Internet of Payments verändert unser Leben

IoT ist mehr als nur Geräte zu vernetzen. IoT Devices ermöglichen zudem den Zugang zu neuen Ökosystemen. Über deren Erfolg entscheidet auch, wie das Thema Bezahlen gelöst wird. Neben IoT entsteht so das Internet of Payments. [...]

Das Internet of Payments soll integrierte Bezahlmöglichkeiten für vernetzte Geräte bereitstellen. (c) Preechar Bowonkitwanchai - shutterstock.com
Das Internet of Payments soll integrierte Bezahlmöglichkeiten für vernetzte Geräte bereitstellen. (c) Preechar Bowonkitwanchai - shutterstock.com
Das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) hat einen schweren Stand. Für Trendsetter ist es ein alter Hut, dagegen ist es in der Gesellschaft noch lange nicht angekommen. Doch das liegt höchstwahrscheinlich an dem sperrigen Namen und oft wiederholten Beispielen wie vernetzten Kühlschränken. Nimmt man sich jedoch einen Moment Zeit und denkt über die größten technischen Veränderungen der vergangenen Jahre nach, landet man automatisch beim Thema Vernetzung. Und da ist es, das IoT.
Auch wenn der Begriff nicht sexy klingt, überhäufte uns Amazon in der Cyber-Monday-Angebotswoche mit seinen Echo-Lautsprechern samt Alexa-Sprachassistent, WLAN-Steckdosen, Smart Home-Lampen und Fitness-Armbändern. Und das ist erst der Anfang, denn an das IoT schließt sich das IoP an, das Internet of Payments, also integrierte Bezahlmöglichkeiten in vernetzten Geräten. Das ist ein großer Schritt weg von der reinen Technik hin zu kommerziellen Dienstleistungen, die die Gesellschaft so stark verändern könnten, wie es zuletzt das Smartphone getan hat.
So entsteht IoP
Wichtigster Nährboden für IoP sind möglichst viele vernetzte Geräte. Klar gehören Klassiker wie Computer, Smartphones und Tablets dazu, aber auch Smart TVs, Spielekonsolen und Receiver wollen vernetzt werden. Und es geht weiter – man merkt es nur nicht so deutlich -, weil viele Nutzer eher mit kleinen Gadgets nachrüsten. Ein Lautsprecher mit Sprachassistent hier, eine App-gesteuerte Überwachungskamera dort, und auch eine smarte Heizungssteuerung macht sich gut. Auch außerhalb der Haushalte wird vernetzt, etwa im Auto. Gerade nimmt der IoT-Markt richtig Fahrt auf; die Marktforscher von Gartner sagen bis 2020 rund 20,8 Milliarden vernetzte Geräte voraus. Im vergangenen Jahr waren es „nur“ 6,4 Milliarden – der Markt wächst also rasant und er verändert die Erwartungen der Konsumenten.
Doch was ändert sich am IoT-Markt genau? Man darf nicht den Fehler machen und immer nur die Geräte zählen oder die Summe ihrer Verkaufspreise hochrechnen. Anders als bei Computern und Smartphones sind IoT-Geräte selbst oft gar nicht zum Geldverdienen gedacht. Wer beispielsweise einen Amazon Echo Dot, im Angebot für 35 Euro gekauft hat, macht das Konto von Jeff Bezos zumindest nicht direkt viel voller. Indirekt aber dockt man damit ans Amazon-Ökosystem an und kauft weitere Gadgets, schließt vielleicht ein Musik-Abo ab und ordert über Alexa auch viele andere Produkte. Was bei Amazon funktioniert, motiviert auch immer mehr Bezahlanbieter dazu, für diese spannende Entwicklung den perfekten Abschluss bilden zu wollen – und damit eine zentrale Rolle bei der Evolution des Internets der Dinge zu spielen.
Was müssen die Geräte können?
Speziell in Deutschland ist man gegenüber neuen Bezahl-Trends skeptisch. Bargeld ist nach wie vor sehr beliebt und wenn es schon Karte sein muss, dann lieber die Girokarte als die Kreditkarte. Was muss also passieren, damit in wenigen Jahren Autos selber Ersatzteile ordern und auch bezahlen? Ganz wichtig: Nutzer dürfen die Kontrolle nicht verlieren und die Sicherheit muss stimmen. Das bedeutet, die Ausgaben der Geräte müssen sich einfach kontrollieren lassen, etwa per App.
Denkbar ist zum Beispiel, dass ein Auto selbst ermittelt, dass Scheibenwischwasser und Kühlerflüssigkeit nachgefüllt werden müssen, an einen Lieferanten andockt und dort die Produkte in den Warenkorb packt. Dann erhält der Besitzer des Autos noch eine Push-Mitteilung und muss den Einkauf explizit absegnen. Hat man sich an diese Art des Einkaufens gewöhnt, könnte man zum Beispiel in der App ein Budget für die kleinen Verbrauchskosten im Auto festlegen, das ohne Nutzerbestätigung ausgegeben werden darf. Reicht das Budget nicht, weil etwa ein etwas teureres Ersatzteil für das Fahrzeug fällig wird, muss es beim Nutzer nachfragen.
Smarte Geräte entwickeln
Der größte Fehler, den Gerätehersteller machen könnten, wäre, die Bezahlung im Nachhinein als Funktion oberdrauf zu setzen. Sie muss vielmehr von Anfang an in die Produktentwicklung einfließen, vor allem auch aus Sicherheitsgründen. Zugangsdaten von Kunden müssen geschützt werden, verschlüsselte Übertragung muss Standard sein und zusätzliche Sicherheitsmechanismen wie PIN-Abfragen und andere starke Authentifizierung stärken das Vertrauen der Nutzer. Wichtig sind auch Kompatibilität und Interoperabilität, sprich, ein Hersteller tut gut daran, nicht seine eigene kleine Insel für Vernetzung und Bezahlung zu entwickeln. Auch bei der Preisgestaltung ist Vorsicht geboten: Kann man das Scheibenwischwasser nur zum dreifachen Preis direkt per Auto kaufen, werden die Kunden das nicht mitmachen.
Die Beispiele für Dienstleistungen rund um IoP sind vielfältig und klingen auf den ersten Blick bizarr – etwa eine Fitness-App, die im Auge hat, dass bei Laufschuhen die Dämpfung nicht mehr richtig funktioniert und gleich ein neues Paar bestellen möchte. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Beispiele, die sofort einleuchten: Warum muss man im Parkhaus erst irgendwo zu einem Automaten und das Papierticket bezahlen und dieses bei der Ausfahrt in einen anderen Automaten stecken? Warum erkennt nicht eine Kamera automatisch bei der Einfahrt das Auto, und bei der Ausfahrt bezahlt das Auto die 3 Euro direkt? Doch egal ob skurril oder nicht: Wie mit dem IoT Geld zu machen ist, bestimmen die Nutzer.
Andererseits wird es aber auch durch möglichst clever angeschlossene Dienstleistungen vorangehen. Nochmals ein Beispiel aus dem Haushalt: Wenn der vernetzte Ofen plötzlich dunkel bleibt, könnte man als Hersteller Online-Support anbieten. Per Ferndiagnose ließe sich feststellen, ob der Kunde vielleicht nur eine Glühbirne tauschen muss. Das passende Modell könnte er (oder der Ofen) samt Werkzeug gleich direkt bestellen und bezahlen, ohne langes Warten in der Hotline oder im Baumarkt oder der Gefahr von Fehlkäufen.
Natürlich muss man nicht mit Gewalt versuchen, in jedes Gerät eine Bezahlfunktion zu integrieren. Aber für viele Hersteller erschließen sich auf diesem Weg neue Möglichkeiten um Geld zu verdienen – und Konsumenten mitunter das Leben einfacher zu machen. Letztlich ist es eine spannende Zeit für technische Entwickler, Händler und Hersteller, die darauf aus sind, die Kundenakzeptanz zu maximieren, Loyalität zu erhöhen und dazu, die „Customer Journey“ zu optimieren.
Smartphones selbst sind zwar nette Devices, aber der Siegeszug dieses Geräts geht Hand in Hand mit dem Angebot aus den App Stores. Was man davon lernen kann? Das Nutzererlebnis muss von Anfang an im Vordergrund stehen, um zu vermeiden, dass die Zahlungsoptionen als nachträglich hinzugefügtes Feature daherkommen. Nur dann werden diese Lösungen so nahtlos integrierbar, sicher und zweckmäßig wie nur möglich sein.
Bezahlarten für IoP
Als Bezahlarten für IoT eigenen sich alle Bezahlarten, die auch bei Mobile Payment funktionieren. Bedenkt man, dass 38 Millionen Transaktionen im Jahr 2016 über mobile Geräte abgewickelt wurden (eine Steigerung von 247 Prozent gegenüber 2015), so wird deutlich, dass die Bereitschaft der Konsumenten durchaus vorhanden ist, Bezahlmethoden zu nutzen, die die schnellste und bequemste Zahlungsabwicklung versprechen. Zumindest auf kurze Sicht werden 1-Klick-Payments die nutzerfreundlichste Variante sein. Und auch beim IoP wird der Komfort gewinnen und man wird Zahlungsautomatiken erlauben.
Dazu eigenen sich vor allem voll automatisierte Zahlarten, die vom Händler ausgelöst werden können (sogenannte Pull-Payments) – also Lastschriften oder Kreditkarten. Nachteil dabei: Man muss dem Händler diese sensiblen Daten anvertrauen. Doch es gibt auch Bestrebungen dazu, Push-Payments zu automatisieren. Das ist für Händler gut, weil die Zahlungen garantiert sind und Kunden keine sensiblen Daten an Dritte übermitteln müssen. Die im Januar 2018 in Kraft tretende Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 stellt dabei die entsprechenden Rahmenbedingungen auf.
Es ist essentiell, dass die Bezahlvorlieben der Kunden vom ersten Moment des Lebenszyklus eines Produktes berücksichtigt werden. Bezahldienstleister, die auf internationalen Märkten auf verschiedenste Bezahlvorlieben treffen, müssen schon in den frühen Design-Etappen involviert sein, um zu gewährleisten, dass das IoP-Ökosystem weltweit florieren kann.
* Ralf Ohlhausen ist Chief Strategy Officer bei der PPRO Group.

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