Digitaler Wandel braucht charismatische Führungspersonen

Im Gespräch mit der Charisma-Expertin Österreichs, Martina Gleißenebner-Teskey von The Personality Institute, stellt sich heraus: In jedem von uns schlummert Charisma. Was Charisma ist und wie jeder von uns sein Charisma entfalten kann, zeigt dieses spannende Interview. [...]

Martina Gleißenebner-Teskey von The Personality Institute ist Expertin für Charismatic Leadership und Personal Branding. (c) Thomas Teskey

Wir kennen sie alle: charismatische Persönlichkeiten, ihre Ausstrahlung und vor allem ihre Wirkung auf uns. Gerade in Zeiten der großen Veränderung brauchen wir charismatische Führungskräfte, die mit ihrer Visionskraft bereits jetzt als Vorbild einer digitalen Welt in Unternehmen gesehen werden und den Wandel dorthin repräsentieren. Im Gespräch mit der Charisma-Expertin Österreichs, Martina Gleißenebner-Teskey von The Personality Institute, stellt sich heraus: In jedem von uns schlummert Charisma. Was Charisma ist und wie jeder von uns sein Charisma entfalten kann, zeigt dieses spannende Gespräch und führt dabei in die Welt der mit Charisma agierenden Führungskräfte von morgen.

Sie sind die Expertin für Charismatic Leadership und Personal Branding in Österreich und üben Ihren Beruf beeindruckend leidenschaftlich aus, das spürt man sofort. Welche Fähigkeit zeichnet Sie persönlich aus und was sind Ihre Aufgaben in Ihrem Unternehmen „The Personality Institute“?
Was einen Menschen besonders auszeichnet, wird vor allem in Krisenzeiten sichtbar, und deshalb war und ist diese aktuelle Krisenzeit eine ganz besondere Chance, sich seiner eigenen Potenziale bewusst zu werden. Und aus der Formulierung dieses Satzes wird deutlich, was mich besonders auszeichnet: die Fähigkeit, in jeder Situation das Mögliche und vielleicht sogar den Vorteil zu sehen. Genau das mache ich in gewisser Weise auch mit meinen Kundinnen und Kunden, Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmern und Coachees in „The Personality Institute“. Ich habe die Gabe, auch in anderen Menschen zielsicher das Schöne, das Starke, auch das noch ungehobene Potenzial zu erkennen, und ich helfe, es ins Licht zu heben. Ich liebe es, Menschen in ihrer ganzen Größe authentisch strahlen zu sehen. Das mache ich im Coaching und Training genauso wie in meiner Filmarbeit. Ich unterstütze Menschen dabei, sich selbst ins richtige Licht zu setzen.

Martina Gleißenebner-Teskey: „In jedem steckt die Fähigkeit, charismatisch zu wirken.“
(c) Katharina Schiffl

Sie beschäftigen sich ja täglich mit den Themen Charisma und Entfaltung der Persönlichkeit von Menschen, insbesondere von Führungspersonen. Wieso ist es Ihrer Meinung nach gerade in Zeiten des digitalen Wandels so wichtig, dass Menschen an ihrer Persönlichkeit arbeiten? Wie können Unternehmen und vor allem ihre MitarbeiterInnen davon profitieren?
Dazu muss ich etwas ausholen: Das „Charisma“, mit dem ich mich befasse, hat zunächst einmal nichts mit dem besonderen, „alle vom Hocker reißenden“ Auftreten zu tun, mit dem das Wort herkömmlich assoziiert wird. Ich beschäftige mich mit Charisma als der „Gnadengabe“: jener Gabe also, die einen Menschen einzigartig macht und von allen anderen unterscheidet. Eine Gabe, die wir zwar verfeinern, die wir aber nicht erlernen können, weil sie uns eben schon in die Wiege gelegt wurde. Wir können sie erkennen und wir können sie weiterentwickeln – und wir können sie vor allem für uns selbst und unser Sein in dieser Welt einsetzen.

Das persönliche Charisma zu entwickeln, bedeutet zu verstehen, was man an dem Ort, an dem man sich gerade befindet, einbringen kann, was sonst niemand kann. Der „Ort“ ist hier als Überbegriff gewählt und kann das Unternehmen sein, in dem man arbeitet, oder auch nur die Abteilung, es kann aber auch ein Lebensort sein. In einer Welt, in der es von allem zu viel gibt – auch Menschen mit ähnlichen Qualifikationen – ist die Fähigkeit, die eigene „Gnadengabe“, das eigene ganz besondere Talent, die eigenen ganz spezifischen Charakteristika zu kennen und auch einzusetzen, der oftmals entscheidende Unterschied. Und in einer Welt, in der vieles und immer mehr von KI bestimmt und an Maschinen ausgelagert wird, ist es fast eine Überlebensfrage, sich der eigenen Einzigartigkeit bewusst zu werden, um für sich selbst immer wieder einen sinnvollen Platz zu finden. Und genau das ist es, was jeder Mensch braucht, um mit voller Kraft zu leben: das Gefühl von Sinn. Wenn Unternehmen, und vor allem Führungskräfte, dies erkennen und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Chance geben, sich als „sinnvoll“ zu verstehen, werden sie mit Engagement belohnt werden, das durch keine andere Motivationsform aufgewogen werden kann.

„In einer Welt, in der vieles und immer mehr von KI bestimmt und an Maschinen ausgelagert wird, ist es fast eine Überlebensfrage, sich der eigenen Einzigartigkeit bewusst zu werden, um für sich selbst immer wieder einen sinnvollen Platz zu finden. Und genau das ist es, was jeder Mensch braucht, um mit voller Kraft zu leben: das Gefühl von Sinn.“

Martina Gleißenebner-Teskey

Wir wollen noch mehr aus der Welt der charismatischen Führung erfahren. Wir alle kennen charismatische Menschen und Persönlichkeiten. Was unterscheidet diese Menschen nun von anderen? Sie sagen, jeder kann an seinem Charisma arbeiten, können Sie darauf noch näher eingehen?
In jedem steckt die Fähigkeit, charismatisch zu wirken. Aber nicht immer und nicht überall. So wie ein Kaktus im Sumpf nicht erblühen kann, so kann ein introvertierter Mensch in einer lauten Umgebung nicht seine volle Größe erreichen, um einen ganz schlichten Vergleich zu bemühen.

Andererseits erzählt jeder Hollywood-Blockbuster dieselbe Geschichte: Ein Nobody – oder noch schlimmer, ein vom Leben bestrafter Underdog – schwingt sich durch ein besonderes Ereignis zum Helden auf. Genau das haben wir bei den großen Charismatikern und Charismatikerinnen der Geschichte erlebt: An einem bestimmten Punkt in ihrem Leben war es einfach nötig, dass sie handeln, und zwar mit so großer Bestimmtheit, dass sich durch sie die Welt veränderte. Der zündende Funke, um charismatisch zu wirken, ist also die Erkenntnis, hier und jetzt eine Aufgabe zu haben, für deren Erfüllung man sich selbst als die beste Option sieht. Der Drang, dieser Erkenntnis Folge zu leisten, macht die Entfaltung persönlichen Charismas dann möglich.

Wir können dasselbe Prinzip auch im Kleinen, auf unserer eigenen Lebensbühne, anwenden, denn die wichtigste Frage lautet: Wo kann ich meine Gabe „hin-geben“? Wo kann – und WILL! – ich damit auch voll und ganz, ohne Einschränkung, meine Kraft wirksam werden lassen? Wo ist es mir ein echtes Bedürfnis? Eines steht fest: Ohne ein Gefühl von „Entitlement“ (Anspruch), von „Ja, hier bin ich richtig, hier will ich sein, hier habe ich meine Aufgabe“, gibt es kein Charisma.

Martina Gleißenebner-Teskey: „Im Idealfall gibt es in jedem Seminar einen Aha-Moment, der wie ein Türöffner zur eigenen Charisma-Fähigkeit wirkt.“
(c) Katharina Schiffl

Aufgrund Ihrer langjährigen Erfahrung und Expertise haben Sie das „Fünf-Finger-Modell der charismatischen Führung“ entwickelt und halten dazu auch Seminare. Was zeichnet dieses Modell aus und wie funktioniert es? Was kann man sich erwarten, wenn man eines Ihrer Seminare dazu besucht?
Als Trainerin und Coach ist es meine Aufgabe, komplexe Zusammenhänge in einfache Prinzipien zu zerlegen, um sie trainierbar zu machen. Das „Fünf-Finger-Modell der charismatischen Führung“ ist genau so ein Versuch, das komplexe Phänomen Charisma in einfache, trainierbare Prinzipien aufzuschlüsseln. Es beruht auf umfassenden Studien zu charismatischer Führung, die belegen, dass es für Führungskräfte vor allem fünf Fähigkeiten in hoher Ausformung braucht, um charismatische Kraft zu entfalten:

  1. Die Fähigkeit, eine eigene Vision zu formulieren. Hier scheitern die meisten, weil sie bestenfalls Ziele formulieren und die Definition der übergeordneten Bedeutung ihrer Arbeit anderen überlassen.
  2. Die Fähigkeit, diese Vision durch Kommunikation auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu vermitteln und ihnen deutlich zu machen, welchen wichtigen Teil sie in der Umsetzung dieser Vision erfüllen. Hier liegt der Grund des Scheiterns meist im Unvermögen, ressourcenorientiert zu kommunizieren und Gefühle anzusprechen.
  3. Die Fähigkeit, sich selbst als Richtschnur für gewünschtes Verhalten zu erkennen und das bedeutet: „Walk the talk“. Wenn alle so tun würden, wie sie sagen, wäre diese Welt eine bessere.
  4. Die Fähigkeit, in sich selbst eine unumstößliche Sicherheit zu finden – eine, die unabhängig von äußeren Gegebenheiten und materiellen Bedingungen besteht. Hier ist der Grund des Scheiterns meist in einer anerzogenen Abhängigkeit von materiellen Sicherheiten oder im Unvermögen, die eigenen Fähigkeiten wahrzunehmen, zu finden.
  5. Eie Fähigkeit, sich selbst und andere immer wieder zu „ermächtigen“ – also zu sehen, was in den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch steckt und das auch zu verbalisieren. hier scheitern die meisten an ihrem Unvermögen, Menschen „zu sehen“ – das heißt, sie wirklich jenseits der Oberfläche wahrzunehmen.
(c) Martina Gleißenebner-Teskey
Buchcover: Agens Kehrer

Diese fünf Fähigkeiten sind den fünf Fingern einer Hand zugeordnet. So wird es einfacher, sie strukturiert „abzuarbeiten“ und diese Fähigkeiten auch jeden Tag zu üben. Was man sich in meinen Seminaren erwarten kann, ist, sowohl die Prinzipien kennenzulernen als auch Werkzeuge und Wege, um die Fähigkeit zur charismatischen Führung tatsächlich zu entwickeln und damit die Faktoren des Scheiterns Schritt für Schritt auszuschalten. Im Idealfall gibt es in jedem Seminar einen Aha-Moment, der wie ein Türöffner zur eigenen Charisma-Fähigkeit wirkt.

Der digitale Wandel macht spürbar, wie wichtig der Faktor Mensch ist bzw. bleibt. Vor allem auch in diesen aktuell so stürmischen Zeiten. Viele Menschen haben Angst vor intelligenten Maschinen, vor einer Vollüberwachung, vor Datenmissbrauch und einer unethischen Datenkultur. Wie stehen Sie der Digitalisierung gegenüber? Müssen wir tatsächlich auch Angst haben?
Ich halte es mit der oben beschriebenen Fähigkeit Nummer vier: Es gibt nur Sicherheit in uns, niemals um uns. Das ist das, was Viele nun lernen dürfen. Und wenn sie diese innere Sicherheit entwickelt haben – auch das ist Inhalt meiner Seminare – dann macht ihnen nichts mehr Angst.

Was die Entwicklungen in egal welchem Bereich betrifft, so bin ich sehr pragmatisch: Was sich als nützlich erweist, wird verstärkt. Und wenn sich Digitalisierung für die Mehrheit als nützlich erweist, dann werden wir damit leben müssen. Es gibt keine Rückentwicklung. Es geht immer nur nach vorne. So nützt es auch nichts, sich über den Erfolg von Amazon und Co. zu beklagen: Die Mehrheit, die die Dienstleistung dieses Unternehmens als nützlich empfindet, hat dieses Unternehmen groß gemacht. Es bringt nichts, geschützte Nischen zu entwickeln, damit der kleine Händler ums Eck nicht stirbt. Der kleine Händler ums Eck ist aufgerufen, selbst sein Potenzial zu erkennen und zu entwickeln, um für die Kundschaft Sinn zu stiften. Wie Sie sehen: Wir kommen immer wieder auf eines zurück, nämlich auf die Sinnfrage. Sie steht bei all meiner Arbeit im Zentrum.

Der Autor Nahed Hatahet ist Transformationsexperte, Speaker, Berater und Mentor.


Mehr Artikel

News

Große Sprachmodelle und Data Security: Sicherheitsfragen rund um LLMs

Bei der Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der Datensicherheit in KI-Workloads ist es entscheidend, die Perspektive zu ändern und KI als eine Person zu betrachten, die anfällig für Social-Engineering-Angriffe ist. Diese Analogie kann Unternehmen helfen, die Schwachstellen und Bedrohungen, denen KI-Systeme ausgesetzt sind, besser zu verstehen und robustere Sicherheitsmaßnahmen zu entwickeln. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*