Die Zukunft der Unternehmensdigitalisierung im Bereich ERP- und CRM

Johannes Preiß, Senior Director Sales bei All for One Austria Austria, spricht mit der IT Welt über die Digitalisierung österreichischer Unternehmen, den Nutzen von Cloud- und Plattformlösungen sowie die Rolle künstlicher Intelligenz (KI) in ERP- und CRM-Systemen. [...]

Johannes Preiß, Senior Director Sales bei All for One Austria Austria (c) Rudi Handl / timeline
Johannes Preiß, Senior Director Sales bei All for One Austria Austria (c) Rudi Handl / timeline

Welche Schwerpunkte setzt All for One Austria Austria in der IT-Beratung?

All for One Austria ist ein internationaler IT-Beratungs- und Service-Provider mit starkem Fokus auf SAP. Wir sind einer der größten SAP-Partner Europas und beschäftigen rund 4.000 Mitarbeitende. Neben der Fertigungsindustrie sind wir in Bereichen wie Life Sciences, Professional Services und Consumer Products aktiv. Zusätzlich bieten wir auch Beratungen zu Microsoft-Lösungen an, insbesondere in den Bereichen Cybersecurity und New Work. Als Gründungsmitglied von United VARs haben wir Zugriff auf ein globales Netzwerk mit über 10.000 Consultants, um unseren Kunden weltweit Service und Support anzubieten.

Wie bewerten Sie den Stand der Digitalisierung österreichischer Unternehmen?

Österreichische Unternehmen sind im Vergleich zu deutschen etwas zurückhaltender. Vor fünf bis sechs Jahren war die Angst vor der Cloud groß, da viele ihre Daten unbedingt „zu Hause“ speichern wollten. Heute hat sich das deutlich geändert, und Cloud-Technologien werden als unverzichtbarer Teil der Zukunft gesehen. Trotzdem sehen wir, dass einige Unternehmen zu lange mit der Einführung moderner Systeme warten. Die Ressourcen für Cloud-Knowhow sind begrenzt, und wenn Unternehmen zu spät reagieren, werden diese Expertise und Dienstleistungen teuer.

Wie können Unternehmen den Wandel von On-Premise zu Cloud-ERP-Lösungen meistern?

SAP-Cloudlösungen bringen bereits viele Best-Practice-Ansätze mit, die auf jahrelangem Knowhow basieren. Besonders kleinere Unternehmen profitieren davon, da sie auf erprobte Prozesse zurückgreifen können. Wichtig ist, dass Management und Mitarbeitende den Umstieg als Chance begreifen. Alte Prozesse müssen überdacht und optimiert werden, um Effizienz und Effektivität zu steigern. Entscheidend ist, dass Unternehmen sich auf Standardprozesse einlassen und nicht an individuellen „Extrawürsten“ festhalten. Ein „Clean Core“ mit klar definierten Prozessen sollte das Ziel sein.

Wie verändern Plattformen die Digitalisierung?

Früher dienten Plattformen primär als Middleware, um Softwareanwendungen zu vernetzen. Heute sind sie weit mehr: Innovative Plattformen wie die SAP Business Technology Platform bieten Entwicklungsmöglichkeiten, Automatisierung und Analytics. Sie unterstützen Unternehmen dabei, Datenanalysen, Reporting und Forecasting effizient umzusetzen. Gleichzeitig sollten Unternehmen frühzeitig klären, wo ihre KI zukünftig verankert wird – sei es in der Plattform selbst oder direkt in Softwarelösungen wie SAP Joule (siehe Erklärung am Ende des Texts).

Wie wichtig ist ein strategisches Konzept für die Digitalisierung?

Ein ganzheitliches Konzept ist der Schlüssel. Viele Unternehmen haben keine durchgängige Digitalisierungsstrategie, die alle Bereiche – von ERP über CRM bis hin zu HR – umfasst. Die Auswahl eines Tools sollte immer auf klar definierten End-to-End-Prozessen basieren, die auf die Unternehmensstrategie abgestimmt sind. Digitalisierung und KI sind Chefsache und sollten auf C-Level-Ebene strategisch verankert werden. Externe Partner können dabei helfen, die richtigen Prozesse und Technologien zu identifizieren.

Trotz Cloud-Trend: Gibt es noch Bedenken, insbesondere im Mittelstand?

Einige Unternehmen halten aus Sorge um Sicherheit oder Zugänglichkeit noch an On-Premise fest. Doch die Realität zeigt, dass die großen Cloud-Anbieter weit höhere Sicherheitsstandards bieten. Sie investieren massiv in Cybersicherheit und physische Sicherheitsmaßnahmen. Zudem ermöglichen Offlinefähigkeiten vieler Systeme, dass Unternehmen auch bei kurzfristigen Internetunterbrechungen arbeitsfähig bleiben.

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz in der Unternehmensdigitalisierung?

Der Schlüssel liegt in einer klaren KI-Strategie, die auf Unternehmensziele abgestimmt ist. Unternehmen müssen zunächst konkrete Use Cases definieren, die kaufmännische Vorteile bringen. KI-Tools wie SAP Joule oder Machine Learning können Prozesse optimieren, Muster in Daten erkennen oder neue Kundensegmente identifizieren. Ein Beispiel ist die Simulation von Szenarien bei Lieferkettenunterbrechungen, um alternative Lösungen zu bewerten – sowohl finanziell als auch in Hinblick auf Nachhaltigkeit.

Kann KI den Fachkräftemangel ausgleichen?

KI ersetzt selten ganze Arbeitskräfte, sondern übernimmt monotone und repetitive Aufgaben. So werden Mitarbeitende für anspruchsvollere Tätigkeiten freigesetzt. Ein Beispiel ist der Einsatz von KI für Preisoptimierungen oder die Erstellung von Bundles im B2B-Bereich. Zudem können KI-gestützte Co-Piloten, wie SAP Joule, neue Mitarbeitende bei komplexen Aufgaben unterstützen und so schneller produktiv machen.

Wie sehen Sie die Zukunft von KI in Unternehmensanwendungen?

KI wird in immer mehr Systemen integriert sein, sei es in ERP- oder CRM-Lösungen oder als übergreifende Plattformkomponente. Tools wie SAP Joule zeigen, wie KI nahtlos in bestehende Prozesse eingebunden werden kann. Die Herausforderung für Unternehmen liegt darin, den strategischen Einsatz von KI mit einem klaren Fokus auf Daten, Technologie und Tools zu gestalten.

Was ist SAP Joule?

Joule ist der KI-Copilot für SAP-Geschäftssysteme und revolutioniert die Interaktion mit den eingesetzten SAP-Lösungen, indem jede Aufgabe und jeder Prozess beschleunigt wird. Mit umfassenden Einblicken in die SAP-Daten des Unternehmens und der Fähigkeit, Aufgaben per natürlicher Sprache zu erledigen, sparen Mitarbeitende Zeit und gelangen schneller zum Ziel. Joule bietet sofortige Erkenntnisse auf Basis der Geschäftsdaten des Unternehmens und eliminiert den Aufwand der Datenduplizierung, während Entscheidungen durch datenbasierte Antworten beschleunigt werden.

Dank rollenbasierter Funktionen ermöglicht Joule individuell angepasste Unterstützung: Führungskräfte erhalten Einblicke, Entwickler generieren Anwendungslogik, und Fachkräfte in der Beschaffung erstellen Angebotsanfragen. Gleichzeitig gewährleistet Joule Datenschutz und Sicherheit durch bestehende SAP-Zugriffskontrollen und setzt auf höchste Standards in der KI-Governance, basierend auf der UNESCO-Empfehlung zur Ethik der KI.

Damit ist Joule de einzige KI-Copilot, der vollständig auf die SAP-Geschäftsdaten des jeweiligen Unternehmens abgestimmt ist.


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