Das mittlerweile in den USA ansässige – aber in Linz gegründete – Startup Wappwolf macht mit einem neuen Dienst auf sich aufmerksam: Mit iBeam.it lassen sich Datei-Feeds, sogenannte "Beams", erstellen, denen beliebige Nutzer auf verschiedensten Zielplattformen folgen können. Computerwelt.at hat bei Wappwolf-Mitgründer Harald Weiss nachgefragt, was der neue Dienst kann und wie es dem Startup in den USA geht. [...]
Das mittlerweile in den USA ansässige – aber in Linz gegründete – Startup Wappwolf bietet eine Plattform, auf der Unternehmen und Privatpersonen Dokumente und Dateien automatisiert in einer Prozesskette, genannt „Actions“, bearbeiten können. Aufsehen erregte das Unternehmen in der weltweiten Online-Community Ende 2011 mit dem in Wien entwickelten Dropbox Automator. Darüber lassen sich einzelne Ordner nach dem Prinzip „Wenn eine Datei diesem Ordner zugefügt wird, starte eine oder mehrere Aktionen“ befüllen. Der Nutzer muss sich somit nicht mehr mit zeitaufwändigen und komplexen Aufgaben rund um Dateien und Dokumente herumschlagen (siehe auch „Wappwolf sucht Investoren für Sprung in die USA“).
Nun macht das Unternehmen mit dem neuen Dienst iBeam.it auf sich aufmerksam, der die Grundfunktionen von Wappwolf neu und noch einfacher im Handling verpackt. Damit lassen sich Datei-Feeds, sogenannte „Beams“, erstellen, denen beliebige Nutzer folgen können. Als Ziel für die Beams können E-Mail-Adressen dienen, genauso aber auch Facebook, Dropbox, Google+ oder andere Onlinedienste. Computerwelt.at hat bei Wappwolf-Mitgründer Harald Weiss nachgefragt, der früher unter anderem als Director Finance & Administration bei Hogg Robinson Austria GmbH sowie Head of Controlling bei OBI tätig war.
Warum iBeam.it nach Wappwolf? Was ist der Unterschied?
Wappwolf. Wie schreibt man das? Was soll das heißen? Das Schlimmste war „Wappenwolf“ in einem Artikel. Abgesehen davon, dass es schon ein Todesurteil ist wenn man nicht mal weiß wie man einen Service schreibt oder googelt hat natürlich auch keiner die Herleitung verstanden: Web APPlication FLOW. Der Wolf ist auch nicht gerade positiv besetzt. Somit weg damit. Das war ein wesentliches Learning für uns.
Was macht iBeam.it? Für wen ist es gedacht, wer kann und soll es nutzen?
iBeam.it löst das Problem, dass das Sharing von Inhalten wie etwa Dateien oder Fotos nicht plattformübergreifend funktioniert. Solange man sich mit seinen „Freunden“ in Dropbox oder Facebook befindet kann man leicht Inhalte austauschen und sharen. Und das Interesse der großen vier Apple, Google, Microsoft und Facebook sowie auch von Dropbox ist es, einen Silo zu bilden, den man von den anderen abschottet.
iBeam.it macht sharing plattformübergreifend möglich. Man erstellt einen Beam – sprich einen Link zu seinen Daten – und informiert die Leute mit denen man das teilen will. Die „Follower“ entscheiden dann, wo sie die Dateien hin haben wollen – und wir verbinden die beiden Orte. Abgesehen von Cloud-Storage-Verbindungen gibt es auch ein Generationen-verbindendes Thema: Wie teile ich einzelne Facebook-Alben mit den Leuten aus der Familie, die nicht auf Facebook sind? Die können einfach per E-Mail folgen und jedes Mal, wenn ein Foto in das Album auf Facebook gepostet wird, bekommen Sie es per E-Mail.
Wir bilden also mit iBeam.it noch einen „Layer“ oberhalb der Cloud. Oder eine andere Metapher: Wir verbinden die großen Planeten indem wir einen Transporter gebaut haben. Warum iBeam.it? I BEAM IT – also ich „beame“ meine Dateien. Die Ausdrücke share, feed, stream sind schon von den Großen besetzt. Beam ist etwas Neues, das wir besetzen wollen
Was läuft für Sie in den USA anders? Hat sich der Sprung über den Teich gelohnt?
ALLES! Geschwindigkeit, Einstellung, Motivation, Offenheit sind nicht vergleichbar mit Europa.
Ein paar Gegensatzpaare die alles beschreiben: To Fail bedeutet To Learn. Hier heißt es gebrandmarkt zu sein, während in den USA manche Risikokapitalgeber nicht mal investieren wenn man nicht mindestens einmal gescheitert ist. Wenn man hier mit Leuten spricht wird man nur auf die Risiken aufmerksam gemacht – in den USA erkennt man die Chancen. In Europa sind die Bewahrer vorherrschend – in den USA liegt Entrepreneurship in der DNA. In Europa gibt es Information Hiding – nur nicht erzählen von seinem Produkt, ein anderer könnte es einem wegnehmen. Na klar! In den USA bekommt man sofort wertvolles Feedback und neue Kontakte die einem weiterhelfen können. Und Erfolg wird in Europa oft geneidet während man in den USA stolz auf das erreichte ist. Natürlich ist auch viel Oberflächlichkeit vorhanden und die Mentalität ist grundlegend eine andere.
Abgesehen davon ist das Technologieverständnis sehr hoch. Man kann sofort in medias res ein Gespräch beginnen ohne einmal 30 Minuten Einleitung zum Thema zu geben. Der Gang in die USA war für uns immer klar, nur muss das auch innerlich reifen bis man bereit ist den Schritt auch zu gehen. Wir haben sehr viel gelernt und geben es auch gerne jedem weiter der es wirklich hören will. Die meisten verstehen die Welt im Valley aber nicht, wenn sie es nicht selbst erlebt haben.
Bleibt Wappwolf bestehen?
Die Firma Wappwolf Inc. bleibt natürlich bestehen. iBeam.it ist ein neues Produkt. Die Funktionalität des Automators lässt sich sehr leicht in iBeam.it integrieren weshalb wir hier sicherlich eine Ablösung sehen.
Wie sieht das Geschäftsmodell dahinter aus? Was kostet ibeam.it?
Der Fokus liegt derzeit auf Feedback generieren, User zu steigern, zu analysieren wo die Hebel liegen. Daraus werden wir dann das Geschäftsmodell ableiten. Ideen gibt es sehr viele und auch mögliche Ansätze. Vom Subscription Model angefangen über Paid Beams für Publisher wie Blogger, Service Provider, Artists bis hin zu Affiliate Marketing ist das Spektrum riesig. Daher müssen wir zuerst das Nutzerverhalten analysieren.
Wie sieht die Lösung dahinter aus?
Die Lösung basiert auf dem Wappwolf-Backend. iBeam.it ist eine neue Verpackung die das Punkt-zu-Punkt-Syncing von einem Nutzeraccount zwischen verschiedenen Diensten aufgebrochen hat und nun nutzerübergreifendes „Beaming“ ermöglicht – und somit diese „Membership only“-Sharing-Möglichkeiten umgeht bzw. erweitert. Der eine teilt, der andere nimmt – und beide benutzen ihre Service-Welt. Es sind keine zusätzlichen Sign-ups nötig.
Wie geht man in den USA mit europäischen Startups um?
Wir sind kein europäisches Startup sondern ein amerikanisches mit Sitz in San Francisco. Die Konkurrenz ist hoch. Man muss schon etwas zeigen können, die Mentalität begreifen und mitspielen. Silicon Valley ist nicht Amerika, sondern Disneyland für Entrepreneure.
Das Gespräch führte Rudolf N. Felser.
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