Der Weg in die Cloud

Hannes Gutmeier, CIO von conwert Immobilien Invest SE, wurde heuer beim CIO Award als CIO des Jahres in der Kategorie Mittelstand ausgezeichnet. Gutmeier ist ein Vorreiter in Österreich, was den Einsatz von Cloud betrifft, so die Begründung der Jury. Mit der Computerwelt sprach er über den Weg in die Cloud. [...]

Der von Confare veranstaltete CIO Award fand heuer am 6. und 7. April in den Räumlichkeiten des Schloss Schönbrunn in Wien statt. Der Oscar der heimischen IT-Branche ging heuer unter anderem an Hannes Gutmeier von conwert Immobilien Invest. Mit der Computerwelt sprach er über den Weg in die Cloud.

Sie sind bereits vier Mal als Top CIO ausgezeichnet worden. Womit haben Sie heuer eingereicht? Was war ihr USP?

Ich habe 2011 bei conwert begonnen und eine IT-Strategie entworfen, die optimal an die Unternehmensstrategie angepasst ist. Für uns sind Themen wie Skalierbarkeit, Transparenz, Flexibilität und Nachhaltigkeit sehr wichtig und daher haben wir uns damals entschieden, in die Cloud zu gehen. Dieser Weg in die Cloud, auf dem wir Schritt für Schritt unsere Services in die Cloud gebracht haben, war der Leitfaden meiner Bewerbung für den CIO Award. Das zweite große Thema war die Kommunikation mit dem Fachbereich. Eine meiner Stärken ist, dass ich sehr gute Kenntnisse der Geschäftsprozesse habe und daher mit den Fachbereichen auf einer anderen Ebene kommunizieren kann als das früher der Fall war. Und auch die Kommunikation mit meinen Mitarbeitern und den externen Dienstleister spielt eine wichtige Rolle. Ein Teil meiner Bewerbung waren daher Statements meiner wichtigsten Provider wie SAP, Atos, ACP oder Nagarro, die erklären, warum ich CIO des Jahres werden sollte.

Bleiben wir beim Thema Kommunikation. Wie kommunizieren Sie? Was macht in Ihrem Job gute Kommunikation aus?

Ich spreche wenig in IT-technischer Sprache, sondern gehe darauf ein, wie unsere Fachbereiche sprechen. Und bis zu einem gewissen Grad stelle ich dabei das Thema IT zunächst hinten an. Infrastruktur-Themen interessieren mich zum Beispiel kaum. Mein Schwerpunkt liegt auf den Prozessen, auf den Abläufen im Unternehmen und auf dementsprechender Kommunikation. Wichtig ist dabei sehr offen und klar zu kommunizieren. Auch gegenüber unseren Dienstleistern. Es soll schließlich eine win-win-Situation entstehen, von der beide Seiten etwas haben. Wenn man langfristig gut zusammenarbeiten will, dann müssen das beide Seiten offen angehen, sonst funktioniert es nicht.

Wie sieht die Kommunikation mit den Fachbereichen aus? Haben Sie einmal pro Woche ein Meeting oder kommen die, wenn sie etwas brauchen?

Wir haben da kein regelmäßiges wöchentliches Meeting, sondern kommunizieren eher themenbezogen. Wir haben im Unternehmen eine sehr flache Hierarchie, was ich als großen Vorteil sehe.

Der Umstieg auf die Cloud bedeutet auch für ihre IT-Mitarbeiter gewisse Veränderungen. Wie gehen Sie zum Beispiel damit um, dass jemand um seinen Job fürchtet?

Nachdem ich zu Beginn meiner Tätigkeit bei conwert das IT-Team neu aufgebaut habe, war für die Mitarbeiter von Anfang an klar, in welche Richtung wir gehen und welche Profile notwendig sind. Auch die zwei Mitarbeiter, die im Infrastrukturbereich tätig waren, haben wir von Anfang an so positioniert, dass sie nach und nach in den Applikationsbereich übergehen. Es gibt zwar nach wie vor einen Hauptverantwortlichen für die Infrastruktur, doch der ist nun für die Steuerung der Cloud-Dienstleister und für Security bzw. für das Vertragsmanagement zuständig und schaut zum Beispiel, ob SLAs eingehalten werden.

Brauchen Sie aufgrund der Cloud jetzt weniger IT-Mitarbeiter?

Da gewisse Betriebsthemen wegfallen, brauche ich weniger Mitarbeiter. Es war aber von Anfang an klar, dass im Zuge des Cloud-Umstieges die eine oder andere Position nicht mehr nachbesetzt wird.

Man kann also sagen, dass die Arbeit aufgrund des Cloud-Einsatzes weniger geworden ist.

Bei klassischen Infrastrukturthemen ist die Arbeit weniger geworden. Dafür können wir im Applikationsbereich Leistungen schneller und in besserer Qualität anbieten. Letztes Jahr haben wie zum Beispiel angefangen, unsere ganzen Immobilienlösungen zu konsolidieren und in die Cloud zu verlagern. Dabei haben wir temporär Serversysteme benötigt, die in der Cloud schnell bereitstehen und konnten dadurch Vieles ausprobieren. Und zwar ohne große Investitionen. Zudem haben wir verschiedene Cloud-Services verbunden und mussten dabei für Migrationsszenarien massive Berechnungen durchführen. Dafür hatten wir keine Systeme im Haus, sondern haben Daten in die Microsoft Azure Coud verschoben, das dort berechnet und die Ergebnisse anschließend in die SAP-Cloud verschoben. Das ging schnell, hatte eine hohe Qualität und hat keine Investition erfordert.

Diese Interoperabilität zwischen verschiedenen Clouds war früher ein Problem. Wie sieht das momentan aus?

Bei uns war das nie ein Problem. Meine Mitarbeiter sind da sehr versiert und wir verfügen auch über sehr gute externe Berater.

Warum ist für die Strategie von conwert diese Flexibilität und Skalierbarkeit so wichtig?

Wenn wir Immobilien zukaufen oder verkaufen, müssen wir rasch reagieren und rauf- oder runter skalieren können. Das geht ohne Cloud nicht. Zumindest nicht zu überschaubaren Kosten. Zudem muss ich die IT-Kosten an die operativen Gesellschaften verrechnen und mit der Cloud habe ich die Möglichkeit, wirklich nur tatsächlich genutzte Leistungen zu verrechnen. Mit pay-per-use bezahle ich pro Standort, pro Endgerät, pro Endlizenz und hab somit höchste Transparenz und Flexibilität.

Wie kurzfristig können Sie da Ressourcen rauf- oder runterskalieren?

Bis zum Monatsende.

Geht das von null bis nach oben hin unbegrenzt?

Null geht nicht, aber bis auf eins könnten wir theoretisch runterfahren. Nach oben haben wir keine Grenze. Im Moment haben wir 450 User.


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