen zehn Jahre zeigen eine Wellenbewegung, die vom Anstieg und Rückgang der betrügerischen Handlungen gekennzeichnet ist. In der Rückschau bleibt die Ursache meist im einstelligen Prozentbereich.
Das Geld fehlt bei neun Prozent
Auf den ersten Blick überraschend: Obwohl die Unternehmen Österreichs traditionell vorsichtig sind, wenn es darum geht, Investoren ins Boot zu holen, ist auch der Kapitalmangel als Ursache zurückgegangen. Und zwar von 16 Prozent (2006) auf 9 Prozent im Vorjahr. In Zeiten von Basel III ist das Bewusstsein für solide Unternehmensfinanzierung merkbar gestiegen. Man weiß, dass der schnelle Kredit in der gewünschten Höhe nicht immer gewährt wird und sorgt daher vermehrt für eine solide Grundausstattung.
Insolvent durch externen Schock
Externe Ursachen wie eine veränderte Marktlage, überraschende Steuererhöhungen oder Kreditrestriktionen sind einmal mehr und einmal weniger Thema gewesen. Sie oszillieren zwischen zehn und zwanzig Prozent. 2015 wurden 15 Prozent der Pleiten von solchen Gründen verursacht. (pi)
Be the first to comment