Wir haben in einer Umfrage den Geschäftsführern von mehr als 20 IT-Unternehmen drei Fragen zum Thema Big Data gestellt. Hier finden Sie ihre Antworten. [...]
Johannes Baumgartner, Managing Director Fujitsu Technology Solutions Österreich
Wie sehen Sie aktuell die Nachfrage bei Big-Data-Lösungen in heimischen Unternehmen?
Big Data ist derzeit eines der am heißesten diskutierten Themen im IT-Markt. Dementsprechend ist auch das Interesse bei den heimischen Unternehmen groß. Allerdings steht Big Data als Synonym für große Datenvolumina, Daten unterschiedlichen Typs, Daten von vielen internen und externen Datenquellen noch relativ am Anfang. Aus diesem Aspekt heraus ist es für die Kunden äußerst schwierig zu beurteilen, welches Konzept wofür genau den größten Mehrwert bringt. Umso wichtiger ist es, dass ein Kunde hier eine seriöse und konzeptneutrale Beratung erfährt.
Dies erfordert ganz spezielle Skills wie man sie heute zugegebenermaßen noch selten im Markt vorfindet. Die sogenannten Data Scientists, von denen man gemäß ihrer Job Description diese Skills erwartet, werden händeringend gesucht, sind aber momentan nur dünn gesät. Daher halten sich auch die bereits umgesetzten echten Big Data-Projekte noch in Grenzen.
Für welche Geschäftsprozesse/Business Cases eignet sich Big Data besonders?
Die Anwendungsmöglichkeiten von Big Data sind derart vielfältig, dass eine Eingrenzung auf bestimmte Schwerpunkte kaum möglich ist. Sicherlich kristallisieren sich je nach Branche gewisse Themenbereiche heraus, generell gibt es aber immer wieder neue Ideen, wie man die vielfältigen Daten etwa im Handel, Bankenumfeld, Gesundheitsbereich oder etwa im Energiebereich, die rein theoretisch zur Verfügung stehen, sinnvoll nutzt. Und genau die Einzigartigkeit dieser neuen Ideen wird in Zukunft ausschlaggebend für die Wettbewerbsfähigkeit, den Erfolg oder auch den Misserfolg eines Unternehmens sein.
Nennen Sie bitte die drei für Sie wichtigsten Gründe für den Einsatz von Big Data.
Generell besteht die Zielsetzung von Big Data immer darin, durch Korrelation vieler Daten Muster zu erkennen, auf Basis derer sich Dinge, die in der Zukunft passieren, vorhersehen lassen. Dadurch lassen sich frühzeitig neue Geschäftsmöglichkeiten erkennen, die richtigen Entscheidungen schneller treffen und oftmals sogar die optimalen Folgeaktionen per Automatismus anstoßen. Dinge zu wissen, die wir heute nicht erkennen – daraus erhoffen sich viele Unternehmen den Schlüssel zu ihrem Erfolg.
Gerald Bader, Head of Information Management & Analytics CEE Atos
Wie sehen Sie aktuell die Nachfrage bei Big-Data-Lösungen in heimischen Unternehmen?
Big Data ist auch hierzulande immer mehr im Vormarsch. Bereits jetzt sammeln zahlreiche heimische Unternehmen Mengen an Daten. Diese Daten werden zum Teil bereits gegenwärtig ausgewertet, aber die Analyse und die Use Cases stecken noch in Kinderschuhen. Die Datenvolumina als auch die -vielfalt lässt die Unternehmen aktuell an ihre organisatorischen, prozessualen und technologischen Grenzen stoßen. Viele Firmen arbeiten daher bereits an Konzepten und Strategien, um diese Pattsituation zu lösen, jedoch gibt es bis jetzt nur einen geringen Prozentsatz an österreichischen Unternehmen, die eine Big Data-Lösung auch tatsächlich implementiert haben.
Für welche Geschäftsprozesse/Business Cases eignet sich Big Data besonders?
Eigentlich haben alle Industrien den Bedarf an Big Data Lösungen. Hier ein kleiner Auszug an möglichen Big Data-Anwendungsbereichen:
- Energie-Bereich: Aufgrund der Dezentralisierung der Energieerzeugung, Einführung von Smart Meters und der Notwendigkeit der effizienten Energieverteilung („intelligente“ Netze) müssen Energieunternehmen Daten aus einer Vielzahl von Quellen verarbeiten und daraus Ableitungen für ihr Geschäftsmodell treffen (z.B. intelligentere Tarife).
- Öffentlicher Bereich: Unter dem Stichwort „Smart Cities“ gibt es u.a. den Aspekt der Videoüberwachung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Hier müssen Daten effizient und strukturiert aufbereitet werden, um zum Beispiel auf mögliche Bedrohungen, wie etwa Terrorismus, oder bei großen Veranstaltungen rasch und vorzeitig reagieren zu können.
- Gesundheitssektor: Am Gesundheitssektor spielt Big Data ebenfalls eine bedeutende Rolle. So können etwa Patientendaten vernetzt werden bzw. die Verarbeitung von Daten in Real-Time erfolgen und daher kritische Patientenzustände sofort erkannt werden. Ein anderer interessanter Use Case zeigt sich im Krankenhaus Management. Die Auslastung von Krankenhausbetten kann genau geplant werden, was folglich zu Kosteneinsparungen führt.
- Finanzbereich: Im Finanzbereich sind zum Beispiel bereits Fraud Management Lösungen im Einsatz. Mit Big Data können Finanzunternehmen Betrugsfälle rascher und zeitnaher identifizieren und in weiterer Folge entsprechende Maßnahmen ableiten. Aber auch für das Marketing eröffnen sich neue Dimensionen. Maßgeschneiderte Produkte können erstellt werden, um die Kundensegmente zielgerichteter, effektiver, und individueller zu bedienen. Das Konzept „one size fits it all“ hat damit ausgedient.
Nennen Sie bitte die drei für Sie wichtigsten Gründe für den Einsatz von Big Data.
- Durch die Einbeziehung neuer Datenquellen und Informationen, wie etwa Social Media, Apps u.v.m., lassen sich die Zielgruppen besser und genauer analysieren. Dadurch verstehen Unternehmen besser, welche Bedürfnisse die unterschiedlichen Kundensegmente haben und von welchen Faktoren diese abhängig sind.
- Durch diese quantitative und qualitative Datenvielfalt können neue Analyseverfahren und -methoden eingesetzt werden. Unternehmen haben dadurch die Möglichkeit Kundenbedürfnisse optimaler zu bedienen und auch intelligent auf Veränderungen im Kundenverhalten reagieren zu können (z.B. Handel: An einem Sommertag mit tropischen Temperaturen wären Aktionspreise auf Eis eine Vergeudung).
- Mittels Big Data können unternehmensinterne Prozesse und Faktoren, wie etwa Kosten, Performance, Flexibilität und Skalierbarkeit effizienter gestaltet werden. Entscheiden sich Unternehmen für die Implementierung einer Big Data-Lösung, kann dies mittel- und langfristig zu enormen Kosteneinsparungspotzenialen führen sowie zu entscheidenden Wettbewerbsvorteilen verhelfen.
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