Digital Excellence: Mainframes im Zeitalter von Cloud und KI

Wie gelingt die Modernisierung von Mainframes im Zeitalter von Cloud und KI? Phil Buckellew von Rocket Software gibt exklusive Einblicke in Trends, Herausforderungen und die Zukunft dieser Schlüsseltechnologie. [...]

Phil Buckellew, President of Infrastructure Modernization Business Unit bei Rocket Software (c) Rocket Software
Phil Buckellew, President of Infrastructure Modernization Business Unit bei Rocket Software (c) Rocket Software

Die digitale Transformation stellt Unternehmen vor immer neue Herausforderungen – gerade dort, wo jahrzehntealte Mainframe-Systeme das Rückgrat der IT-Infrastruktur bilden. Im Zeitalter von Cloud, KI und hybriden Architekturen ist die Modernisierung dieser Systeme entscheidend, um weiterhin wettbewerbsfähig, sicher und effizient zu bleiben. Phil Buckellew, President of Infrastructure Modernization Business Unit bei Rocket Software, erläutert im Gespräch mit der ITWELT.at, wie Unternehmen „Digital Excellence“ erreichen, welche Trends die Mainframe-Modernisierung prägen und warum der Mainframe auch in Zukunft eine Schlüsselrolle spielen wird.

Wie definieren Sie persönlich „Digital Excellence“ im Kontext der Mainframe-Infrastruktur und warum ist dieses Thema gerade jetzt so relevant?

Ich würde es als Aufwertung der bisherigen Systeme bis zu einem Grad an Modernisierung, der mit den modernsten Systemen mithalten kann, definieren. Exzellenz in diesem Bereich betrifft im Grunde all die Dinge, in denen der Mainframe stark ist – wie beispielsweise Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Leistung, Sicherheit und Compliance. In einer Zeit, in der aufkommende Technologien wie KI, Cloud oder das Internet der Dinge (IoT) unzählige neue Möglichkeiten eröffnen – aber auch neue Herausforderungen im Datenmanagement mit sich bringen – ist der Wert modernisierter Mainframe-Systeme enorm. Moderne Datenintegrationslösungen bieten skalierbare Funktionen für Datenerfassung und Synchronisierung, wodurch Speicher- und Wartungskosten gesenkt werden. Zudem ermöglichen sie eine nahtlose Integration mit Cloud-Plattformen, vereinfachen das Datenmanagement und bieten eine vollständige, in Echtzeit verfügbare Übersicht über sämtliche Daten.

Welche übergeordneten Trends und Herausforderungen sehen Sie aktuell bei der Modernisierung von Mainframe-Systemen in Unternehmen?

Mit dem Aufkommen neuer Technologien und Strategien müssen moderne Mainframes flexibel und widerstandsfähig genug sein, um mit diesen Veränderungen Schritt zu halten. Unternehmen, die nicht in die Aufrechterhaltung ihrer Anwendungen, Infrastrukturen und Datensysteme investiert haben, können im Nachteil sein. Die Verwendung veralteter Integrationsmethoden schränkt die Effizienz von Mainframe- und Cloud-Systemen ein und führt zu Problemen bei der Datenreplikation, Synchronisierung und Leistung. Diese Probleme häufen sich und beeinträchtigen die Systemzuverlässigkeit, was zu Fehlern und Ineffizienzen führt. Es kann zu Kompetenzlücken und Verständnisproblemen bei Anwendungen kommen, was wiederum zu Ausfällen oder mangelnden Innovationsmöglichkeiten führen kann.

Wie hat sich die Rolle des Mainframes im Zeitalter von Cloud und hybriden IT-Architekturen verändert?

Der Mainframe ist nach wie vor das Rückgrat globaler Transaktionen. Da immer mehr Kunden Cloud-Systeme für neue Anwendungen wie Analysen oder KI-Training verwenden, müssen sie auf die Daten aus Mainframe-Transaktionen zugreifen. Die Wahl eines hybriden Cloud-Ansatzes für das Mainframe-Datenmanagement ist nicht einfach ein Modernisierungsprojekt, sondern eine strategische Entscheidung, die zu den Gesamtzielen eines Unternehmens passt. Bei dieser Integration werden native Cloud-Technologien genutzt, um Auslastung, Leistung und Skalierbarkeit zu optimieren. Darüber hinaus erhalten Unternehmen Zugang zu Echtzeit-Analysen und einem besseren Verständnis der Daten – ein wertvoller Vorteil für die Umgestaltung des unternehmensweiten Betriebsmanagements. Um diesen Ansatz richtig umzusetzen, ist die Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Rocket Software erforderlich.

Der regulatorische Rahmen, insbesondere neue Datenschutzgesetze wie die DSGVO oder branchenspezifische Compliance-Vorschriften, wird immer komplexer. Wie beeinflussen diese Entwicklungen die Verwaltung und den Zugriff auf Mainframe-Daten, und welche Lösungsansätze sehen Sie hier?

Die DSGVO und Vorschriften wie DORA verlangen von IT-Organisationen, ihre Sicherheitsmaßnahmen auf dem Mainframe zu verbessern. An ‚Security through Obscurity‘ zu glauben oder davon auszugehen, dass Mainframes durch ihre Isolation automatisch sicher sind, reicht nicht mehr aus – insbesondere dann nicht, wenn die Transaktionsdaten in einer hybriden Cloud-Umgebung genutzt werden. Mit der zunehmenden Exponierung des Mainframes müssen auch alle relevanten Prozesse, von denen viele ursprünglich für verteilte Umgebungen entwickelt wurden, auf dem Mainframe umgesetzt werden. Beispiele dafür sind Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) für sicheren Zugriff und durchgängige Schwachstellenanalysen, die heute Priorität haben.

Welche Rolle spielt die Integration von Cloud-Technologien bei der Anwendungsmodernisierung auf dem Mainframe?

Kunden möchten, dass ihre Mainframes weniger isoliert und stärker in die Gesamtstruktur ihrer IT-Landschaft integriert sind. Wir unterstützen sie dabei – unter anderem durch die Modernisierung der Art und Weise, wie Anwendungen entwickelt und gewartet werden, sowie durch einen einfacheren Zugriff auf und die Nutzung von Mainframe-Daten in der Cloud. Darüber hinaus helfen wir Unternehmen dabei, Workloads zu modernisieren oder sogar zu verlagern, wenn es sinnvoller ist, sie an anderer Stelle auszuführen.

Künstliche Intelligenz (KI) ist ein zentrales Thema. Welche spezifischen Vorteile bietet der IBM Z-Mainframe für die Bereitstellung und den Betrieb von KI-Modellen, insbesondere im Vergleich zu reinen Cloud-Lösungen oder anderen Architekturen?

Die Stärke des Mainframes liegt in der Abwicklung von Transaktionen. Zum Beispiel bei Betrugsmodellen für Finanztransaktionen: Heute können diese oft nicht schnell genug ausgeführt werden, um alle Finanztransaktionen – etwa Kreditkartenzahlungen – abzudecken. Banken müssen daher häufig mit Stichprobendaten arbeiten oder die Verarbeitung außerhalb des Mainframes durchführen, was dazu führen kann, dass Betrugsfälle übersehen werden. Mit Innovationen wie dem Telum-2-Chip im z17 ist der Mainframe jedoch zunehmend in der Lage, Transaktionen direkt auf dem System in Echtzeit zu analysieren. So können alle Transaktionen abgedeckt und Betrugsfälle deutlich reduziert werden.

Angesichts des Fachkräftemangels im IT-Bereich: Wie beurteilen Sie die Verfügbarkeit von Talenten mit Mainframe-Expertise, und welche Schritte sind notwendig, um die nächste Generation von Mainframe-Spezialisten zu fördern?

Hier beginnt KI, spürbare Auswirkungen zu zeigen. Schon seit Längerem gibt es prädiktive KI-Tools, die helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen und entweder automatisch Gegenmaßnahmen einleiten oder Menschen rechtzeitig benachrichtigen. Das führt dazu, dass weniger Personal für den Betrieb von Mainframes benötigt wird. Jetzt, da generative KI die Realität wird, sind Tools wie Chatbots, die Greenscreens und traditionelle Benutzeroberflächen ersetzen können, zunehmend verbreitet. Dadurch wird die Nutzung der Technologie auch für weniger qualifizierte Mitarbeitende deutlich einfacher.

Wo sehen Sie die Mainframe-Technologie in fünf bis zehn Jahren – und welche Weichen müssen heute gestellt werden, um die Zukunftsfähigkeit zu sichern?

Wir erwarten, dass der Mainframe auch in den kommenden Jahrzehnten noch eine wichtige Rolle spielen wird. Er hat sich als zuverlässiges System für die Transaktionsverarbeitung bewährt, und die bereits vorhandenen sowie in unseren Labors entwickelten Innovationen werden ihn weiterhin zu einer bewährten, sicheren und kosteneffizienten Plattform für diese Aufgaben machen. Gleichzeitig wird er zunehmend in die gesamte IT-Struktur von Unternehmen integriert. Bereiche wie Monitoring, Scheduling, Sicherheit, Speicherverwaltung und andere IT-Funktionen werden den Mainframe als eine weitere Art Server behandeln – einer, der hochspezialisiert für seine spezifischen Aufgaben ist. KI wird zudem dazu beitragen, Mainframes einfacher zu verwalten, was die Herausforderungen rund um Fachkräftemangel und Kosten weiter entschärft und den Mainframe zu einer kostengünstigeren Lösung macht.


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