„Es gibt 2023 keinen (neuen) Trend, sondern das erkennbare Ende einer Entwicklung: Operative Überforderung, Tendenz steigend“

Alexander Chvojka, Geschäftsführer von ITdesign, erklärt im Interview mit ITWELT.at, wie es sich vermeiden lässt, dass Überlastung, Überforderung und Frust zum Verlust jeglicher unternehmerischen Umtriebigkeit seitens der IT führen. [...]

Alexander Chvojka, Geschäftsführer von ITdesign: "Fast alles lässt sich mit Digitalisierung verschlimmbessern. Unternehmerische Mehrwertthemen zu kennen, begeisterte Leute mit ausreichend Freizeit dafür zu haben, (auch) um einen guten Change- und IT-Begleiter zu challengen, klingt für mich verlockender." (c) ITdesign

Welche Lehren nehmen Sie aus dem IT-Jahr 2022 für die Zukunft mit?
Reden wir bitte nicht dauernd vom Fachkräftemangel, sondern fragen wir uns, wo bzw. wie die vorhandenen IT-Fachkräfte am besten wirksam werden. Im Umkehrschluss bedeutet das: Was brauche ich als IT-Dienstleister für Eigenschaften um „trusted Partner/Advisor“ zu sein?

Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2022?
Ein sehr schöner Moment war, als mich ein gut bekannter Unternehmer (Eigentümer, CxO in Personalunion) vulgo IT-unaffiner Patriarch angesprochen hat, wie ich bei der nächsten Wirtschaftsprüfung mit den „deppaten“ internen Rollen und Rechten und dem Nachweis vom Ökostromanteil umgehe – und er völlig erstaunt war, dass wir mit sowas Geld verdienen. Warum erzähl ich die Geschichte? Weil 2023 die Chance besteht, Wertschätzung für IT-Sicherheit und Nachhaltigkeit im Unternehmen nicht mehr missionieren zu müssen.

Welche spannenden Projekte haben Sie 2022 für Kunden umgesetzt und was war das Besondere daran?
Am meisten begeistern mich unsere PAM- (Privileged Access Management) und IoT-Projekte. Erstere immer dann, wenn es gelingt nicht nur ein Produkt zu implementieren, sondern sämtliche Anlieger zu überzeugen, dass produktiv und sicher ohne Widerspruch machbar ist – kurz den „empathischen“ Patriarchen und den „extrovertierten“ SysAdmin ins gleiche Boot zu holen. Und bei IoT: unterschiedlichste Wechselrichter in ein klassisches IT-Monitoring-, Alerting- und Visualisierungs-Backend zu integrieren, ohne das Energiegemeinschaften wie beispielsweise unsere Grätzelenergie im 23. Bezirk nicht denkbar wären.

Wie schätzen Sie den Digitalisierungsgrad österreichischer Unternehmen und Organisationen ein und wo gibt es noch Nachholbedarf?
Ganz falsche Frage. Ich würde gerne wissen wollen, wie viele Unternehmen bereits ein Verständnis davon haben, was Digitalisierung für sie ermöglicht UND wo es Gutes gibt, das unbedingt bewahrt werden sollte. Diese Frage macht Mut und je unsicher die Zeiten sind, desto mehr Zuversicht sollte unseren unternehmerischen Fragestellungen innewohnen. Für den Nachholbedarf erleben wir tagtäglich eh den Sachzwang, wenn analoge Kinder in digitale Brunnen gefallen sind.

„Ich würde gerne wissen wollen, wie viele Unternehmen bereits ein Verständnis davon haben, was Digitalisierung für sie ermöglicht, UND wo es Gutes gibt, das unbedingt bewahrt werden sollte.“

Alexander Chvojka

Inwiefern spürt Ihr Unternehmen den Fachkräftemangel und was tun Sie um Fachkräfte zu bekommen und zu halten?
Gar nicht. Was wir spüren, ist die im Home Office verloren gegangene Identitätsstiftung vieler Unternehmensorganisationen. Wer am Ende der Büroflächenbereinigung keine Antwort hat, warum es richtig ist, Teil dieses begeisternden sozialen Gefüges zu sein, braucht sich nicht wundern. In unseren Recruiting-Kampagnen laden wir stets ein, mit uns zu arbeiten und meinen das als langjährige Holokratie-Praktiker auch genau so.

Welche IT-Trends sehen Sie für 2023 bzw. welche IT-Themen sollten heuer auf der Agenda von IT-Verantwortlichen ganz oben stehen und warum?
Zum Anfang eine „Ent-täuschung“ und eine Hypothese: Es gibt 2023 keinen (neuen) Trend, sondern das erkennbare Ende einer Entwicklung: Operative Überforderung, Tendenz steigend. Hier nun mein Versuch der Solidarisierung mit vielen IT-Verantwortlichen, die spätestens seit Corona im adhoc-Krisenmodus/auf Sicht navigieren (müssen), weil es keine unternehmerische Planungssicherheit gibt. Eine toxische Kombination weniger Ursachen zeichnet sich dabei ab: Konzentration aufs Kerngeschäft – aus jedem Krisenratgeber für den C-Level – beschneidet (IT-) Budgets, erzeugt einen Fokus auf den operativen IT-Betrieb und zugleich werden vorhandene Change-Kompetenzen, Resilienz-Vorhalte und etwaige Kapazitätsreserven zum Einsparungspotenzial. Jeder gute IT-Verantwortliche sitzt das auf einer Backe aus, wenn’s mal wieder heißt: „Und ab morgen berichtet die IT an den CFO.“

Aber: 3,5 Jahre gepaart mit explodierender Digitalisierung (BYOD), Vervielfachung der Betriebsstätten (Home Office) und multiplen Bedrohungsvektoren – das geht sich nicht aus. Die Folge ist menschlich: Überlastung, Überforderung, Frust und damit Verlust jeglicher unternehmerischen Umtriebigkeit seitens der IT. Fazit: Am Ende eines GLM (kleine Analogie vom Bundesheer zum googeln) steht nix mehr auf der Agenda, auch wenn es sich ein Hochglanzmarketier noch so wünscht.

In diesem Sinne sollte 2023 Klarheit auf der Agenda im C-Level stehen. Klarheit darüber wo die Wertschöpfung des Unternehmens in Bezug auf die Digitalisierung steht, wo Schlüsseltechnologien im produktiven Lebenszyklus stehen, wieviel Change-Kompetenz bzw. -bereitschaft im Unternehmen (Fachbereich und IT) noch vorhanden ist und was diese Schlüsselpersonen brauchen, um aus der operativen Tretmühle raus zu kommen.

Im Ergebnis entsteht ein konkretes Vorhaben bzw. to-do-Portfolio das folgende Spagate triagieren wird: „Zielbild versus Zangeln“, „Sicherheit versus Produktivität“, „Zeit für den zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg versus überleben heute“ und „selber machen versus Leistung zukaufen“.

Wenig überraschend hat sich ITdesign für diese Marktsituation aufgestellt. Hier die Antworten aus unserem Dienstleistungsportfolio:

  • (systemische) Organsationsentwicklung macht den Technologieeinsatz wirksamer – wir begleiten und etablieren starke C-Level-Zielbilder
  • AD Security Analyse, PAM, IoT Secure
  • aktive fachliche Change-Steuerung in Projekten unter Einbindung der Kundenorganisation
  • Managed Service Client / Managed Service KMU

„Den Fachkräftemangel spüren wir nicht. Was wir spüren, ist die im Home Office verloren gegangene Identitätsstiftung vieler Unternehmensorganisationen. Wer am Ende der Büroflächenbereinigung keine Antwort hat, warum es richtig ist, Teil dieses begeisternden sozialen Gefüges zu sein, braucht sich nicht wundern.“

Alexander Chvojka

Welche Herausforderungen, die sich mit IT-Unterstützung lösen lassen, sehen Sie 2023 auf Unternehmen zukommen?
Auf die Gefahr hinauf mich zu wiederholen: Man kann auch mit einem Maybach ohne Service unter Verwendung der Gangsperre schnell fahren. Fast alles lässt sich mit Digitalisierung verschlimmbessern. Unternehmerische Mehrwertthemen zu kennen, begeisterte Leute mit ausreichend Freizeit dafür zu haben, (auch) um einen guten Change- und IT-Begleiter zu challengen, klingt für mich verlockender.

Wie kann IT im Allgemeinen und Ihr Unternehmen im Speziellen dazu beitragen, dass die Welt zu einem lebenswerteren Ort wird?
Standardisierung, Systemintegration, Sicherheit. Früher gab es im Kraftwerk Greifenstein für 293 MW ein SCADA-System samt Leitstand. Heute gibt es sowas ab 10 Quadratmetern PV-Dach für 1 KWp als App von Fronius, Kostal, Samsung, etc. Initiativen wie unsere FLUGGs-Lösung ermöglichen es, verschiedenen Wechselrichtertechnologien in bestehende IT-System-Monitoring-Plattformen zu integrieren und brauchen nur einen Leitstand statt 293 (Zwinkern).

Wenn Sie einen IT-bezogenen Wunsch frei hätten, wie würde der lauten?
Immer den Selben: fangen wir an IT als einen Produktionsfaktor durchaus im Marxschen Sinne zu begreifen. Oder um es mit unserem Claim zu formulieren: machen wir den bestehenden Technologieeinsatz durch gemeinsame Organisationsentwicklung nachhaltig wirksamer.


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1 Comment

  1. Ich bin seit vielen Jahren Software Berater, IT Projektmanager und Analyst. Dennoch verstehe ich kaum etwas von den Antworten des Hrn. Chvojka. Diese eigentümliche Sprache, diese seltsamen Wortkonstrukte sind nicht geeignet Verständnis für die IT Branche und die Herausforderungen zu schaffen, ganz im Gegenteil. Derartuges schafft nur Verwirrung, soll halt gescheit klingen. Das einzig gute ist die Aussage, dass der zu tode gequatschte, angebliche Fachkräftemangel kein Thema ist. Dem stimme ich zu, noch mehr: Den gibt es nicht, hat ihn nie gegeben. Was es gibt sind die inakzeptabelen Konditionen der Unternehmen, das aggressive Benehmen der Führungskräfte, die viel zu hohen Erwartungen der Auftrag/Arbeitgeber, onsite statt remote, das im Jahr 2023, die viel zu schlechte Bezahlung, das bei der extremen Teuerung und Inflation. Weiters die extrem schwierige Projektakquise durch die Sturheit, Unflexibilität und Passivität so vieler Unternehmer, dazu das Dazwischenschalten von Recruiting und Lead Gen. Firmen. Das ruinuert den Projektmarkt, das Zusammenfinden von Unternehmen, die Fachkräfte suchen und den (externen) Fachkräften. Von einem Kunden habe ich erfahren, dass es für ihn sehr schwierig war einen geeigneten Software Berater zu finden, er suchte dann zumindest auf freelancermap, selber, aktiv, nicht über einen Rdcruiter. Ein wichtiger Schritt, der zum Erfolg führte. Mit der aktuellen Lösung ist er ausserordentlich zufrieden.

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