Horst Lambauer, Senior Director Cloud ERP bei All for One Steeb, lässt im Gespräch mit der COMPUTERWELT das Jahr 2020 Revue passieren, erklärt, was wir aus der Corona-Krise lernen können und skizziert die wichtigsten IT-Trends für das heurige Jahr. [...]
Inwiefern hat die Corona-Krise den Geschäftsverlauf 2020 Ihres Unternehmens beeinflusst?
Die Corona-Krise hat uns dahingehend positiv beeinflusst, dass die COVID-Zeit ein Weckruf für viele Unternehmen war, um Digitalisierung voranzutreiben. Dies ist vor allem im Bereich CERP massiv spürbar, da gerade ein ERP aus der Cloud die mobile Arbeitsweise erleichtert und sich Unternehmen sich auf ihr Kern-Business und nicht um deren IT und Systemlandschaft kümmern müssen.
Wie wird sich die Corona-Krise Ihrer Meinung nach im kommenden Jahr auf die IT-Branche bzw. auf Unternehmen auswirken?
Ich bin der tiefen Überzeugung, dass die Corona-Krise als Boost für die IT-Branche fungieren wird. Viele Unternehmen haben noch teilweise veraltet IT-Infrastruktur im Einsatz und die Corona-Krise hat gezeigt, dass Flexiblität für Unternehmen immens wichtig ist. Diese Flexiblität bekommen Unternehmen aber nur, wenn sie auch moderne IT-Systeme einsetzen. Deshalb wird die Corona-Kriese die IT-Branche nachhaltig positiv beeinflussen.
Welche Lehren lassen sich aus dem Jahr 2020 im Allgemeinen und aus der Corona-Krise im Speziellen für die Zukunft mitnehmen?
Ich bin überzeugt, dass das Jahr 2020 sicher als disruptives, wegweisendes Jahr in der Zukunft in vielen Branchen gesehen wird. Das fängt an in der Reisebranche – vor allem Geschäftsreisen – geht über regionale Sourcing-Strategien bis zum Thema Digitalisierung in den Bereichen Kommunikation aber auch E-Commerce etc. Eine der Lehren wird sicher sein, das Flexiblität in Geschäftsmodellen eine wichtigere Rolle spielen wird. Soll heißen Organisationen aber auch IT-Systeme werden sich dahingehend verändern, dass leichter und schneller auf Einflüsse von außen reagiert werden kann.
Wie gehen Sie persönlich bzw. im Job mit Lockdown, Home Office, Home Schooling und Social Distancing um? Mit welchen Strategien und Verhaltensweisen sorgen Sie für Ausgleich?
Da wir und auch ich persönlich es gewohnt waren, viel mit Videokonferenzen abzustimmen und auch aus dem Home Office zu arbeiten, war die Umstellung hinsichtlich Home Office etc. nicht gravierend. Was definitiv ein Problem darstellt, ist, dass zwischen Webmeetings – vor allem am Anfang – keine Pausen eingeplant waren, die man bei normalen Meetings allein schon durch einen Raumwechsel durchaus hat. Deswegen bin ich dazu übergegangen mir bewusst auch Pausen im Kalender zwischen Meetings einzuplanen. Um auch den Kopf frei zu bekommen habe ich mir angewöhnt in der Früh täglich etwa eine Stunde zu trainieren. Man glaubt gar nicht welche schwierigen Übungen man mit Eigengewicht im Wohnzimmer machen kann. So geht man fit in die ersten Besprechungen und ist gut gestärkt für den Tag.
Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2020?
Die Highlights waren sicher wie trotz der schwierigen Umstände das Team der All for One virtuell zusammengerückt ist und wir in diversen virtuellen Formaten den Zusammenhalt stärken konnten. Ein weiteres Highlight ist ein ERP-Projekt, dass komplett virtuell vertrieben, umgesetzt und sehr erfolgreich live gegangen ist. Wer hätte sich noch vor einem Jahr gedacht, dass ERP-Systeme mit 100 Prozent Remote-Beratung erfolgreich in kürzester Zeit live gehen könne.
Welche Themen sollten Ihrer Meinung nach im kommenden Jahr auf der Agenda von IT-Managern ganz oben stehen und warum bzw. welche IT-Themen werden 2021 eine besonders wichtige Rolle spielen?
Flexibilisierung, Flexibilisierung, Flexibilisierung. IT-Systeme sind dafür da um das Business jederzeit zu unterstützen. Wie bereits bei den vorherigen Fragen beschrieben, werden in Zukunft die Unternehmen die Nase vorn haben, die sich schneller auf Änderungen einstellen können. Das hat einen wesentlichen Impact auf IT-Manager. Vor allem im ERP-Bereich geht es in Zukunft darum, dass man nicht die Systeme zu Tode customized und versucht jeden auch noch so komplizierten Prozess in einem großen „Frankensteins Monster“ unterzubringen, sondern dass man clever moderne Systeme miteinander kombiniert. Vor allem Cloud-ERP-Systeme (die das Wort Cloud auch verdienen) basieren auf Service-orientierten Architekturen, die genau dies ermöglichen. Das bedeutet aber für viele IT-Manager, dass sie die Systemlandschaft neu überdenken müssen und sich auch dieser Denkweise öffnen müssen.
Dieser Artikel ist Teil einer Interviewserie, für den die COMPUTERWELT rund 50 Top-Manager aus der IT-Branche befragt hat.
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