„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. [...]

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl

Wie bewerten Sie den aktuellen Stand der Digitalisierung im Mittelstand, insbesondere in Österreich?

Wir beobachten, dass die Zurückhaltung gegenüber der Digitalisierung nachlässt und Kunden zunehmend Cloud-Lösungen aktiv einfordern. Gleichzeitig stehen wir vor einem großen Technologiewandel, der oft auch Angst und Vorsicht erzeugt. Themen wie Mitarbeiterfluktuation, Lieferkettenbrüche und die schnelllebige Zeit erhöhen den Druck. Unternehmen müssen sich heute schneller anpassen als früher und suchen nach schnellen, fertigen Lösungen, statt langwierige, hochindividualisierte Projekte zu realisieren.

Welche Veränderungen sehen Sie bei der Durchführung von ERP-Projekten?

Früher wurden Prozesse bis ins kleinste Detail analysiert, um die perfekte Lösung zu entwickeln. Heute hat sich das geändert. ERP-Projekte enden nicht mehr, sondern sind fortlaufende Prozesse. Wir streben einen stabilen Kern an, auf dem Unternehmen neue Module flexibel aufbauen können. So können Geschäftsmodelle schnell angepasst werden – ein zentraler Vorteil in einer Welt, die sich ständig verändert.

Müssen Kunden ihre Prozesse an Standards anpassen?

Die Angst, in eine Standardmethodik gepresst zu werden, ist unbegründet. Uns geht es darum, die wichtigsten Aspekte eines Unternehmens herauszukristallisieren und diese in einer unterstützenden Software abzubilden. Der modulare Ansatz erlaubt es, Schritt für Schritt vorzugehen und bei Bedarf Teile auszutauschen oder anzupassen. Das reduziert langfristig die Kosten und erhöht die Flexibilität.

Wie bewerten Sie die Rolle der Cloud im Mittelstand?

Für uns ist die Sicherheit der Hauptgrund, warum Kunden in die Cloud wechseln sollten. Cyberangriffe sind keine Frage des ‚Ob‘, sondern des ‚Wann‘. Unternehmen, die auf On-Premise-Lösungen bestehen, sind oft schlechter vorbereitet. Zudem ermöglicht die Cloud den Zugriff auf neueste Technologien, wie KI-Services, die ohne regelmäßige Updates nicht effizient nutzbar wären.

Welche Arten von Künstlicher Intelligenz setzen Sie ein?

Wir arbeiten mit verschiedenen KI-Technologien, darunter Sprachmodelle wie ChatGPT und analytische Modelle für große Datenmengen. Ein Beispiel ist die Analyse von Verkaufsdaten, bei der die Künstliche Intelligenz Muster erkennt, die für strategische Entscheidungen genutzt werden können. Der nächste Schritt wird sein, diese verschiedenen Datentöpfe zu verknüpfen, sodass die KI generative Antworten auf komplexe Fragen geben kann.

Welche Prozesse eignen sich besonders für den Einsatz von KI?

Am effizientesten ist KI bei Prozessen, die wehtun – beispielsweise repetitive Aufgaben mit unstrukturierten Daten. Hier kann die KI Mitarbeiter entlasten und Freiräume für strategische Aufgaben schaffen. Gleichzeitig ermöglicht die KI eine Demokratisierung von IT. Früher waren programmierte Lösungen teuer und nur begrenzt einsetzbar. Heute können auch kleine Unternehmen von Prozessautomatisierung und BI-Tools profitieren.

Welche Rolle spielt die Benutzerfreundlichkeit in der Digitalisierung?

Usability bleibt ein Dauerbrenner. Mit KI könnten wir jedoch einen großen Wurf erleben. Anstatt sich durch unzählige Masken zu klicken, können Nutzer künftig mit natürlicher Sprache ihre ERP-Systeme bedienen. Außerdem kann KI als Co-Pilot dienen, der Nutzer einlernt und Routineaufgaben wie die Erstellung von Gutschriften erleichtert. Das spart Zeit und Ressourcen.

Wird KI den Fachkräftemangel ausgleichen können?

KI wird keine Fachkräfte ersetzen, aber sie wird ihre Arbeit effizienter machen. Prozesse wie die First-Time-Fix-Rate im Kundenservice lassen sich durch KI optimieren. Gleichzeitig fallen langweilige, repetitive Aufgaben weg, sodass sich Mitarbeiter auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können. Das ist ein echter Gewinn für Unternehmen.

Ein Blick in die Zukunft von ERP-Systemen und KI…

Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt. Unternehmen müssen lernen, schneller zu agieren und ihre Geschäftsmodelle anzupassen. Mit einer soliden Basis, cloudbasierten Lösungen und gezieltem KI-Einsatz können sie sich optimal für kommende Herausforderungen aufstellen. Wie bereits erwähnt: Digitalisierung ist kein abgeschlossenes Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess.


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