Antrieb für Innovationen: das unternehmenseigene Rechenzentrum

Obwohl die Cloud zweifellos eine bedeutende Rolle in der Digitalisierung spielt, bleibt die Bedeutung unternehmenseigener Rechenzentren unbestreitbar hoch. IT-Welt.at hat mit Peter Hermann, Country Manager Österreich bei NetApp, darüber gesprochen, welche Innovationen On-Premises noch möglich sind. [...]

Peter Hermann, Country Manager Österreich bei NetApp. (c) NetApp
Peter Hermann, Country Manager Österreich bei NetApp. (c) NetApp

Cloud-Services zu nutzen ist mittlerweile zum Standard in österreichischen Unternehmen geworden. Laut einer Studie von KPMG Austria setzten 93 Prozent der Unternehmen aus Österreich 2023 auf Cloud-Computing. Die Gründe: zunehmende Digitalisierung, das Streben nach mehr Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeitsziele und strengere Datenschutzbestimmungen. Dabei verfolgen 68 Prozent der Unternehmen eine Multicloud-Strategie. Dies bestätigt auch eine aktuelle globale Umfrage von NetApp unter IT-Entscheidern: Danach befinden sich sogar 98 Prozent der Unternehmen auf der „Cloud-Journey“. Zusätzlich geben jedoch drei Viertel der Befragten an, dass ihr Unternehmen seine Workloads zum größten Teil immer noch oder neuerdings wieder im unternehmenseigenen Rechenzentrum speichert.

Dies zeigt, welche große Rolle der On-Premises-Storage immer noch spielt – doch gerade bei Modernisierungen erhält er meist wenig Aufmerksamkeit: Zu Unrecht! In erster Linie geht es hier um Tech Refresh statt „Innovations-Refresh“. Viele Unternehmen lassen dabei außer Acht, dass gerade im Rechenzentrum vor Ort noch Verbesserungen möglich sind, etwa um Ziele in Sachen Kosteneffizienz, Nachhaltigkeit, Datensicherheit oder Energieeffizienz zu erreichen.

Wie verbessert ein modernes Rechenzentrum Effizienz und Sicherheit, zum Beispiel den Schutz vor Ransomware-Attacken?

Aktuelle Datentechnologien helfen Unternehmen dabei, ihre Storage-Herausforderungen effizient, mit wenig Aufwand zu überschaubaren Kosten, zu bewältigen. Sie können aber noch mehr: So begegnen sie etwa mit integrierten Sicherheitslösungen erfolgreich der wachsenden Zahl an Ransomware-Attacken. Wir kombinieren dafür ONTAPs Sicherheits- und Ransomware-Schutzfunktionen und gehen mit unserer Ransomware Recovery-Garantie noch einen Schritt weiter: Im Falle eines Angriffs erstellt das System sofort zusätzliche Snapshots und kann so fehlerfreie Datenstände innerhalb kürzester Zeit wiederherstellen. Um schädliches Verhalten zu erkennen und das System zu optimieren, kommt künstliche Intelligenz zum Einsatz.

Warum sollten Unternehmen On-Premises-Storage und Flash-Technologie auch in Zeiten des Cloud-Wachstums ausbauen und fördern?

Die Cloud ist ein wichtiger Schritt für die Digitalisierung eines Unternehmens. Einige Daten sind aber aus Governance- und anderen Gründen – Stichworte wie Performance oder Hyperscaler-Verfügbarkeit fallen hier immer wieder – auch künftig besser im eigenen Rechenzentrum aufgehoben. Hybride Multicloud-Umgebungen sind daher in der Praxis die Regel. Um davon am besten profitieren zu können, sollten Unternehmen auch im Rechenzentrum auf performante und kosteneffektive Systeme setzen. Mit modernen Modellen lässt sich hier noch einiges in Bezug auf Nachhaltigkeit, Ransomware-Schutz, Kosteneffizienz und die Integration mit der Cloud optimieren. Das ist nicht zu unterschätzen, wir sprechen hier von der nächsten Welle der Storage-Innovation.

Was steckt hinter der „Cloud-Flucht“?

Die Cloud ist zwar ein wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg, dennoch stehen ihr viele mittlerweile skeptischer gegenüber. Unser aktueller Data Complexity Report zeigt, dass drei Viertel der Firmen ihre Workloads zum größten Teil nach wie vor oder mittlerweile wieder im unternehmenseigenen Rechenzentrum lagern. Dafür gibt es mehrere Gründe: Sie wollen zum einen nicht von Anbietern abhängig werden, deren Standards sie in der Cloud einhalten müssen. Viele Branchen und Regionen müssen außerdem zudem Compliance-Anforderungen erfüllen, die sich On-Premises besser abbilden lassen. 

Rechenzentren haben hohe Sicherheitsstandards: Zum einen bieten sie physischen Schutz, zum anderen schützen sie vor Ransomware, unbefugtem Zugriff und Hacking. Darüber hinaus können Unternehmen ihre IT-Infrastruktur bei wachsendem Datenbedarf skalieren und Ressourcen hinzufügen. Gerade bei größeren Datenmengen ist die Speicherung vor Ort häufig kosteneffizienter als in der Cloud. Aufgrund dieser Vorteile erhalten Innovationen des unternehmenseigenen Rechenzentrums wieder mehr Aufmerksamkeit. Hier können hochperformante Speicher-Technologien wie Capacity Flash die Cloud-Integration optimieren, die Kosten senken und die Sicherheit erhöhen.

Peter Hermann von NetApp meint, dass viele Unternehmen vergessen, dass im Rechenzentrum vor Ort Verbesserungen hinsichtlich Kosteneffizienz, Nachhaltigkeit, Datensicherheit oder Energieeffizienz möglich sind. (c) GettyImages

Wie lässt sich das Zusammenspiel zwischen Cloud und On-Premises optimieren?

Damit die gesamte Infrastruktur – On-Premises wie in der Cloud – nahtlos und hochverfügbar läuft, sollten Unternehmen über Cloud-Tiering selten genutzte Daten automatisch aus ONTAP-Systemen in die Cloud verschieben können. Basierend auf den Zugriffsmustern wechseln dann die Daten zwischen Primärspeicher und kostengünstigeren Storage-Arten wie der Public Cloud oder Objektspeichern. Für Unternehmen bedeutet das: Sie nutzen die jeweils effizientesten Speichermedien.

Wie können Capacity Flash und Rechenzentren dabei helfen, IT-Budgets zu entlasten und Mittel für Transformationsprojekte freizusetzen?

Ist das IT-Budget knapp, können dauerhaft geringere Storage-Ausgaben Entlastung schaffen. Hier setzt sogenannter Capacity Flash auf Basis von Quadruple Level Cells an: Er liefert zwar nicht die absolute Leistung eines High-End-Systems, in der Praxis ist es aber oft unerheblich, ob die Antwortzeit des Storage 300 Mikrosekunden oder 3 Millisekunden beträgt. Der CIO spart damit allerdings Ausgaben in fünf- oder sechsstelliger Höhe, je nach IT-Fundament der Applikationslandschaft. Dieses Geld kann zum Beispiel in Transformationsprojekte fließen.

Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit? Wie können Cloud-Integration und moderne Rechenzentren schädliche Umweltauswirkungen reduzieren?

Cloud-Speicherlösungen bieten meist die Flexibilität, Energieeffizienz und Skalierbarkeit, die Unternehmen benötigen, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Auch Rechenzentren können einiges tun, um energieeffizienter und nachhaltiger zu werden: Zum Beispiel bieten Solid State Drives (SSDs) eine umweltfreundlichere Alternative zu herkömmlichen Hard Disk Drives (HDDs), da letztere mehr Energie verbrauchen. Setzen Unternehmen zusätzlich auf automatisiertes, intelligentes Datenmanagement, das „kalte“, kaum genutzte, Daten identifiziert und kostengünstig speichert, sind sie in der Lage, nachhaltig zu wirtschaften. Dieser ganzheitliche Ansatz ermöglicht nicht nur, den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu senken, sondern auch, die Ressourcen gezielter einzusetzen.

Inwiefern beeinflusst die verstärkte Nutzung von Remote-Arbeit die Anforderungen an unternehmenseigene Rechenzentren?

Mehr Remote-Arbeit macht es nötig, unternehmenseigene Rechenzentren an die neuen Anforderungen anzupassen: So muss die IT-Infrastruktur besonders flexibel und skalierbar sein, um möglicherweise bei einer steigenden Zahl an Remote-Verbindungen zusätzliche Ressourcen bereitzustellen. Dafür können Unternehmen vermehrt auf hybride Cloud-Lösungen setzen, denn auch die Integration mit Cloud-Services wird für die Remote-Arbeit immer wichtiger. 

Welche bewährten Praktiken und Strategien empfehlen Sie Unternehmen, um ihre unternehmenseigenen Rechenzentren zukunftssicher und leistungsfähig zu gestalten?

Zunächst gilt es, den On-Premises-Storage bei Modernisierungen generell mit einzubeziehen, denn gerade hier ist es möglich, durch Innovationen, getrieben von Flash-Technologie, Kosten zu sparen und Leistungsfähigkeit zu sichern. Ein an die Cloud angebundenes All-Flash-Rechenzentrum zum Beispiel senkt die Kosten und kommt dank seiner guten Energieeffizienz der Umwelt zugute. Die Cloud-Integration erlaubt maximale Skalierbarkeit und Flexibilität, Ressourcen werden optimal ausgenutzt. Performante und kosteneffektive Systeme für eine hybride Cloud-Strategie sind der beste Weg, damit Unternehmen dauerhaft von ihrem unternehmenseigenen Rechenzentrum und ihrer IT-Infrastruktur profitieren können.


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