Der Weg in die Cloud

Hannes Gutmeier, CIO von conwert Immobilien Invest SE, wurde heuer beim CIO Award als CIO des Jahres in der Kategorie Mittelstand ausgezeichnet. Gutmeier ist ein Vorreiter in Österreich, was den Einsatz von Cloud betrifft, so die Begründung der Jury. Mit der Computerwelt sprach er über den Weg in die Cloud. [...]

Das heißt, auch bei Ihren Mitarbeitern werden betriebswirtschaftliche Themen wichtiger.

Ja. Wir betreiben ja auch nicht selber ein Stromkraftwerk, weil wir Strom brauchen. Aber ich weiß, was ich tun muss, wenn eine Stromleitung ausfällt. Das sind neue Anforderungen und um denen gerecht zu werden, braucht man offene Mitarbeiter, die sich mit diesen neuen Themen auseinandersetzen. Themen wie Datenschutz, Security, das Lesen von Verträgen, Servicemanagement etc. Und man muss entsprechendes Vertrauen zu den Dienstleistern haben. Ohne Vertrauen zu den handelnden Personen sollt man mit Cloud nicht anfangen.

Haben sie im Zuge des Weges in die Cloud ihre Mitarbeiter spezielle Schulungen machen lassen?

Ja. Die haben im Bereich Datenschutz eigene Schulungen bekommen und auch in Richtung Cloud-Technologien. Auch für Security-Themen haben wir punktuelle Schulungen gemacht.

Was bedeutet denn die Auszeichnung für Sie persönlich?

Nicht nur für mich, sondern auch für mein Team bedeutet diese Auszeichnung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Bei den vielen neuen Trends ist es ja heutzutage nicht immer ganz einfach zu erkennen, was das Richtige für das Unternehmen ist. Daher bedeutet mir das schon sehr viel, dass ich von einer internationalen Jury gewählt wurde. Und die Auszeichnung macht natürlich intern auch die Arbeit und das Engagement des CIO sichtbar.

Welche Themen beschäftigen Sie denn derzeit am meisten?

Aktuell sind wir noch mit der Konsolidierung unserer Immobilienlösungen beschäftigt. Die letzten Services werden noch in die Cloud verschoben und danach können wir uns dann der weiteren Digitalisierung und Optimierung unserer Prozesse widmen. Ich denke da an zum Beispiel an Sensorik, also wie wir die Instandhaltungskosten beispielsweise unserer Heizanlagen reduzieren können. Wir haben nun die richtige Plattform, sind skalierbar und können uns damit in aller Ruhe Spezialthemen anschauen und überlegen, wo wir weitere Wettbewerbsvorteile generieren können. Eine wichtige Rolle spielt dabei weitere Optimierung der Kommunikation. In alle Richtungen: Intern mit den Mitarbeitern, mit den Dienstleistern und mit den Kunden. Mit der Digitalisierung kommen auf alle Menschen große Veränderungen zu, nicht nur in der IT. Und ich glaube, dass offene, gute Kommunikation dabei eine Schlüsselrolle spielen wird.

Was macht denn Ihrer Meinung nach einen guten modernen CIO aus? Was sind die wichtigsten Skills?

Das Wichtigste ist, offen für neue Themen zu sein und dabei neue Möglichkeiten für das Unternehmen abschätzen zu können. Man muss auch nicht jedem Hype hinterherlaufen, wenn es dem Unternehmen nichts bringt. Man darf aber auch keine Angst vor Veränderung haben. Das bedeutet für einen CIO, dass er diese zwei Geschwindigkeiten einer bi-modalen IT unter einen Hut bringen sollte. Ich kann beim ERP-System nicht herumexperimentieren, das muss auf stabilen Beinen stehen. Gleichzeitig muss man aber auch schnell auf neue Möglichkeiten reagieren können. Wesentlich für einen guten CIO ist zudem, dass er gute Kenntnisse von den Geschäftsmodellen und Geschäftsprozessen hat und damit einhergehend die richtige Kommunikation in alle Richtungen findet. Ein moderner CIO muss sich verständlich ausdrücken und Mehrwert fürs Unternehmen schaffen.

Ist es Ihrer Meinung nach mittlerweile für einen CIO ein Vorteil, wenn er nicht aus der IT-Ecke kommt?

Es ist ein Vorteil, nicht in Technikersprache zu reden. Ein Grund-IT-Verständnis sollte aber schon da sein.

Ist ein CIO heutzutage bis zu einem gewissen Grad ein Übersetzer?

Durchaus. Aus meiner Sicht interessiert sich niemand in den Fachbereichen für Protokolle oder Server. Warum auch? Ich kenne ja auch niemanden in unserem Unternehmen, der wissen will, woher unser Strom kommt. Das ist auch nicht zielführend. Sehr technikaffine CIOs werden in Ihren Unternehmen immer mehr Probleme haben. Die ganze Technik kann man ja inzwischen ohnehin nicht mehr durchschauen. Was ich aber sehr wohl durchschauen kann, ist, welchen Businessnutzen die Technik bringt.

Wenn Sie einen Wunsch an die IT-Branche frei hätten, wie würde der lauten?

Es wird von IT-Anbietern immer sehr viel versprochen, was denn alles möglich ist. Ich würde mir wünschen, und ich glaube, dass das auch im Interesse der Anbieter wäre, mehr hervorzukehren, wo es Grenzen gibt. Man sollte ruhig auch mal sagen, dass etwas nicht geht. Das wird oft komplett unter den Tisch gekehrt. Ein Anbieter, der auch mal klipp und klar sagt, dass etwas nicht geht, hat bei mir viel bessere Chancen als einer, der mir alles verspricht.

Hannes Gutmeier:
Hannes Gutmeier hat es nach etlichen Top-CIO-Platzierungen heuer erstmals ganz nach oben geschafft und wurde als CIO des Jahres in der Mittelstandskategorie ausgezeichnet. Warum? „Weil Hannes Gutmeier unter den österreichischen IT-Managern ein Vorreiter ist, was den Einsatz von Cloud betrifft“, so die Jury.


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