EasyPark: „Intelligentes Parken ist der erste Schritt zur smarten Stadt“

EasyPark will mehr als nur Parktickets digitalisieren. Das Unternehmen arbeitet laut Österreich-Geschäftsführer Markus Heingärtner an der vernetzten Stadt der Zukunft. [...]

Markus, Weingärtner, Geschäftsführer EasyPark Österreich (c) Mat Stefanic, Studio Matphoto
Markus, Weingärtner, Geschäftsführer EasyPark Österreich (c) Mat Stefanic, Studio Matphoto

Der digitale Wandel macht auch vor dem Parken nicht Halt. Was einst mit Kleingeld und Parkscheibe begann, ist heute ein datengetriebener Mobilitätsservice. EasyPark gilt als einer der technologischen Treiber dieser Entwicklung. Im Interview mit ITWELT.at erläutert Österreich-Geschäftsführer Markus Heingärtner die Strategie des Unternehmens.

Der Markt für Park-Apps ist kompetitiv. Was hebt EasyPark von den Mitbewerbern ab?

Unsere Stärke ruht auf zwei Säulen, die eng miteinander verknüpft sind: eine konsequente Nutzerzentriertheit und eine ausgereifte technologische Architektur im Hintergrund. Ersteres definieren wir als ein grenzenloses Parkerlebnis. Mit unserer App können Sie in 20 Ländern parken – egal, ob Sie nach Bratislava, Grado oder bis nach Spitzbergen reisen. Diese Internationalität ist ein entscheidender Vorteil, da viele Österreicher EasyPark tatsächlich zum ersten Mal im Urlaub in Italien nutzen und die App dann mit nach Hause bringen.

Und wie sieht es innerhalb Österreichs aus?

Hier haben wir eine fast flächendeckende Abdeckung erreicht. In den letzten fünf Jahren sind wir von 20 auf 140 Städte und Gemeinden gewachsen. Dieser Netzwerkeffekt ist entscheidend: Je öfter Nutzer unsere App sehen und verwenden können, desto präsenter sind wir und desto stärker wachsen wir organisch. Wir haben unser Wachstum in den letzten Jahren konstant bei rund 60 Prozent pro Jahr gehalten, was maßgeblich auf diesen Effekt zurückzuführen ist. Der Nutzer hat die Sicherheit, dass er unsere Lösung fast überall einsetzen kann.

Wie sieht die Lage in Wien aus? Die Stadt betreibt eine eigene App.

Wien ist tatsächlich speziell. Die Stadt betreibt ihre App mit einem Zahlungsdienstleister und prüft aktuell, ob sie einen offenen Markt zulassen soll – wie es viele große österreichische und deutsche Städte  tun. Dort können die Bürger aus mehreren Apps wählen. Auch wenn Wien etwas langsamer ist, sehen wir ein starkes Wachstum, vor allem weil wir inzwischen alle umliegenden Gemeinden übernommen haben. Für Nutzer zählt, dass sie einen Anbieter durchgängig verwenden können – unabhängig davon, in welche Stadt sie fahren. 

Sie erwähnten die technologische Architektur als zweite Säule. Was macht diese aus?

Die beste Technologie ist die, die der Nutzer nicht bemerkt, weil sie einfach funktioniert. Unser Onboarding-Prozess ist maximal vereinfacht: Handynummer eingeben, SMS-Code bestätigen, Kennzeichen und ein Zahlungsmittel wie Apple Pay hinzufügen – fertig. Auf komplexe Logins mit Passwörtern oder die Abfrage unnötiger Daten verzichten wir bewusst. Dieser reibungslose Einstieg ist in der stressigen Situation des Parkens kaufentscheidend. Technisch komplex, aber für den Nutzer entscheidend, ist unsere einheitliche Plattform. Nach der Akquisition von ParkNow, einem Joint Venture von BMW und Mercedes, haben wir deren drei verschiedene technische Plattformen in einem aufwendigen Prozess auf unsere migriert. Nur so können wir das versprochene grenzenlose Parkerlebnis in allen Ländern konsistent anbieten.

Welche konkreten Vorteile bietet die App im Alltag?

Der offensichtlichste Vorteil ist die Flexibilität. Sie können Ihren Parkvorgang von überall aus verlängern und sparen sich so teure Strafzettel, weil eine Besprechung oder der Friseurtermin länger dauert. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Fairness: Wir setzen uns bei den Städten aktiv für eine minutengenaue Abrechnung ein. Wenn Sie also nach 58 Minuten zu Ihrem Fahrzeug zurückkehren, zahlen Sie auch nur für 58 Minuten und nicht für die volle Stunde. Zudem bietet die App Rechtssicherheit, da jeder Parkvorgang digital dokumentiert ist und als Nachweis dienen kann.

Was waren die größten Hürden bei der Digitalisierung der Parkbranche?

Anfangs war die Skepsis enorm. Vor fünf Jahren lag die App-Nutzung in Österreich bei nur 8 bis 10 Prozent. Heute sind wir bei 30 bis 35 Prozent, in eineinhalb Jahren werden wir über 50 Prozent sein. Entscheidend war, dass die Städte zwei Vorteile erkannten: Sie erhalten digitale Dashboards mit Echtzeitdaten zum Parkdruck, und es ist finanziell interessanter, da wir Gebühren eins-zu-eins überweisen, ohne Cash-Handling-Kosten.

Welche neuen Funktionalitäten könnten bald mit der App nutzbar sein?

Ein Schwerpunkt ist die Reduzierung von Suchverkehr, der in Großstädten bis zu 30 Prozent des Verkehrs ausmacht. Wir mappen gesamte Städte und entwickeln Modelle, die vorhersagen, wo mit hoher Wahrscheinlichkeit Parkplätze frei sind. Langfristig wollen wir diese Informationen direkt in Navigationssysteme integrieren. Ein weiteres Thema ist die Vollautomatisierung des Parkvorgangs: In integrierten Fahrzeugen startet und stoppt die Parkzeit automatisch. Zudem arbeiten wir an der Integration von E-Ladelösungen.

Sie verarbeiten teils auch sensible Daten. Wie gehen Sie damit um?

Datenschutz hat oberste Priorität. Unsere Datenschutzvereinbarung ist länger als unsere AGB. Wir speichern Daten in Europa, haben klare Regeln zur Anonymisierung, Städte sehen nach drei Monaten keine personenbezogenen Daten mehr. Wir haben eine eigene Cybersecurity-Abteilung, Schulungsprogramme gegen Phishing und Multifaktorauthentifizierung. Als digitale Infrastruktur mit über einer Milliarde Transaktionen jährlich können wir uns keine Ausfälle oder Sicherheitslücken leisten.

EasyPark agiert mittlerweile unter dem Dach der Marke „Arrive“. Welche strategischen Vorteile ergeben sich aus dieser Neuausrichtung?

Die Übernahme von Flowbird, hat unser Produktportfolio um Hardware – Parkscheinautomaten und Ticketautomaten für den öffenlichen Verkehr – erweitert und auch eine deutlich größere Investitionskraft verschafft. Als Arrive Group, zu der EasyPark gehört, sind wir jetzt in 90 Ländern global präsent. Dies ermöglicht es uns, kostenintensive Entwicklungen schneller und für eine Vielzahl von Märkten voranzutreiben und dann global auszurollen.

Strategisch verfolgen wir die Vision, mehr als nur ein „One-Trick-Pony“ zu sein. Unter dem Dach von Arrive wollen wir uns zu einem umfassenden “Mobility-Service-Anbieter“ weiterentwickeln. Unsere Mission ist es, Städte lebenswerter zu machen. Dazu gehört, den Verkehr durch intelligentes Parken zu reduzieren, die Nutzung für Autofahrer so einfach wie möglich zu gestalten und den Städten digitale Werkzeuge für ein modernes Mobilitätsmanagement in die Hand zu geben. Wenn wir es schaffen, dass Bürger weniger im Kreis fahren, Minuten-genau bezahlen können und Parkhäuser nahtlos integriert sind, dann haben wir viel gewonnen.


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