Intel steigt in den SDN-Ring

Software Defined Networking (SDN) ist derzeit das Hype-Thema in der Netzbranche, könnten doch mit der Virtualisierung von Netz-Hardware die Karten neu gemischt werden. Mögliche Verlierer könnten die klassischen Schwergewichte wie Cisco sein. Und der Kampf um die Netzzukunft dürfte weiter an Schärfe gewinnen, denn mit Intel steigt nun ein weiterer Champion in den SDN-Ring. [...]

Ein PC-Markt der weiterhin schwächelt, ein Server-Business, das aufgrund von Virtualisierung und Cloud-Computing keine gigantischen Wachstumsraten mehr verspricht – an wen soll Intel seine CPUs weiterhin verkaufen? Der Chip-Bauer scheint nun eine Antwort gefunden zu haben: Er propagiert x86-Server als die Basis zum Aufbau einer virtualisierten Netzinfrastruktur mit Software Defined Networking (SDN). Entsprechende Referenzarchitekturen hat der Konzern jetzt auf dem Open Networking Summit vorgestellt.

Intels Schritt in Richtung SDN ist letztlich ein Frontalangriff auf etablierte Netz-Player wie Cisco, die jetzt schon alleine durch die Idee des Software Defined Networkings unter Druck standen. Schließlich bedroht das SDN-Paradigma ihr klassisches Geschäftsmodell, das – vereinfacht ausgedrückt – darin bestand, teure Hardware mit eigener Intelligenz im Endgerät (eigenes Betriebssystem, selbst entwickelte, spezifische ASICs) zu verkaufen. Dieses Hardware Defined Networking ist, so die derzeit weitverbreitete Meinung, obsolet und wird nicht mehr den Anforderungen des Cloud-Zeitalters gerecht. Mit Intel – das Unternehmen sucht nach neuen Absatzkanälen für seine Xeon-Prozessoren – werden die Karten im SDN-Spiel nun neu gemischt. Mit Big Switch Network, HP, NEC, NTT Data, Quanta, Super Micro, VMware und Vyatta, ein Brocade-Unternehmen, konnte der Chipgigant bereits erste namhafte Mitstreiter gewinnen.

Die Verwendung von X86-Servertechnik, so Intel, werde die Kosten für die Netzinfrastruktur drastisch senken. Dabei will Intel nicht nur in Sachen SDN mitmischen, sondern auch bei der Virtualisierung von Netzfunktionen und dem Schlagwort „Network Function Virtualization“ (NFV). SDN und NFV betrachtet Intel als zwei komplementäre Netztechniken, denn bei SDN gehe es primär um die Trennung von Control- und Data-Plane, während bei NFV die Virtualisierung von Netzfunktionen wie Firewall, VPN oder Intrusion Detection als virtuelle Applikationen auf Standard-Servern – die natürlich auf der x86-Plattform basieren sollten – im Vordergrund stehen.

Um dies zu realisieren, hat Intel mit dem Open Network Platform Switch Reference Design (ONP, Codename Seacliff Trail), dem Intel Data Plane Development Kit (Intel DPDK) sowie dem Open Network Platform Server Reference Design (Codename Sunrise Trail) drei Referenzarchitekturen vorgestellt. Seacliff Trail ist ein Referenzdesign zum Bau von Switches mit Intel CPUs, dem Ethernet Switch der 6700 Reihe sowie Kommunikationschips der 89xx Serie. Als Betriebssystem ist die Wind River Open Network Software vorgesehen. Mit dem Intel DPDK soll dagegen das Problem adressiert werden, dass Netzhardware klassisch für den Durchsatz großer Datenpakete optimiert ist. DPDK ist dagegen für den Transport kleiner Pakete mit Hilfe von vSwitches konzipiert. Hinter Sunrise Trail verbirgt sich der Gedanke, Server zu bauen, die als Appliance SDN- und NFV-Aufgaben übernehmen. Dazu sieht Intel die Verwendung von Xeon-Prozessoren, den Ethernet Controller 82599 sowie Chipsätze der 89xx-Familie vor.

* Jürgen Hill ist Redakteur der deutschen Computerwoche.


Mehr Artikel

News

Produktionsplanung 2026: Worauf es ankommt

Resilienz gilt als das neue Patentrezept, um aktuelle und kommende Krisen nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Doch Investitionen in die Krisenprävention können zu Lasten der Effizienz gehen. Ein Dilemma, das sich in den Griff bekommen lässt. […]

Maximilian Schirmer (rechts) übergibt zu Jahresende die Geschäftsführung von tarife.at an Michael Kreil. (c) tarife.at
News

tarife.at ab 2026 mit neuer Geschäftsführung

Beim österreichischen Vergleichsportal tarife.at kommt es mit Jahresbeginn zu einem planmäßigen Führungswechsel. Michael Kreil übernimmt mit 1. Jänner 2026 die Geschäftsführung. Maximilian Schirmer, der das Unternehmen gegründet hat, scheidet per 14. April 2026 aus der Gesellschaft aus. […]

News

Warum Unternehmen ihren Technologie-Stack und ihre Datenarchitektur überdenken sollten

Seit Jahren sehen sich Unternehmen mit einem grundlegenden Datenproblem konfrontiert: Systeme, die alltägliche Anwendungen ausführen (OLTP), und Analysesysteme, die Erkenntnisse liefern (OLAP). Diese Trennung entstand aufgrund traditioneller Beschränkungen der Infrastruktur, prägte aber auch die Arbeitsweise von Unternehmen.  Sie führte zu doppelt gepflegten Daten, isolierten Teams und langsameren Entscheidungsprozessen. […]

News

Windows 11 im Außendienst: Plattform für stabile Prozesse

Das Betriebssystem Windows 11 bildet im technischen Außendienst die zentrale Arbeitsumgebung für Service, Wartung und Inspektionen. Es verbindet robuste Geräte, klare Abläufe und schnelle Entscheidungswege mit einer einheitlichen Basis für Anwendungen. Sicherheitsfunktionen, Updates und Unternehmensrichtlinien greifen konsistent und schaffen eine vertrauenswürdige Plattform, auf der sowohl Management als auch Nutzer im Feld arbeiten können. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*