Michael Swoboda, Geschäftsführer von ETC – Enterprise Training Center, lässt im Gespräch mit der COMPUTERWELT das Jahr 2020 Revue passieren, erklärt, was wir aus der Corona-Krise lernen können und skizziert die wichtigsten IT-Trends für das heurige Jahr. [...]
Inwiefern hat die Corona-Krise den Geschäftsverlauf 2020 Ihres Unternehmens beeinflusst?
Auch wir mussten sicher Abstriche hinnehmen – aber dank unserer Virtual Classroom Lösung ETC>live, die wir bereits seit 2012 anbieten, konnten wir sogar im Lockdown 1 den größten Teil der Seminare problemlos für unsere Kunden abwickeln.
Zusätzlich hat das ganze ETC-Team Höchstleistungen erbracht und jede Woche neue Lösungen und Produkte, passend zur Situation, angeboten – das war schon eine bemerkenswerte Leistung, die von unseren Kundinnen und Kunden sehr honoriert wurde. Es haben sich im Laufen der Zeit auch neue Geschäftsmöglichkeiten ergeben, die wir so vor einem Jahr noch nicht am Radar hatten.
Während des 2. Lockdowns wiederum ernten wir auch weitere Früchte daraus – denn viele Kunden sehen zuversichtlicher ins Jahr 2021 und steigern die Ausbildungsbudgets, da Wissen die Resilienz deutlich unterstützt. Ja, Corona hat unseren Geschäftsverlauf beeinflusst, aber anders als anfangs gedacht.
Wie wird sich die Corona-Krise Ihrer Meinung nach im kommenden Jahr auf die IT-Branche bzw. auf Unternehmen auswirken?
Ich denke ein Großteil der Unternehmer ist durch Corona schmerzhaft bewusst geworden, dass Digitalisierung doch nicht nur ein Hype ist. Jene Firmen, die bereits vor der Pandemie in neue Technologien investiert haben, konnten vor allem im Lockdown besser operativ handlungsfähig bleiben, als andere.
Für die IT-Branche birgt das ein enormes Wachstumspotential 2021, allerdings nur, wenn auch die nötigen personellen Ressourcen vorhanden sind. Der allgegenwärtige Fachkräftemangel wird von uns mit dem neuen SKILLS CAMPUS beantwortet – für mich eines der innovativsten Projekte in Österreich durch die Marktführer ETC, epunkt und Microsoft. Wir haben hier bereits in den vergangenen Jahren sehr viel Erfahrungen sammeln können, die nicht nur uns, sondern allen Unternehmern in Österreich zugutekommen.
Welche Lehren lassen sich aus dem Jahr 2020 im Allgemeinen und aus der Corona-Krise im Speziellen für die Zukunft mitnehmen?
Ich denke Corona hat uns allen gezeigt, wie fragil unser Gesellschaftssystem ist, in dem wir uns so sicher und wohl fühlen. Auch das „Mensch sein“ hat neue Bedeutung bekommen und ich denke, dass es vielen fehlt, unsere gewohnten Sozialkontakte normal ausleben zu können.
Auch wirtschaftlich hat 2020 sehr dynamisch und positiv begonnen, um dann in eine der größten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte hineinzulaufen. Vieles, dass so sicher und unumstößlich war, hat plötzlich an Wert und Bestand verloren, das hat uns quasi unsanft geweckt. Diesen Weckruf sollten wir jetzt aber nutzen, um vor allem in Themen zu investieren, die Bestand haben und die persönliche Zukunft absichern, wie zum Beispiel Bildung. Die Vielfalt der Lehr- und Lernmethoden ist beinahe grenzenlos und so wird auch das vielgelobte lebenslange Lernen zum allgegenwärtigen Thema. Wir leben in einer Zeit des Umbruchs und damit haben wir jetzt auch den passenden Moment, unser volles Potential auszuschöpfen, unser Knowhow zu erweitern und eine gemeinsame Zukunft aktiv gemeinsam zu gestalten.
Wie gehen Sie persönlich bzw. im Job mit Lockdown, Home Office, Home Schooling und Social Distancing um? Mit welchen Strategien und Verhaltensweisen sorgen Sie für Ausgleich?
Ich bin ein positiv denkender Mensch und begegne jeder Herausforderung mit dem sportlichen Ehrgeiz, das Beste daraus zu machen. Im Job habe ich das Glück, mit einem ebenso positiven Team zu arbeiten, das Chancen sieht anstatt nur Probleme.
Da war das Thema Home Schooling schon herausfordernder – aber es war faszinierend, wie mit Motivation und Unterstützung meiner Frau die Kinder so extrem schnell und wandlungsfähig mit der neuen Situation umgehen konnten. Womit wir aber auch bei einem Kernthema angekommen sind: Dem Luxus eine großartige Familie zu haben in so einer Zeit, ein unglaublich motiviertes Team im Job zur Seite zu haben und damit dem Social Distancing eigentlich den Schrecken genommen zu haben. Die Menschen um mich verleihen dem Credo #GemeinsamStark Leben.
Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2020?
Da gab es sehr viele. Es war großartig zu beobachten, wie die Menschen in Krisenzeiten über sich hinauswachsen. Es hat mich begeistert und gleichzeitig stolz gemacht, wie die Mitarbeiter der ETC während der gesamten letzten 9 Monate mit dieser Ausnahmesituation umgegangen sind. Ein sehr emotionaler Moment war für mich auch die globale Auszeichnung zum „Microsoft Partner of the Year 2020 – Learning“, die wir als von uns mitgegründete LLPA (The Leading Learning Partner Association) erhalten haben. Das ist, sozusagen, der Oscar für IT-Trainingsanbieter.
Persönliches Highlight ist es sicher auch zu sehen, wie meine Töchter immer mehr in das Thema Technologie hineinwachsen und mit riesen Interesse mich und auch ihre Lehrer immer wieder überraschen. Hier zeigt uns auch die nächste Generation schon vor, wie neues Knowhow aufbauen funktioniert und mit Freude durchlebt wird.
Welche Themen sollten Ihrer Meinung nach im kommenden Jahr auf der Agenda von IT-Managern ganz oben stehen und warum bzw. welche IT-Themen werden 2021 eine besonders wichtige Rolle spielen?
Die Themen 2021 werden ganz sicher Modern Workplace, Cloud und über all dem drüberstehend QUALIFIKATION sein. 2021 werden Unternehmen mit top-qualifiziertem IT-Personal massiv gewinnen und es wird für andere weit schwerer werden. Ein wesentlicher Treiber davon: Microsoft Österreich hat ja die Errichtung einer Cloud-Region hier in Österreich bekannt gegeben und zeitgleich auch angekündigt, die Fortbildung und Qualifizierung von 120.000 Österreicherinnen und Österreicher bis 2024 massiv zu unterstützen – unter anderem mit dem gemeinsamen Projekt SKILLS CAMPUS. Hier wird also ebenso ein massiver Investitionsschub ausgelöst. Damit bekommt die Cloud-Technologie generell in Österreich deutlichen Aufwind und wir werden sicher 2021 sehr intensive Investments in diese Bereiche und in innovative Lösungen von Cloud-Anbietern sehen.
Außerdem empfehle ich, Themen wie ITIL, SCRUM und DevOps in Unternehmen massiv voranzutreiben und damit die eigene Stärke am Markt deutlich auszubauen.
2020 und Covid-19 haben Österreich vermutlich um 3-5 Jahre vorangetrieben in den Bereichen Digitalisierung und moderne Arbeitswelten und – bei allen Herausforderungen menschlich und wirtschaftlich – damit den Startschuss für eine sehr spannende Zukunft in unserem Land gesetzt.
Dieser Artikel ist Teil einer Interviewserie, für den die COMPUTERWELT rund 50 Top-Manager aus der IT-Branche befragt hat.
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