„Arbeiten von zu Hause aus gibt Cyberkriminellen mehr Angriffsfläche“

Klaus Gheri, VP und GM Network Security bei Barracuda, schildert im Gespräch mit der COMPUTERWELT, was wir aus dem Jahr 2021 für die Zukunft mitnehmen können, erklärt, wie sich die Corona-Krise und New Work auf uns auswirken und skizziert die wichtigsten IT-Trends für das heurige Jahr. [...]

Klaus Gheri, VP und GM Network Security bei Barracuda: "Der Fachkräftemangel ist bekanntlich globaler Natur und wird sich aus heutiger Sicht bis zumindest 2025 nicht absehbar entschärfen. Man kann daher sich selbst als Arbeitgeber attraktiver machen oder auch mehr als Dienstleistung konsumieren." (c) Barracuda

Welche Lehren lassen sich aus dem Jahr 2021 im Allgemeinen und aus der Corona-Krise im Speziellen für die Zukunft mitnehmen?
Nach insgesamt fast 20 Monaten der Pandemie hat sich die Arbeitswelt in vielerlei Hinsicht an die neuen Gegebenheiten eines verteilten Arbeitens von überall her angepasst. Die Nutzung von Online-Meetingtools inklusive Video-Feed ist mittlerweile eine Selbverständlichkeit. Bestehende Arbeitsbeziehungen funktionieren auch mit Home Office gut, solange es sich um Routineabläufe handelt. Bei kreativen und planerischen Aufgabenstellungen, die Teamwork zur Lösung brauchen ist meiner Meinung nach ein persönliches Treffen ungleich produktiver und effizienter. Wir konnten das vergangenen November mal wieder in einem Besprechungsraum mit 11 Personen ausprobieren und sind in 3 intensiven Tagen bei schwierigen Themen weiter gekommen als online wahrscheinlich in 3 Jahren.

Wie wird sich die Corona-Krise Ihrer Meinung nach heuer auf die IT-Branche, auf Unternehmen bzw. auf unsere Gesellschaft auswirken?
Die überwiegende Anzahl von Unternehmen glaubt nicht daran, dass es in absehbarer Zeit eine vollständige Rückkehr der Mitarbeiter ins Office geben wird. Flexibles Arbeiten hat sich auch in vielen Knowhow-Berufen bei den Mitarbeitern als langfristig attraktives Modell im Kopf festgesetzt. Die Möglichkeit dies anzubieten wird ein weiterer Differentiator in Teilen des Arbeitsmarkts werden. Public-Cloud Nutzung-wird sich aufgrund der höheren Flexibilität und Anwendungserreichbarkeit weiter schnell durchsetzen. Im Bereich Gefahrenabwendung wird mehr im Bereich Absicherung der Endgeräte passieren müssen. Arbeiten von zu Hause aus gibt Cyberkriminellen mehr Angriffsfläche.

Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2021?
Beruflich, dass wir im September erfolgreich ein DACH Kunden- und Partnermeeting vor Ort in Alpbach abgehalten haben, wo wir auch viele spannende Neuentwicklungen der letzten 18 Monate im Bereich IoT/OT und Cloud-basiertem secure SD-WAN im Detail vorstellen konnten. Persönlich der Umstand durch Fahrzeugwechsel schon 2021 eine 80 Prozent CO2-Ersparnis erzielt zu haben und auch ein sehr entspannter Sommer in Tirol ohne Dienstreisen.

Welche Themen sollten Ihrer Meinung nach heuer auf der Agenda von IT-Managern ganz oben stehen und warum bzw. welche IT-Themen werden 2022 eine besonders wichtige Rolle spielen?
Die Themen werden weiterhin schon die bekannten sein: Migration in die Cloud, sichere Einbindung verteilter Workforces in Unternehmensprozesse (Zero Trust Modelle) und die insgesamt stark gestiegene Bedrohungslage durch Ransomware, die mittlerweile auch in Österreich ihre Spuren hinterlässt.

„Die Pandemie hat uns gelehrt, dass viele geglaubten Notwendigkeiten keine sind.“

Klaus Gheri

Die letzten beiden Jahre standen im Zeichen der Pandemie und beschleunigten die Digitalisierung und brachten uns Hybrid-Arbeitsmodelle. Nach der Pandemie gilt es die nächste – größere – Krise zu bewältigen, die Klimakrise. Wie schätzen Sie müssen sich Unternehmen in punkto Nachhaltigkeit umstellen? Welche konkrete Maßnahmen planen sie/plant Ihr Unternehmen für 2022 und darüber hinaus?
Ich denke, dass hier eine Vielzahl an Maßnahmen ineinandergreifen sollten. Die Pandemie hat uns gelehrt, dass viele geglaubten Notwendigkeiten keine sind. Wir werden auch in 2022 viele Reisekilometer bequem via Videokonferenz abwickeln. Dazu haben wir in 2021 einen Komplettumbau unserer Büroräumlichkeiten begonnen, der 2022 fertiggestellt wird, wo es speziell auch um bessere Videokonferenzmöglichkeiten geht. Zudem natürlich effizienter Beleuchtung und weniger Energieverlust durch kontrollierte Belüftung. Flexibles Arbeiten ist ein weiterer Aspekt, wo man radikal Verkehr und CO2 reduzieren kann. Wenn ein Mitarbeiter nur mehr an 3 statt 5 Tagen seine ca. 75 KG plus 2 Tonnen Auto im Stau von zu Hause ins Office bewegt, dann sind dann auf einen Schlag schon mal 40 Prozent Einsparung. Noch besser mit den Öffis fahren, wo es möglich ist. Wir werden bereits seit mehreren Jahren von der ÖBB wegen unseren häufigen Bahnfahrten ausgezeichnet.

Wie gut ist ihr Unternehmen bzw. wie gut sind österreichische Unternehmen im Allgemeinen für New Work – also verteilte Teams, Home Office, hybride Arbeitsmodelle etc. – aufgestellt?
Wir sind als Security-Software-Firma naturgemäß dafür sehr gut aufgestellt. Die meisten unserer Tätigkeiten lassen sich auch von zu Hause aus gut erledigen. Das ist natürlich nicht überall so der Fall. Schwierigkeiten gibt es natürlich mit der zu dem Thema einhergehenden Bürokratie. Es gibt da viel zu regeln und zu bedenken. In Österreich ist man nie wirklich weit weg von der Landesgrenze. Da fängt das versicherungsrechtliche Problem schon mal an, wenn das Personal jetzt von zu Hause aus arbeitet. Generell kann man sagen, dass im letzten Jahr angestellte Studien bereits ergeben haben, dass Führungskräfte und extrovertierte Personen eher zu Büroarbeit tendieren und viele Mitarbeiter es lieber flexibel halten würden. In anderen Worten: Wenn der Chef ein Patriach ist, was in Österreich so gut wie nie vorkommt, dann wird es auch schwierig für die Mitrabeiter sein, Gehör zu finden.

Glauben Sie, dass sich die angespannte Situation beim Thema IT-Fachkräftemangel in den kommenden Jahren bessern wird? Was kann man in diesem Bereich tun?
Der Mangel ist bekanntlich globaler Natur und wird sich aus heutiger Sicht bis zumindest 2025 nicht absehbar entschärfen. Man kann daher sich selbst als Arbeitgeber attraktiver machen oder auch mehr als Dienstleistung konsumieren. Die Auslagerung in die Cloud hilft auch bei manchen Tätigkeiten, die dann nur mehr beim Cloud-Provider anfallen und nicht mehr in der eigenen IT. Eine Möglichkeit für schon etwas größere Unternehmen dem entgegenzuwirken ist natürlich auch selbst Lehrlinge im IT-Bereich aufzunehmen und auszubilden.

Dieser Artikel ist Teil einer Interviewserie, für den die COMPUTERWELT rund 50 Top-Manager aus der IT-Branche befragt hat. Weitere Interviews lesen Sie in den nächsten Wochen auf itwelt.at.


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