„Bitte mehr natürliche Intelligenz beim Thema künstliche Intelligenz“

Nahed Hatahet, CEO von HATAHET productivity solutions und VIzepräsident des VÖSI, skizziert im Gespräch mit ITWelt.at die wichtigsten IT-Trends für 2024. [...]

Nahed Hatahet, CEO von HATAHET productivity solutions und Vizepräsident des VÖSI: "Viele Menschen haben wegen KI Angst um ihren Job. Aufklärung und Bildungsinitiativen wären die Antworten darauf, denn ohne menschliche Intelligenz funktioniert vieles mit künstlicher Intelligenz nicht." (c) Hatahet

Welche IT-Trends sehen Sie für 2024 bzw. welche IT-Themen sollten heuer auf der Agenda von IT-Verantwortlichen ganz oben stehen und warum?
Auch heuer bleibt künstliche Intelligenz und deren Möglichkeiten für Unternehmen wieder das Top-Trendthema – insbesondere für IT-Verantwortliche. Es geht jetzt darum, aus dem aktuellen Überangebot an Möglichkeiten, jene zu identifizieren, die für das eigene Unternehmen sinnvoll eingesetzt werden können. Dabei sollten die Unternehmensführung und Fachabteillungen stark involviert werden, um zu evaluieren, in welchen Bereichen und mit welchen konkreten Anwendungsfällen ein echter Mehrwert entstehen kann. Im Großen und Ganzen geht es vor allem darum, Prozesse mit künstlicher Intelligenz so zu optimieren, dass mit den neuen intelligenten Möglichkeiten die Produktivität und Effizienz nachweislich gesteigert werden kann. Im Endeffekt müssen viele Unternehmen, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, daran arbeiten, mit weniger Menschen, die gleichen oder mehr Leistungen zu erbringen – genau da kann künstliche Intelligenz sehr gut unterstützen.

Eine zentrale Rolle spielt dabei vor allem auch der digitale und intelligente Arbeitsplatz, der Menschen mittels neuer Möglichkeiten nachweislich produktiver macht. Eine der Trendtechnologien ist dabei auch Microsoft Co-Pilot, ein Assistenzsystem, dass in Microsoft Office und Microsoft Teams nahtlos integriert ist und Mitarbeitenden zur Verfügung gestellt werden kann. Das Freischalten dieser Technologie allein liefert aber noch keinen großen Mehrwert, vielmehr müssen Mitarbeiter:innen verstehen, wie diese Technologie in der täglichen Arbeit genutzt werden kann, um einen echten Mehrwert zu liefern. Ein neues Werkzeug ist nur dann gut, wenn es auch richtig eingesetzt wird, man es richtig bedienen kann und versteht – Stichwort „Prompten“.

Mit der von Apple heuer ausgelieferten Vision Pro wird auch das Thema Metaversum und Holoportation am digitalen Arbeitsplatz sicherlich wieder stark, wenn man an die nächste Generation von digitalen Meetings und Konferenzen denkt – immersive Meetings sind sicherlich einer der Trends, mit denen man sich auch in diesem Jahr beschäftigen wird.

Neben diesen Trends gibt es auch weitere wichtige Trendthemen, wie Nachhaltigkeit, Cybersecurity, No-Code Lösungen, Arbeitskultur, Inklusion und Accessibility.

Künstliche Intelligenz ist derzeit das größte Hype-Thema in der IT. Ist dieser Hype gerechtfertigt? Wenn ja, warum, wenn nicht, warum nicht?
Selbstverständlich ist dieser Hype gerechtfertigt. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, verursacht durch ChatGPT, sind nun endlich auch in der Gesellschaft und der politischen Diskussion angekommen. Viele Unternehmen haben dabei aber einen enormen Nachholbedarf und sind mit diesem Hype auch maßlos überfordert. Es geht jetzt darum, die verschiedenen Möglichkeiten für das eigene Unternehmen zu evaluieren und umzusetzen, dabei sollte man den Menschen, also die Mitarbeiter:innen nicht vergessen – viele haben Angst um ihren Job. Aufklärung und Bildungsinitiativen wären die Antworten darauf, denn ohne menschliche Intelligenz, funktioniert vieles mit künstlicher Intelligenz nicht. Unternehmen müssen jetzt ihre Hausaufgaben machen, nicht zuletzt auch vor allem beim digitalen Arbeitsplatz, dem Zentrum für Produktivität im Bereich intelligente Kommunikation und Zusammenarbeit. Hier kann man unmittelbar das meiste für Mitarbeiter:innen herausholen, um effizienter und produktiver arbeiten zu können. Dies kommt nicht zuletzt dem Unternehmen selbst zugute.

Wie können es Unternehmen trotz Fachkräftemangel schaffen, ihre IT-Anforderungen abzudecken?
Es gibt viele Möglichkeiten trotz Fachkräftemangel. Künstliche Intelligenz ist unter anderem auch deswegen ein Trendthema, weil man es dadurch schaffen kann, dass die bestehenden Mitarbeiter:innen durch intelligente Assistenzsysteme mit weniger Zeit mehr weiter bekommen können. Viele Mitarbeiter:innen benötigen schon heute eine bessere Psychohygiene. Durch zu wenig Personal, verursacht durch den Fachkräftemangel, sind sie mehrfach belastet und müssen intensiver arbeiten. Mit den neuen intelligenten Möglichkeiten können vor allem diese Menschen entlastet werden – und Menschen bleiben trotz künstlicher Intelligenz das wichtigste Gut eines Unternehmens. Jeder moderne Arbeitsplatz muss sich daher auch um die Gesundheit von Mitarbeiter:innen kümmern und auch hier bietet der digitale Arbeitsplatz viele Möglichkeiten, nicht zuletzt durch gute und intelligente Assistenzsysteme.

„Im Großen und Ganzen geht es vor allem darum, Prozesse mit künstlicher Intelligenz so zu optimieren, dass mit den neuen intelligenten Möglichkeiten die Produktivität und Effizienz nachweislich gesteigert werden kann. Im Endeffekt müssen viele Unternehmen, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, daran arbeiten, mit weniger Menschen, die gleichen oder mehr Leistungen zu erbringen – genau da kann künstliche Intelligenz sehr gut unterstützen.“

Nahed Hatahet

Security ist einer der wichtigsten Aspekte der IT. Was tut Ihr Unternehmen, um IT-Security sicherzustellen?
Datenschutz und Sicherheit sind uns vor allem als Beratende für den zukunftsweisenden digitalen Arbeitsplatz sehr wichtig, schließlich wollen wir unsere Lösungen immer sicher und datenschutzkonform bereitstellen. Wir achten daher auch intern darauf, dass unsere eigene Arbeitsplatzlösung neben einer Hochverfügbarkeit vor allem sicher ist. In unserem laufenden DSGVO-Projekt kümmern wir uns darum, dass alles sicher ist – vor allem, wenn wir neue Funktionen oder Applikationen einführen. Für uns ist Sicherheit und Datenschutz kein Projekt, sondern eine Reise in einer sich laufend verändernden digitalen Umwelt, bei der wir darauf achten, alles daran zu setzen, immer sicher zu sein. Nicht zuletzt, weil es uns wahrhaftig um die Menschen geht, die bestmöglich geschützt sein sollen.

Welche Lehren nehmen Sie aus dem IT-Jahr 2023 für die Zukunft mit?
Auch heuer ist (wieder) die größte Lehre, dass es bei IT-Projekten nicht nur um die Einführung von Technologien geht und das gilt zu hundert Prozent auch für die Zukunft. Als wir vor vielen Jahren das Thema „Mensch im Mittelpunkt der digitalen Transformation“ und „Technologie ist nur Mittel zum Zweck“ in unserer Unternehmens-DNA verankert haben, wurden wir oft belächelt dafür. Heute pfeifen es mittlerweile viele Spatzen wortwörtlich vom Dach, ohne wirklich ihre Beratungskonzepte und Ideologien dahingehend geändert zu haben. Bei allen Technologien und Möglichkeiten, geht es bei uns darum Menschen mittels Technologie zu unterstützen, produktiver und effizienter zu machen und nicht einfach nur ein neues Produkt oder eine neue Applikation eingeführt zu haben, wie es immer wieder versucht und leider auch beraten wird. Seit 2007 lautet unser Firmenname HATAHET productivity solutions und drückt bereits aus, dass es darum geht, mit Technologie als Werkzeug die Produktivität und Arbeitsweisen von Menschen und Unternehmen zu steigern. Wir schaffen mit unseren Projekten und Begleitmaßnahmen eine moderne kollaborative Arbeitskultur, die sich nachhaltig in Unternehmen etabliert und diese im Ganzen effizienter macht. Unsere Kund:innen profitieren von unserer langjährigen gelebten Erfahrung, die wir unmittelbar in unsere Beratung einfließen lassen. Für uns sind Technologien wie künstliche Intelligenz wichtig, aber eben auch nur Mittel zum Zweck.

Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2023?
Mein persönliches Highlight war eine Auszeichnung am 8. März 2023 als „Speaker of the Year“ vom Konferenzanbieter imh Institut Manfred Hämmerle für meine Keynote „Metaversum der Arbeitsplatz der Zukunft – Holoportation, die nächste Generation der Kommunikation“. Dabei haben 3.000 Teilnehmende bei der Bewertung mitgemacht und ich habe die Bestnote in meiner Kategorie erhalten. Eine solche Ehrung zu erhalten war für mich ein sehr besonderer und bewegender Moment und ich bin sehr dankbar dafür.

Ein weiteres Highlight zum Schmunzeln war auch alles rund um das Thema generative künstliche Intelligenz mit dem Höhepunkt ChatGPT. Da hat man wahrhaftig die Katze aus dem Sack gelassen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Irritation so eine Technologieerrungenschaft produziert. So viel sogar, dass es nun auch politisch in aller Munde ist und ich denke, das ist das eigentliche Highlight. Jene Themen, auf die Expert:innen seit Jahren hinweisen und laufend diskutieren, sind nun auch beim Lokalpolitiker angekommen. Herzlich willkommen im Zeitalter, indem nun wirklich jede:r bei KI mitredet und diskutiert. Wir werden sehen, ob die Meinungen von Expert:innen nun Beachtung finden oder ob es halt wieder nur ein gutes Wahlkampfthema sein wird. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Welche spannenden Projekte haben Sie 2023 für Kunden umgesetzt und was war das Besondere daran?
Die spannenden „digitaler Arbeitsplatz“-Projekte waren auch 2023 wieder jene, bei denen Kund:innen verstanden haben, dass die Einführung von digitalen Werkzeugen nicht allein zum eigentlichen Ziel führen – nämlich eine moderne Arbeitskultur zu etablieren. Es ist einfach sehr schön zu erleben, wenn ein Wandel wahrhaftig erfolgt und eingeführte Methoden und Konzepte zu wirken beginnen und eine moderne Arbeitskultur zu leben beginnt. Mein Team und ich arbeiten täglich daran, um diese einzigartigen Momente bei unseren Kund:innen erleben zu dürfen. Ich denke, das ist wohl das Besondere daran.

Wenn Sie einen IT-bezogenen Wunsch frei hätten, wie würde der lauten?
Bitte mehr natürliche Intelligenz beim Thema künstliche Intelligenz – und das gilt nicht nur für die IT-Branche.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*