Helmut Leopold, Head of Center for Digital Safety & Security am AIT, skizziert im Interview mit ITWelt.at die wichtigsten IT-Trends für das Jahr 2023. [...]
Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2022?
Ich freue mich sehr darüber, dass wir es geschafft haben, durch enge Zusammenarbeit von Forschung, Wirtschaft und Behörden, gemeinsam eine globale Technologieführerschaft mit Hightech made in Austria zu erreichen. Zum Beispiel ist Österreich mit dem AIT seit letztem Jahr als DAS globale Kompetenzzentrum für die weltweite Computersicherheit der International Atomic Energy Agency (IAEA) zuständig. Ein weiteres Highlight betrifft unsere laufende Kooperation mit den Vereinten Nationen im Kontext des verantwortungsvollen Umganges mit sensiblen persönlichen Daten. Auch unsere erfolgreichen Aktivitäten im Rahmen der länderübergreifenden Initiative German-Austrian Digital Media Observatory (GADMO) sind ein schönes Erfolgsbeispiel – hier adressieren wir den Einsatz von KI zum Schutz des Users und der Userin vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Bedrohung durch Fake News und Desinformation.
Welche Lehren nehmen Sie aus dem IT-Jahr 2022 für die Zukunft mit?
Der unheimlich rasche Innovationszyklus im Digitalbereich zeigt die Dynamik, mit der wir alle konfrontiert sind – Cloud Infrastrukturen, Daten Souveränität, Gaia-X, künstliche Intelligenz, etc. Umso wichtiger ist es, dass sich alle Organisationen mit den notwendigen Transformationsprozessen der Digitalisierung auseinandersetzen, da diese digitalen Kompetenzen ausschlaggebend für ein nachhaltiges Technologiemanagement und damit ein entscheidender Erfolgsfaktor für den Wirtschaftsstandort sind.
Welche IT-Trends sehen Sie für 2023 bzw. welche IT-Themen sollten heuer auf der Agenda von IT-Verantwortlichen ganz oben stehen und warum?
Bei der heterogenen Vielfalt heutiger IT-Systeme muss der IT-Verantwortliche wieder zum echten Gestalter werden und bei der Verschränkung von eigener IT und in die Cloud ausgelagerten Anwendungen solide Technologieführerschaft unter Beweis stellen. Über den unternehmerischen Erfolg entscheidet in Zeiten gelebter Datenökonomie in hohem Maße ein datenwissenschaftlich fundiertes Datenmanagement, mit dem zuvor verstandene Geschäftsprozesse entsprechend gesteuert werden. IT-Verantwortliche müssen ihre Server- und Rechner-Landschaften und die darauf laufenden Anwendungen so aufstellen, dass die für eine erfolgreiche unternehmerische Bearbeitung von Märkten erforderlichen Geschäftsstrategien voll unterstützt werden. Diese Neuadjustierung des CIO setzt ein hohes Detailwissen darüber voraus, welche IT-Lösungen und welche digitalen Werkzeuge dabei helfen können, die Gesamtgeschäftsstrategie entsprechend zu treiben und umzusetzen.
Auf der Metaebene der Informationstechnik ist Datensouveränität ein wichtiger Faktor für den CIO. Die Hoheit über die eigene Datenwelt muss sichergestellt werden, damit bewusste Managemententscheidungen getroffen werden können. Dazu gehört auch, dass die IT-Anlagen resilient gegen Bedrohungen von außen und innen aufgestellt und die Daten jederzeit zugänglich sind. Es ist von großer Bedeutung, dass sowohl die Ressourcen für Büro-IT als auch die Ressourcen für OT jederzeit zur Verfügung stehen, damit digitale Produktionsprozesse ausfallssicher gesteuert werden können. Damit ist ein umfangreiches Cybersecurity-Knowhow zum Schutz kritischer unternehmerischer Infrastrukturen unerlässlich, um intellektuelles Firmeneigentum und auch die Privatsphäre von Mitarbeiter:innen umfassend vor bösartigen Angriffen aus dem Netz mit Mitteln der IT absichern zu können.
„Der unheimlich rasche Innovationszyklus im Digitalbereich zeigt die Dynamik, mit der wir alle konfrontiert sind. Umso wichtiger ist es, dass sich alle Organisationen mit den notwendigen Transformationsprozessen der Digitalisierung auseinandersetzen, da diese digitalen Kompetenzen ausschlaggebend für ein nachhaltiges Technologiemanagement und damit ein entscheidender Erfolgsfaktor für den Wirtschaftsstandort sind.“
Helmut Leopold
Wie schätzen Sie den Digitalisierungsgrad österreichischer Unternehmen und Organisationen ein und wo gibt es noch Nachholbedarf?
Digitalisierung betrifft nicht nur den Einsatz von IT- und Software-Systemen, sondern impliziert auch eine umfassende Änderung und Transformation von Geschäftsprozessen und Produktstrategien. Daten-getriebene neue Geschäftsmodelle werden für alle Unternehmen und Organisationen DER wichtige Treiber für die nächsten Jahre. Es ist grundlegend wichtig, sich damit eingehend auseinanderzusetzen. Eine erhöhte Bereitschaft für Innovationsprojekte durch eine enge Kooperation zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Behörden stellt eine unbedingt notwendige Voraussetzung dafür dar, der in Österreich viel mehr Beachtung geschenkt werden muss.
Inwiefern spürt Ihr Unternehmen den Fachkräftemangel und was tun Sie um Fachkräfte zu bekommen und zu halten?
Data-Science-Expert:innen und Cybersecurity-Expert:innen werden global immer wichtiger und sind daher auch für den Standort Österreich ein essentieller Faktor. Unser Ansatz ist, neue Mitarbeiter:innen für spannende Themen der Digitalisierung mit internationaler Relevanz zu begeistern und dabei aufzuzeigen, dass man auch aus Österreich heraus mit Technologien made in Austria einen globalen Impact erzielen kann.
Wie kann IT im Allgemeinen und Ihr Unternehmen im Speziellen dazu beitragen, dass die Welt zu einem lebenswerteren Ort wird?
IT trägt heute zu einer Reihe von wesentlichen Verbesserungen bei, wie z.B. eine konsequent aufgebaute Circular Economy, die Erhöhung der Effizienz von Produktionsprozessen und die Verringerung von Abhängigkeiten, die Erhaltung unseres Lebensstandards bei gleichzeitiger Reduktion des Energie- und Ressourcenverbrauchs, die Steigerung der Resilienz unserer Infrastrukturen, oder die Stärkung des österreichischen Wirtschaftsstandortes. Auch eine permanente nachhaltige Ausbildung kann nur durch höchst moderne digitale Systeme in einer global vernetzen Welt sicherstellt und erreicht werden.
Wenn Sie einen IT-bezogenen Wunsch frei hätten, wie würde der lauten?
Ich wünsche mir mehr Selbstbewusstsein der Gesellschaft und des Wirtschaftsstandortes Österreich, um auch in unserer vernetzten Welt durch die Digitalisierung einen wesentlichen Mehrwert für die globale Gesellschaft zu leisten.
Be the first to comment