„Ich würde mich gerne in natürlicher Sprache mit meinen IT-Applikationen unterhalten“

Patrick Weilch, Geschäftsführer von COSMO CONSULT, skizziert im Gespräch mit ITWelt.at die wichtigsten IT-Trends für 2024. [...]

Patrick Weilch, Geschäftsführer von COSMO CONSULT: "Jeder Hype muss sich der Realität stellen. Natürlich müssen sich Unternehmen mit Trendthemen auseinandersetzen. Sie sollten sich aber nicht zu unkoordinierten, gar hektischen Handlungen hinreißen lassen. Einen kühlen Kopf zu bewahren und jeweils einen Schritt vorausdenken ist die Devise." (c) COSMO CONSULT

Welche IT-Trends sehen Sie für 2024 bzw. welche IT-Themen sollten heuer auf der Agenda von IT-Verantwortlichen ganz oben stehen und warum?
Für COSMO CONSULT steht das Jahr 2024 im Zeichen einer faszinierenden Herausforderung: die dynamische Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) in perfekter Balance mit unserer tiefen Überzeugung, dass der Mensch im Mittelpunkt unseres Erfolgs steht. Wir erkennen nicht nur den technologischen Fortschritt, sondern verstehen die wahre Bedeutung von KI darin, sowohl Business Cases aufzudecken als auch menschenzentrierte Lösungen zu schaffen, die Raum für Kreativität und Zusammenarbeit lassen. Während KI zweifellos die Art und Weise revolutioniert, wie wir Business Cases angehen, betonen wir bei COSMO CONSULT, dass der wahre Wert von Technologie in den Händen von Menschen liegt. Daher setzen wir nicht nur auf die Implementierung von KI-Anwendungen, sondern legen großen Wert darauf, sicherzustellen, dass unsere Teams die Fähigkeiten und Ressourcen haben, um diese Innovationen effektiv zu nutzen. Es geht nicht nur um die Technologie selbst, sondern darum, wie Menschen mit dieser Technologie arbeiten und sie in ihre täglichen Abläufe integrieren.

Die Integration von KI in zentrale Geschäftsanwendungen wie ERP und CRM steht im Einklang mit unserer Philosophie einer evolutionären Transformation. Wir streben nicht nach einem plötzlichen Wandel, sondern nach einer schrittweisen Verschmelzung von bewährten Geschäftsanwendungen mit intelligenten KI-Lösungen, die die menschliche Expertise ergänzen und verstärken. Gleichzeitig ist eine saubere und einwandfreie Datenqualität die Grundlage für all diese Themen. Ohne dieses Fundament erübrigen sich Überlegungen zu den oben skizzierten Themenbereichen. Die Konsequenz, Prozesse im Unternehmen zu optimieren und zu digitalisieren, ist für uns daher von höchster Priorität. Wir sehen hier nicht nur die Möglichkeit, effizienter zu arbeiten, sondern auch die Basis für den erfolgreichen Einsatz von KI in unseren Unternehmensprozessen.

Neben diesen Schwerpunkten bleiben für Unternehmen aller Größen die Themen „Nachhaltigkeit in der IT“ und „Arbeitsplatz-Technologien“ weiterhin auf der Agenda. Dabei sollte SaaS nicht mehr die Frage des „ob“ sein, sondern lediglich des „wann“. Die Geschwindigkeit der Innovationen nutzen wir als Partner als Chance, diese dynamisch mitzugestalten, während Unternehmen die Herausforderung annehmen, die Neuerungen und großen Themenblöcke erfolgreich umzusetzen.

Künstliche Intelligenz ist derzeit das größte Hype-Thema in der IT. Ist dieser Hype gerechtfertigt? Wenn ja, warum, wenn nicht, warum nicht?
Mittlerweile hat sich der Hype um KI etwas gelegt. Nach hohen Erwartungen, vielen Spekulationen und einigen kritischen Stimmen, ist auch dieser Trend in der Realität angekommen. Chancen wie auch Risiken werden gleichermaßen abgewogen und für die Zukunft aufgegriffen. Das revolutionäre Potenzial ist dennoch unübersehbar. Codierung und Programmierung werden deutlich produktiver. Die Funktion der eigenständigen App-Erstellung schreitet hier in großen Schritten voran. Ebenfalls im Marketing wird unter anderem in der Recherche, Zusammenfassung und Texterstellung eine wesentliche Unterstützung geboten. Mit Copilot hat Microsoft hier also den passenden Namen gewählt. KI-Funktionen stehen tatkräftig zur Seite und erleichtern die tägliche Arbeit. Unternehmen können sich so auf Geschäftsprozesse und somit auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. IT-Beratungsunternehmen fokussieren sich auf Architekturaufgaben, da weniger Zeit für technischen Themen aufgewendet werden muss.

Künstliche Intelligenz ist also ein wesentlicher Game Changer, der eine selbstständigere Arbeitsweise und individualisierbare Entwicklungen vorantreibt. Bis jetzt sahen wir trotz Hype eine eher evolutionäre Entwicklung. Es darf jedoch hinterfragt werden, ob dies so bleibt. Die nächsten großen Entwicklungsschritte werden bereits gesetzt. Beispielsweise eine eigene KI zur Generierung hochwertigster Videos, die für verschiedenste Zwecke verwendet werden können und damit das Potenzial haben, unter anderem die Werbeindustrie komplett auf den Kopf zu stellen.

Wie können es Unternehmen trotz Fachkräftemangel schaffen, ihre IT-Anforderungen abzudecken?
Der Fachkräftemangel ist definitiv eine Herausforderung, die uns auch in Zukunft beschäftigen wird. Für IT-Anforderungen sind in diesem Zusammenhang mehrere Säulen zu berücksichtigen:

  1. Ein allgemein gültiger und essenzieller Punkt ist die Attraktivität des Arbeitsumfelds. Durch flexible Arbeitszeitmodelle (u.a. die 4-Tage-Woche), Maßnahmen für Work-Life-Balance sowie Aus- und Weiterbildungen gestalten sich Unternehmen interessanter.
  2. Ein weiterer Faktor ist die Verlagerung der IT-Tätigkeiten. Durch die Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnern können sich Unternehmen auf ihre Kernkompetenzen fokussieren. Das führt uns direkt zum nächsten Punkt.
  3. Die Cloud ermöglicht es sich weg von internen IT-Infrastrukturen zu bewegen und auf servicierte Leistungen zu setzen. Diese Expertise sorgt gleichzeitig für eine Automatisierungsbasis und bietet direkten Zugang zu Erkenntnissen aus Forschung und Entwicklung.
  4. Künstliche Intelligenz ist auch hier speziell hervorzuheben. Klassische IT-Themen können damit schneller gelöst und automatisiert werden. Dies schafft mehr Freiräume für strategische Arbeit an Geschäftsmodellen.

„Künstliche Intelligenz ist also ein wesentlicher Game Changer, der eine selbstständigere Arbeitsweise und individualisierbare Entwicklungen vorantreibt. Bis jetzt sahen wir trotz Hype eine eher evolutionäre Entwicklung. Es darf jedoch hinterfragt werden, ob dies so bleibt. Die nächsten großen Entwicklungsschritte werden bereits gesetzt.“

Patrick Weilch

Security ist einer der wichtigsten Aspekte der IT. Was tut Ihr Unternehmen, um IT-Security sicherzustellen?
In der IT-Sicherheit sehen wir drei wichtige Bausteine:

  1. Es wird bereits verstärkt auf die klassischen IT-Maßnahmen wie Double Authentication, Firewall sowie Verschlüsselung gesetzt.
  2. Darüber hinaus ist die Cloud unter Sicherheitsaspekten uneingeschränkt zu empfehlen. Im Vergleich zu On-Prime-Lösungen kann in der Cloud auf hohe Sicherheitsstandards vertraut werden. Einzelne Unternehmen könnten die von Microsoft eingesetzten Kapazitäten gar nicht aufbringen, um ihr Sicherheitsnetz dahingehend zu stärken.
  3. Das dritte und wahrscheinlich wichtigste Element betrifft nicht nur die richtige Technologie, sondern den Faktor Mensch. Die Awareness aller Beteiligten für Betrugsversuche und Sicherheitslücken sollte speziell im Mittelpunkt stehen. Entsprechende Trainings sollten zur Grundhaltung gehören.

Welche Lehren nehmen Sie aus dem IT-Jahr 2023 für die Zukunft mit?
Die wesentliche Erkenntnis aus 2023 würde ich in einem Satz zusammenfassen: Jeder Hype muss sich der Realität stellen. Natürlich müssen sich Unternehmen mit Trendthemen auseinandersetzen. Sie sollten sich aber nicht zu unkoordinierten, gar hektischen Handlungen hinreißen lassen. Einen kühlen Kopf zu bewahren und jeweils einen Schritt vorausdenken ist die Devise. Im Fall von KI könnte uns die weitere Entwicklung sogar überraschen. Der Hype könnte in (naher) Zukunft von der Realität überholt werden. Also einen Weg einschlagen, den wir uns heute noch gar nicht vorstellen können.

Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2023?
Als Highlight möchte ich hervorheben, dass wir die Low-Code-Plattform in unser Tagesgeschäft integriert haben. Durch Kundenapplikationen mit möglichst wenig individuellem Code gelingt es, unseren Kunden günstigere und erweiterbare Lösungen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig bildet die Power Plattform einen wichtigen Meilenstein für unseren gelebten End-to-End-Ansatz. Ziel ist es, Lösungen über Prozesse zu integrieren. In dieser natürlich vernetzten Prozesslandschaft kann die Power Plattform weiße Flecken abdecken, die bei der Verbindung von klassischen, großen ERP- und CRM-Applikationen entstehen. Darüber hinaus ist auch die künstliche Intelligenz erwähnenswert. Für uns ist es selbstverständlich geworden, den Microsoft Copiloten in Projekten mit auszurollen.

Welche spannenden Projekte haben Sie 2023 für Kunden umgesetzt und was war das Besondere daran?
Wir waren 2023 wieder bei vielen Kunden aktiv, die uns wertvolle Einblicke in Unternehmensprozesse geliefert haben. In diesem Zusammenhang möchte ich zwei Projektthemen hervorheben, an denen wir in diesem Jahr verstärkt gearbeitet und einige Ziele erreicht haben:

Zum einen waren wir in einigen großen Projekten mit einem effizienten Change Management aktiv. Gemeinsam mit den Kunden hat ein spezialisiertes Team nicht nur die technischen Themen adressiert, sondern auf einen guten Transformationsprozess gekümmert. Damit der bestmögliche Kundennutzen aus der Digitalisierung gezogen wird, arbeiten wir daran, alte Arbeitsweisen zu lösen und den Beteiligten zu helfen, sich leichter auf Neues einzustellen. Mit diesem Ansatz unterstützen wir Organisationen dabei, Veränderung als Teil der Unternehmenskultur und damit als positiven Faktor zu sehen.

Ein weiteres wichtiges Thema in vielen Projekten ist ein Quick-Start-Ansatz. So konnten einige CRM-Projekte in nur 2 Monaten komplett live gehen. Bei dieser Vorgehensweise orientieren sich die Projektteams stärker an einer Standardisierung und konzentrieren sich auf Trainings und Change-Prozesse. Das erfordert sowohl vom Kunden als auch vom Projektteam einige Anstrengungen. Im Endeffekt zeigen sich diese jedoch positiv im Kosten- und Zeitaufwand.

Wenn Sie einen IT-bezogenen Wunsch frei hätten, wie würde der lauten?
Ich habe einen Wunsch, der mich schon lange beschäftigt. Ich würde mich gerne in natürlicher Sprache mit meinen IT-Applikationen unterhalten. Es gibt inzwischen eine Vielzahl neuer und verbesserter Tools, die uns in unserer Arbeit unterstützen. Die Kommunikation mit diesen hat sich jedoch nicht wesentlich geändert. Meist ist es notwendig, Befehle und Aufgaben in einer für die Systeme verständlichen Form zu schreiben. Dieser Vorgang sollte viel dynamischer sein und aus dem Sprachfluss gewünschte Handlungen oder sinnvolle Informationen erkennen. Damit sind wir auch wieder bei der Zukunftsmusik der künstlichen Intelligenz. Dieser Wunsch ist nur mit KI-basierten Sprach- und Verhaltensmodellen möglich.
Wenn die Systeme in der Lage sind, natürliche Sprache und Verhalten zu interpretieren, entfällt das Eintippen von Befehlen oder paralleles Suchen. Dies ermöglicht eine stärkere Konzentration auf die persönliche Kommunikation und zwischenmenschliches Verhalten. Dieser Ansatz erscheint uns besonders wünschenswert.


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