Manfred Köteles, Geschäftsführer von Bacher Systems, schildert im Gespräch mit der COMPUTERWELT, was wir aus dem Jahr 2021 für die Zukunft mitnehmen können, erklärt, wie sich die Corona-Krise und New Work auf uns auswirken und skizziert die wichtigsten IT-Trends für das kommende Jahr. [...]
Welche Lehren lassen sich aus dem Jahr 2021 im Allgemeinen und aus der Corona-Krise im Speziellen für die Zukunft mitnehmen?
Eine wichtige Lehre aus dem zu Ende gehenden Jahr ist, wie anfällig unser Wirtschaftssystem und unsere Gesellschaft insgesamt geworden ist und wie sehr Vieles von oberflächlich optimierten aber oft zu wenig abgesicherten Strukturen und Abläufen abhängig ist.
Nicht zuletzt die Corona-Krise hat uns darin bestätigt, wie flexibel wir als Unternehmen sind und auch sein wollen, um unsere Kunden in dieser herausfordernden Zeit bestmöglich zu unterstützen. Unsere Flexibilität und Partnerschaftlichkeit permanent auf hohem Niveau halten zu können, das nehmen wir als wichtigen Erfolgsfaktor in die Zukunft mit.
Wie wird sich die Corona-Krise Ihrer Meinung nach im kommenden Jahr auf die IT-Branche, auf Unternehmen bzw. auf unsere Gesellschaft auswirken?
Viele Unternehmen haben spätestens durch die Corona-Krise auf Cloud-Dienste wie MS Teams und Office 365 gesetzt, um ein Arbeiten von daheim zu ermöglichen. In der Gesellschaft setzt sich der größere Wunsch nach Home Office in vielen Branchen durch. Dadurch wird der Trend in die Cloud zu gehen weiter beschleunigt: Noch mehr Dienste wandern in die Cloud und sollen mobil nutzbar werden. Dadurch steigt aber auch das Risiko von Cyberangriffen stark an. Konnte man früher sein Netz abschotten, geht es nun darum, Zugriffe auf verteilte Infrastrukturen (teils im Datacenter, teils in der Cloud) von überall abzusichern.
Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2021?
Die Bereitschaft vieler Kunden, mit uns über Ihre Cloud und Hybrid-Konzepte zu sprechen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, war ein Highlight. Auch, dass wir sehr große Organisationen wirksam bei Ihren Security-Herausforderungen unterstützen konnten, zählt zu den Highlights 2021. Zu sehen, mit welchem Engagement und Kompetenz unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam mit unseren Kunden teilweise auch sehr extreme Herausforderungen gelöst haben, war sowohl persönlich als auch beruflich ein besonderes Highlight.
Welche Themen sollten Ihrer Meinung nach im kommenden Jahr auf der Agenda von IT-Managern ganz oben stehen und warum bzw. welche IT-Themen werden 2022 eine besonders wichtige Rolle spielen?
Eine noch wichtigere Rolle wird IT-Sicherheit spielen. Durch den exorbitanten Anstieg der Cyberangriffe, hier vor allem Ransomware-Attacken mit folgenden Lösegeldforderungen – und das auf Unternehmen aller Größenordnungen – sehen wir hier großen Handlungsbedarf. Gleichzeitig wird die Cloud-Transformation weiter voranschreiten, insbesondere dort wo alte Anwendungen abgelöst werden müssen. Das befeuert wiederum das Management, Monitoring, und die Integration von Cloud-Diensten – von der Infrastruktur bis hin zur Applikation.
Die letzten beiden Jahre standen im Zeichen der Pandemie und beschleunigten die Digitalisierung und brachten uns Hybrid-Arbeitsmodelle. Nach der Pandemie gilt es die nächste – größere – Krise zu bewältigen, die Klimakrise. Wie schätzen Sie müssen sich Unternehmen in punkto Nachhaltigkeit umstellen? Welche konkrete Maßnahmen planen Sie/plant Ihr Unternehmen für 2022 und darüber hinaus?
Wir erwarten, dass der künftige Energieverbrauch der IT-Infrastrukturen zunehmend zum Thema werden wird. Alleine die verstärkte Auslagerung zu Cloud-Anbietern wird das Problem nicht lösen. Die richtige Balance von On-Premise mit modernen energiesparenden Technologien und Off-Premise kann hier insgesamt wesentliche Beiträge liefern.
Wie gut ist ihr Unternehmen bzw. wie gut sind österreichische Unternehmen im Allgemeinen für New Work – also verteilte Teams, Home Office, hybride Arbeitsmodelle etc. – aufgestellt?
Wir sind mittlerweile gut für das Arbeiten aus dem Home Office aufgestellt und haben hybride Arbeitsmodelle eingeführt. Allerdings kann man New Work nicht isoliert im eigenen Unternehmen betrachten: als Serviceanbieter arbeiten wir eng mit unseren Kunden zusammen, und so müssen sämtliche Arbeitsmodelle auch diese Zusammenarbeit ermöglichen! Wir sehen hier ein sehr diverses Bild: Oft fällt es zwischen den Technikern leicht, sich online auszutauschen und technische Probleme zu lösen. Sobald es aber um komplexere Beratungsthemen geht, ist ein Workshop, bei dem Ideen gemeinsam vor einem Flip Chart stehend weiterentwickelt werden, mehr wert als jedes Online-Tool.
Glauben Sie, dass sich die angespannte Situation beim Thema IT-Fachkräftemangel in den kommenden Jahren bessern wird? Was kann man in diesem Bereich tun?
Derzeit sehen wir, dass sich der Fachkräftemangel noch weiter verschärft. Das bemerken wir auch in der Nachfrage unserer Kunden nach unseren Serviceleistungen, für die Expertenwissen erforderlich ist. Um für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter attraktiv zu sein, braucht es klare und tatsächlich gelebte Werte, interessante Aufgaben und die Möglichkeit sich entfalten und wachsen zu können. Deshalb bieten wir auch Expertenkarrieren an, wo das Weiterlernen im Vordergrund steht. Nachdem für viele Technologien Experten am Markt gar nicht zu finden sind, gehen wir den Weg, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem erforderlichen Wissen selbst aufzubauen. Während wir das als IT-Serviceanbieter gut schaffen, ist es für andere Unternehmen weder wirtschaftlich noch nachhaltig, eigene Experten in allen erforderlichen Bereichen des IT-Betriebs anzustellen und weiterzuentwickeln. Insofern wird die Zusammenarbeit mit Partnern auf die man sich verlassen kann, immer wichtiger.
Dieser Artikel ist Teil einer Interviewserie, für den die COMPUTERWELT rund 50 Top-Manager aus der IT-Branche befragt hat. Weitere Interviews lesen Sie in den nächsten Wochen auf itwelt.at.
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