Interesse der Unternehmen an Blockchain nimmt zu

Blockchain-Technologien sind das aktuelle Hype-Thema im Umfeld der Digitalisierung. Ihre Faszination liegt im Potenzial begründet, bestehende Prozesse zu verändern und zu vereinfachen, aber auch ganze Branchen wie beispielsweise den Banksektor zu bedrohen. Eine Studie von Lünendonk und NTT DATA hat den Status quo von Blockchain-Technologien untersucht. [...]

Finanzdienstleister nutzen Blockchain am häufigsten, aber auch in anderen Branchen nimmt das Interesse zu. (c) pixabay
Finanzdienstleister nutzen Blockchain am häufigsten, aber auch in anderen Branchen nimmt das Interesse zu. (c) pixabay

Wenig überraschend ist, dass sich gerade die Finanzdienstleistungsbranche bereits sehr intensiv mit der Blockchain als Technologie beschäftigt – zum einen, um Transaktionen zukünftig fälschungssicher zu gestalten; zum anderen, um ihre Rolle als Intermediäre für bestimmte Geschäftsvorfälle zu sichern und somit die Bedrohung zur Chance zu machen. Doch auch Branchen wie Industrie, Handel und Logistik sehen in der Blockchain enorme Möglichkeiten für grundlegende Veränderungen im eigenen Unternehmen. Davon ist nahezu jeder zweite (48 Prozent) von mehr als 130 Business- und ITManagern überzeugt, die von Lünendonk & Hossenfelder zu diesem Thema befragt wurden.

Finanzdienstleister nutzen Blockchain-Anwendungen am häufigsten

Von den Unternehmen, die sehr große Chancen in der Nutzung von BlockchainTechnologien sehen, rollen aktuell 51 Prozent bereits entsprechende Anwendungen aus, während 49 Prozent der Befragten angaben, derzeit noch mögliche Anwendungsfälle zu identifizieren. In weiteren 11 Prozent der befragten Unternehmen sind entsprechende Use Cases bereits identifiziert und erste Prototypen in der Entwicklung.

„Besonders viele Use Cases werden aktuell von den Finanzdienstleistern entwickelt, was auf einen hohen Druck in diesem Sektor für Veränderungen hindeutet“, analysiert Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk & Hossenfelder. „So steigt der Druck durch Fintechs und Onlinebanken auf traditionelle Institute, da diese mit Hilfe neuer Technologien die Kundenanforderungen an digitales Banking teilweise besser abdecken können.“

Aber auch zur Automatisierung von Geschäftsprozessen eignet sich die Blockchain: So nutzen bereits 36 Prozent der untersuchten Banken im Bereich Clearing von Transaktionsprozessen sehr stark die Blockchain, um beispielsweise die Abrechnung von Handelstransaktionen zu vereinfachen. Von den Versicherungen, in denen die Blockchain bereits relevanter Teil der Unternehmensstrategie ist, setzen 31 Prozent die Technologie sehr intensiv zur Absicherung von Wetter- und Ernterisiken ein. Die Optimierung des Schadensmanagements ist ein weiteres spannendes Einsatzgebiet der Blockchain, um Versicherungsbetrug künftig auszuschließen.

Dagegen sehen nur fünf von zwölf befragten Automobilunternehmen (OEMs und Zulieferer) aktuell und in naher Zukunft eine strategische Relevanz in der Blockchain. In der Industrie berichten einige der befragten Manager bei der Optimierung der Supply Chain von konkreten Einsatzfällen der Blockchain, während Themen wie Field Services oder Machine-to-Machine-Kommunikation perspektivische Anwendungsbereiche mit hohem Potenzial zu sein scheinen.

Blockchain als Basistechnologie für digitale Geschäftsmodelle

Aus Sicht der Mehrheit der befragten Manager kann Blockchain maßgeblich dazu beitragen, dass Unternehmen komplett neue Geschäftsmodelle und Formen der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit aufbauen. 53 Prozent der befragten Manager sehen für die Unterstützung beim Aufbau von Ökosystemen im Rahmen digitaler Geschäftsmodelle einen großen Vorteil, die Blockchain zu nutzen.

Vor allem im Umfeld von IoT entwickeln Unternehmen immer mehr neue Geschäftsmodelle, beispielsweise zur Vernetzung von Haushaltsgeräten, im Bereich der Produktionssteuerung, der Elektromobilität oder zur Vernetzung von Fahrzeugen mit Internetangeboten. Folglich sehen ähnlich viele Befragte (49 Prozent) die Vorteile der Blockchain darin, Kooperationspartner besser in ihre Geschäftsmodelle einzubinden beziehungsweise den notwendigen Datentransfer (rechts-)sicher und konform zu den eigenen Compliance- und Security-Anforderungen sowie zu denen der Aufsichtsbehörden zu gestalten. Ein konkretes Beispiel ist das Aufladen von Elektrofahrzeugen mittels Induktion an Ampeln. Die Übertragung der Abrechnungsdaten erfolgt durch Sensoren am Fahrzeug in die Blockchain und als Währung dient ein Bitcoin- oder Etherium-Kundenkonto. Für die Akzeptanz von so genannten Smart Contracts sind sichere Prozesse notwendig, bei denen die Kundendaten nicht manipulierbar sind.

Fehlendes Know-how behindert Blockchain-Anwendungen

Aber die Befragten sehen auch Faktoren, die eine Anwendung von Blockchain behindern. Ein wichtiger Grund ist das in jedem zweiten untersuchten Unternehmen fehlende Fach-Know-how – wobei auch hier die Finanzbranche besser aufgestellt ist. Nur bei 28 bzw. 35 Prozent der Banken und Versicherungen fehlt es an Blockchain-Experten. Dagegen ist der Mangel an Know-how in den untersuchten Telekommunikationsunternehmen (70,6 Prozent), Logistikunternehmen (66,7 Prozent) sowie im Handel (61,5 Prozent) besonders hoch.

„Ob sich die Blockchain durchsetzen wird, ist offen“, so Mario Zillmann. „Die Chancen stehen aber gut, da aktuell sehr viel Know-how, Zeit und Kapital in die Weiterentwicklung für den Einsatz in Unternehmen investiert wird.“

Die Analyse „Blockchain – Realität? Hype? Oder beides?“ ist Bestandteil der Lünendonk-Studie 2018 „Der Markt für IT-Beratung und IT-Service in Deutschland“, die unter www.luenendonk-shop.de kostenfrei zur Verfügung steht.


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