„Der Mut, IT-Projekte anzugehen, ist jetzt wichtiger denn je“

Frederic Hadjari, Cluster-Manager des IT-Clusters der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria, skizziert im Gespräch mit ITWelt.at die wichtigsten IT-Trends für 2024. [...]

Frederic Hadjari, Cluster-Manager des IT-Clusters der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria: "Die Unternehmen, die mutig genug sind und jetzt weiter in die digitale Transformation ihrer Prozesse und Produkte investieren, werden in zehn Jahren die Früchte ihrer Arbeit ernten." (c) IT-Cluster Business Upper Austria

Welche IT-Trends sehen Sie für 2024 bzw. welche IT-Themen sollten heuer auf der Agenda von IT-Verantwortlichen ganz oben stehen und warum?
Im Jahr 2024 erwartet uns eine Vielzahl an spannenden Entwicklungen, die für IT-Verantwortliche von großer Relevanz sind. Die folgenden Trends und Themen sollten daher ganz oben auf der Agenda stehen:

Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen: Der Einsatz von KI und maschinellem Lernen wird weiter zunehmen und innovative Lösungen in verschiedenen Branchen ermöglichen. IT-Verantwortliche sollten die Integration dieser Technologien in ihre Unternehmensprozesse strategisch planen. Hier denken wir sowohl an Prozessoptimierungen als auch an die neue Produktgenerierung durch KI.

Cybersicherheit: Angesichts zunehmender Cyberbedrohungen ist eine robuste Cybersicherheitsstrategie unerlässlich. IT-Verantwortliche sollten ihre Sicherheitsinfrastruktur ständig aktualisieren und Mitarbeitende regelmäßig schulen, um sich vor Cyberangriffen zu schützen. NIS2 und der Cyber Resilienz Act sind wichtige Themen, denen man sich 2024 widmen sollte.

Cloud Computing: Die Cloud wird auch 2024 eine zentrale Rolle spielen. IT-Verantwortliche sollten ihre Cloud-Strategie überprüfen, um von den Vorteilen der Skalierbarkeit, Flexibilität und Effizienz zu profitieren.

5G-Technologie: Mit dem fortschreitenden Ausbau von 5G-Netzen eröffnen sich neue Möglichkeiten für vernetzte Anwendungen und das Internet der Dinge. IT-Verantwortliche sollten prüfen, wie sie von dieser leistungsstarken Technologie profitieren können.

Nachhaltigkeit in der IT: Umweltaspekte werden in der IT immer wichtiger. IT-Verantwortliche sollten nachhaltige IT-Lösungen in Betracht ziehen, um Ressourcen zu schonen und den ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Eine große Rolle spielt in diesem Zusammenhang auch das Energiemanagement – ein wichtiger Schritt in Richtung Net Zero.

Schulungen der Mitarbeiter: Der schnelle technologische Wandel erfordert, dass Mitarbeiter die Möglichkeit bekommen, neben der Tagesarbeit auch die Prozesse und die Technologien zu verstehen. Schulungen und Erfahrungsaustauschrunden, wie sie auch vom IT-Cluster Oberösterreich angeboten werden, sollten von den Firmen genutzt werden.

Von Industrial IoT zu ganzheitlichen digitalen Zwillingen für Betriebsabläufe: IoT wird mehr und damit alles noch smarter.

Datenmanagement: Erfolgreiche Datenprojekte sind ein Eckpfeiler einer jeden Organisation.

„Insgesamt ist der Hype um Künstliche Intelligenz gerechtfertigt, da sie zweifellos ein bedeutendes Potenzial birgt, die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, zu verändern. Dennoch ist es wichtig, realistisch zu bleiben und die Chancen und Risiken von KI nüchtern zu bewerten.“

Frederic Hadjari

Künstliche Intelligenz ist derzeit das größte Hype-Thema in der IT. Ist dieser Hype gerechtfertigt? Wenn ja, warum, wenn nicht, warum nicht?
Der gegenwärtige Hype um künstliche Intelligenz ist zweifellos gerechtfertigt, allerdings bedarf es einer differenzierten Betrachtung. KI hat das Potenzial, zahlreiche Bereiche der Informationstechnologie und darüber hinaus zu revolutionieren. Ihre Fähigkeit, Muster zu erkennen, komplexe Daten zu verarbeiten und Entscheidungen zu treffen, übertrifft in vielen Fällen menschliche Fähigkeiten. Diese Eigenschaften ermöglichen es, Probleme in verschiedenen Domänen wie Gesundheitswesen, Finanzen, Verkehr und vielen anderen effizient zu lösen.

Ein Grund für den Hype ist die rapide Entwicklung von KI-Technologien, die zu erheblichen Fortschritten in der Automatisierung, Personalisierung und Effizienzsteigerung führen. Unternehmen investieren massiv in KI-Forschung und -Entwicklung, da sie erkennen, dass sie durch den Einsatz von KI ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern können. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass der Hype um KI auch zu übertriebenen Erwartungen führen kann. KI ist kein Allheilmittel für alle Probleme, und es gibt nach wie vor Grenzen und Herausforderungen, insbesondere im Bereich der Ethik, Datenschutz und Sicherheit. Es ist unerlässlich, KI verantwortungsbewusst einzusetzen und sicherzustellen, dass sie im Einklang mit den gesellschaftlichen Werten und Normen steht.

Insgesamt ist der Hype um künstliche Intelligenz gerechtfertigt, da sie zweifellos ein bedeutendes Potenzial birgt, die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, zu verändern. Dennoch ist es wichtig, realistisch zu bleiben und die Chancen und Risiken von KI nüchtern zu bewerten.

Wie können es Unternehmen trotz Fachkräftemangel schaffen, ihre IT-Anforderungen abzudecken?
Weiterbildung und Schulung: Unternehmen können in die Weiterbildung ihrer bestehenden Mitarbeiter investieren, um ihre Fähigkeiten und Kenntnisse in relevanten IT-Bereichen zu verbessern. Dies kann durch interne Schulungen, externe Kurse oder Zertifizierungsprogramme erfolgen. Der IT-Cluster OÖ bietet hier maßgeschneiderte Ausbildung, zum Beispiel mit dem Qualifizierungsseminar „Trends und aktuelle Herausforderungen der IT-Sicherheit“ – kurz TAHITI. Hier haben die Johannes Kepler Universität Linz und das Software Competence Center Hagenberg in Kooperation mit dem IT-Cluster und oberösterreichischen Unternehmen ein umfangreiches Weiterbildungsformat entwickelt.

Partnerschaften und Kooperationen: Unternehmen können Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen, Forschungsinstituten oder anderen Unternehmen eingehen, um auf talentierte Fachkräfte zuzugreifen oder gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Hier ist der Softwarepark Hagenberg ein perfektes Beispiel.

Flexible Arbeitsmodelle: Die Einführung flexibler Arbeitsmodelle wie Remote-Arbeit, Teilzeitbeschäftigung oder Freelancing kann es Unternehmen ermöglichen, auf einen breiteren Talentpool zuzugreifen, unabhängig von geografischen Einschränkungen. Die Business Upper Austria mit der Abteilung Human Capital Management hat dazu viele spannende und neue Konzepte.

Outsourcing und Dienstleister: Unternehmen können bestimmte IT-Aufgaben oder Projekte an externe Dienstleister oder Beratungsunternehmen auslagern, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken oder spezialisierte Expertise zu nutzen. Lesen Sie dazu den Länderreport vom IT-Cluster OÖ und der WKO „Rekrutierung von IT-Fachkräften aus Ägypten„.

Automatisierung und Technologieeinsatz: Durch den Einsatz von Automatisierungstools, KI und anderen Technologien können Unternehmen repetitive Aufgaben automatisieren und die Effizienz ihrer bestehenden Mitarbeiter steigern. Hier werden wir beim „Digital Transformation Forum 2024“ Best Practice Beispiele präsentieren.

Attraktive Arbeitsbedingungen und Vergütung: Unternehmen können attraktive Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsmöglichkeiten und wettbewerbsfähige Vergütungspakete anbieten, um talentierte Fachkräfte anzuziehen und zu halten.

Diversität und Inklusion: Die Förderung von Diversität und Inklusion in der Belegschaft kann dazu beitragen, ein breiteres Spektrum an Talenten anzuziehen und die Innovationskraft des Unternehmens zu stärken.

„Dinge ändern sich noch schneller als gedacht – KI ist im Mainstream angekommen, hat aber nach dem Hype eine eher ernüchternde Erkenntnis bei den Usern hinterlassen. KI ist aber die Zukunft. Wir werden weiter daran arbeiten müssen, denn wir stehen erst am Anfang und in 50 Jahren werden wir (falls wie noch leben) die Hände auf den Kopf legen und schmunzeln, wie wir damals die Themen angegangen sind.“

Frederic Hadjari

Security ist einer der wichtigsten Aspekte der IT. Was tut Ihr Unternehmen um IT-Security sicherzustellen?
Wir sorgen in unserem Unternehmen zum einen für die technischen Voraussetzungen, indem wir in die entsprechende Soft- und Hardware investieren und Penetrationtests durchführen, setzen aber auch verstärkt auf regelmäßige Mitarbeiterschulungen, Workshops und Bewusstseinsbildung.

Welche Lehren nehmen Sie aus dem IT-Jahr 2023 für die Zukunft mit?
Dinge ändern sich noch schneller als gedacht – KI ist im Mainstream angekommen, hat aber nach dem Hype eine eher ernüchternde Erkenntnis bei den Usern hinterlassen. KI ist aber die Zukunft. Wir werden weiter daran arbeiten müssen, denn wir stehen erst am Anfang und in 50 Jahren werden wir (falls wie noch leben) die Hände auf den Kopf legen und schmunzeln, wie wir damals die Themen angegangen sind.

Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2023?
Da fallen mir auf Anhieb drei Ereignisse ein: Das Digital Transformation Forum 2023 mit über 260 Teilnehmer:innen – ein wirklich tolles Event und ein starkes Zeichen für den Standort Oberösterreich. Dieses Jahr findet es am 15. Oktober 2024 statt. Außerdem ist der IT-Cluster OÖ nach Hagenberg übersiedelt. 2023 habe ich mich auch über unsere 3.000 Follower auf LinkedIn und die mittlerweile 197 Partnerunternehmen gefreut.

Wenn Sie einen IT-bezogenen Wunsch frei hätten, wie würde der lauten?
Der Mut, IT-Projekte anzugehen, ist jetzt wichtiger denn je. Die Unternehmen, die mutig genug sind und jetzt weiter in die digitale Transformation ihrer Prozesse und Produkte investieren, werden in zehn Jahren die Früchte ihrer Arbeit ernten.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*