Digitale Transformation ist mehr als Industrie 4.0

Viele Unternehmen reduzieren die digitale Transformation auf Industrie 4.0 – und verschenken damit wertvolles Potenzial. Die COMPUTERWELT sprach mit dem Digitalisierungsexperten Helmut Rabanser, Geschäftsführer der KUMAVISION Österreich, über Handlungsfelder und Chancen. [...]

Helmut Rabanser, Geschäftsführer von KUMAVISION Österreich (c) KUMAVISION
DHelmut Rabanser, Geschäftsführer von KUMAVISION Österreich (c) KUMAVISION

Was bedeutet Digitalisierung für KUMAVISION?

Unbestritten, das Internet-of-Things (IoT) und die digitale Fabrik gehören zu den Treibern der digitalen Transformation. Doch wer bei Digitalisierung nur an Industrie 4.0 denkt, verschenkt wertvolles Potenzial. Digitalisierung umfasst ein extrem breites Einsatzfeld und ist nicht nur für die Fertigungsindustrie ein relevantes Thema. Unter Digitalisierung verstehen wir einerseits den Wandel von der analogen in die digitale Welt, also beispielsweise papierbasierte Prozesse zukünftig in Software abzubilden. Und das muss heute nicht mehr zwingend per Programmanpassung in der ERP- oder CRM-Software erfolgen. Andererseits heißt Digitalisierung für uns bei KUMAVISION auch, bereits digitalisierte Prozesse weiter zu optimieren und dabei Systemgrenzen und Datensilos zu überwinden. Das gilt für alle Unternehmen, unabhängig Branche und Größe. 

Welchen Handlungsbedarf sehen Sie für den  Mittelstand? 

Ganz wichtig ist die Entscheidung der Unternehmensführung auf den Zug der Digitalisierung aufzuspringen. Der größte Fehler liegt immer noch im Nichtstun. Für den Beginn des Weges greifen immer mehr Firmen auf KUMAVISION zurück, um im ersten Schritt die Möglichkeiten der Digitalisierung auszuloten. Diese Digitalisierungsberatung zeigt Veränderungen in der IT-Infrastruktur (Technik, Software) bis hin zu möglichen neuen Geschäftsfeldern und Prozessen auf. Ein Beispiel: Ein Hersteller oder Händler verkauft nicht mehr Baumaschinen wie Bagger, sondern vermietet diese nur noch. Über Sensortechnik werden Zustand, Einsatzzeiten und Standort automatisch übermittelt. Diese neuen Geschäftsprozesse können dadurch in verschiedenen Bereichen des Unternehmens zu Veränderungen führen. Im obigen Beispiel könnte der Transport des Baggers zum Kunden, Wartung während der Mietdauer, die Abholung, die Verbringung an die nächste Baustelle als weitere Serviceleistung aus dem eigenen Hause angeboten werden, wo vorher der Transport von Frächtern erledigt und eventuell noch die fachgerechte Aufstellung abgerechnet wurde. Natürlich sollten im Rahmen der Digitalisierungsstrategie bestehende, seit Jahre bekannte Themenbereich wie  der Umgang mit Dokumenten aller Art, also Dokumentenmanagementsysteme (DMS) für papierlose Prozesse, Lösungen für den elektronischen Datenaustausch (EDI) mit Kunden, Lieferanten und Partnern oder elektronische Rechnungen (E-Invoicing) mit den neuen Möglichkeiten optimiert und verbessert werden. Ein weiteres Handlungsfeld ist die Integration des Außendienstes. Ob technischer Service oder Vertrieb: Mobile Apps stellen alle Informationen dort bereit, wo sie benötigt werden. Wir setzen hier auf intuitiv bedienbare Lösungen, die beispielsweise Kunden- und Serviceinformationen, digitale Besuchsberichte, bereitstellen und auch neue Möglichkeiten nutzen, wie die automatische Identifizierung von Ersatzteilen und deren direkte Bestellung. Im Lager und in der Fertigung beschleunigen wir durch die Integration von Sensordaten die Prozesse und helfen mögliche Fehlerquoten zu reduzieren. 

Welche Rolle spielt das Internet-of-Things?

Wir sehen bei unseren Kunden branchenübergreifend eine enorme Bandbreite an Einsatzgebieten. Diese reicht von der einfachen Überwachung von Maschinen in der Produktion über die automatische Protokollierung von Lager- und Transportbedingungen bis zu neuen Geschäftsmodellen wie Miete statt Kauf (Pay-per-Use) oder vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance), die nicht nur Mehrwerte für Kunden generieren, sondern auch die Kundenbindung nachhaltig stärken.

Viele Einsatzgebiete, viele Daten. Wie spielt das alles zusammen?

Eine gute Frage. Im Zuge der digitalen Transformation drängen zahlreiche neue Anbieter auf den Markt. So attraktiv viele Lösungen auf den ersten Blick scheinen, Unternehmen müssen dennoch grundsätzliche Fragen beantworten. Ist das Start-up auch in zwei Jahren noch präsent? Wer speichert wo meine Daten? Wie verbinde ich die unterschiedlichen Lösungen? Was kann ich anpassen? Ohne belastbare Antworten findet man sich schnell in technologischen und strategischen Sackgassen wieder.

Was bietet KUMAVISION seinen Kunden?

Wir setzen bei KUMAVISION konsequent auf die Microsoft-Technologieplattform. Ob praxisgerechte ERP-Software für unterschiedliche Branchen, CRM-Lösungen für Vertrieb, technischen Außendienst oder Kundenservice, ob Business Intelligence, Office oder Teams, ob Internet of Things (IoT) oder Text-, Bild- und Spracherkennung: Alle Anwendungen arbeiten auf der Microsoft Plattformtechnologie und lassen sich flexibel kombinieren. Die einfache Integration und das Zusammenspiel der Applikationen eröffnen enorme Synergieeffekte: Unternehmen erhalten einen ganz neuen Blick auf ihre Abläufe. Risiken aber auch Chancen lassen sich erkennen, wenn bislang verborgene Zusammenhänge dank der Digitalisierung auf einmal sichtbar werden. In vielen Bereichen lassen sich Anpassungen und ganze Anwendungen übrigens ohne Programmierkenntnisse vornehmen bzw. erstellen, was Zeit und Kosten spart. Unternehmen ermöglichen wir es so, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren.

Wie positioniert sich KUMAVISION hinsichtlich Digitalisierung?

Wir sind als typischer ERP-Anbieter groß geworden. Allerdings haben wir bereits vor einigen Jahren gesehen, dass die digitale Transformation zukünftig ganz andere Anforderungen an Partner wie uns stellen wird. Wir haben unser Team vergrößert, weitere Know-how-Felder aufgebaut und massiv in Forschung und Entwicklung investiert. Wir sind damit als Digitalisierungspartner in der Lage, mittelständische Unternehmen ganzheitlich zu betreuen. Im Vordergrund steht dabei immer die Problemlösung. Erst in einem zweiten Schritt, schauen wir, mit welcher Anwendung aus unserem Portfolio wir diese Lösung am besten umsetzen. Unser Anspruch ist dabei gleichgeblieben: Wir wollen mit der Kombination aus Branchen-, Beratungs- und Technologiekompetenz dazu beitragen, dass unsere Kunden weiter Erfolg haben. 


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