Im Rahmen des Roundtable zum Thema Innovationen und neue Technologien in ERP und CRM sprach die ITWelt.at mit Oliver Hoffmann, Geschäftsführer von Kumavision Österreich, welche Bereiche im ERP- und CRM-Umfeld mittels KI optimiert werden können, ob mit KI der Fachkräftemangel abgefedert werden kann und welche Einsatzszenarien von KI profitieren. [...]
Wie weit sind ERP- und CRM-Systeme heute beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz? Und decken sich die Erwartungen von Herstellern und Anwendern?
Oliver Hoffmann: In der Regel ist der private Bereich der Unternehmenswelt voraus – Menschen probieren neue Technologien privat viel schneller aus. Unternehmen sind oft gebremst, weil sie noch ältere, proprietäre Systeme im Einsatz haben, die das Potenzial moderner Technologien gar nicht ausschöpfen können.
Gerade im Microsoft-Umfeld passiert derzeit enorm viel – neue Funktionen und KI-Features kommen beinahe monatlich. Unsere Aufgabe als Partner ist es, diese Innovationen ins Unternehmen zu bringen und die Mitarbeitenden zu befähigen, sie zu nutzen.
Das beginnt bei Software-Updates, geht aber weiter: Mitarbeitende sollen etwa mit Tools wie dem Microsoft Copilot experimentieren können. Nur so lässt sich herausfinden, wo wirklich Produktivitätsgewinne entstehen – etwa bei Routineaufgaben wie der Transkription von Besprechungen, die heute vollautomatisch erfolgt. Dort zeigt sich der Nutzen sehr direkt: Wenn dadurch die Mitarbeitenden schneller geworden sind, resultiert das in eingesparter Zeit und weniger manuelle Arbeit –– egal ob das CRM oder ERP ist.
Viele verwechseln KI mit klassischer Automatisierung. Wie gehen Sie mit dieser Erwartungshaltung um?
Ganz klar: KI ist kein Ersatz für menschliche Entscheidungen. Am Anfang steht immer der Mensch – und am Ende auch. KI liefert Vorschläge oder Einschätzungen, aber die Verantwortung für das Ergebnis bleibt beim Menschen.
Ich kann eine Anfrage an die KI stellen, bekomme eine Antwort, muss sie aber prüfen, validieren und entscheiden, ob sie korrekt ist. Die KI darf keine kritischen Systemaktionen selbstständig ausführen – etwa Buchungen vornehmen. In unkritischen Prozessen kann Automatisierung natürlich weitergehen, aber in sensiblen Bereichen ist der Mensch gefragt, hier ist menschliche Kontrolle unverzichtbar.
Ein großes Thema ist die digitale Souveränität. Wie gehen Sie und Ihre Kunden damit um?
Microsoft hat in den letzten Jahren stark in europäische Rechenzentren investiert – mit dem Ziel, Daten in jedem EU-Land sicher und rechtskonform zu speichern. Kunden können heute genau festlegen, wo ihre Daten liegen sollen: in Österreich, Deutschland oder generell in Europa.
Wichtig ist, dass die Daten die EU nicht verlassen. Microsoft hat sich weit aus dem Fenster gelehnt und dazu ein klares Commitment abgegeben: Europäische Daten bleiben in Europa – unabhängig von möglichen Vorgaben der US-Regierung. Ich meine, wenn man die Cloud nützt, ist man bei Microsoft sehr gut aufgehoben. Das Unternehmen ist auch extrem bemüht, die von der EU vorgegebenen Regulatorien zu gewährleisten und zu erfüllen.
Wird KI Arbeitsplätze ersetzen?
Nein – es geht nicht darum, Mitarbeitende zu ersetzen, sondern sie zu entlasten. Teams in Unternehmen sind ohnehin stark ausgelastet, mitunter gar überlastet. KI-Agenten helfen, Routinen zu übernehmen und Prozesse effizienter zu gestalten.
Das Management stellt sich heute eher die Frage: Brauche ich für diese Aufgabe überhaupt noch eine neue Stelle – oder kann sie eine KI übernehmen? Gleichzeitig gilt: Fachkräfte zu halten und ihr Wissen zu sichern ist entscheidend. Dieses Wissen kann künftig auch in KI-Agenten einfließen, damit es dem Unternehmen erhalten bleibt, wenn jemand in Pension geht oder das Unternehmen verlässt.
Kann KI helfen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken?
Ja, das ist unsere große Hoffnung – und ich bin überzeugt, dass es so kommen wird. Wir stehen zwar erst am Anfang dieser Entwicklung, aber die Richtung ist klar: KI wird in vielen Bereichen den Fachkräftemangel deutlich abfedern.
Wie wird sich die Zusammenarbeit von ERP, CRM und KI künftig entwickeln?
Die klassischen Silos verschwinden. In Zukunft wird es keine Rolle mehr spielen, in welchem System ich arbeite. Der Mitarbeiter gibt einfach ein, was er braucht, und der passende KI-Agent erledigt die Aufgabe – egal, ob die Daten aus ERP, CRM oder Power BI stammen. Der Agent holt sich einfach diese Information aus den richtigen Datentöpfen, von den richtigen Systemen.
Diese Integration führt dazu, dass Informationen über Systemgrenzen hinweg abrufbar werden. Schon heute nähern sich ERP und CRM stark an, doch mit KI wird diese Verschmelzung noch deutlich intensiver. Das verändert die Arbeitswelt grundlegend.
Wie lässt sich der Nutzen – der ROI – von KI-gestützten ERP- und CRM-Lösungen messen?
Messbar ist das nur, wenn es eine klare Ausgangssituation gibt. Wenn ich beispielsweise täglich 50 Belege verarbeite und nach der Einführung eines neuen Systems 70, dann ist der Effekt eindeutig.
In der Praxis ist das aber oft komplexer. Die Produktivität hängt auch von der Motivation und dem Umgang der Mitarbeitenden mit der neuen Lösung ab. Daher ist eine exakte ROI-Berechnung bei KI-Systemen schwierig – entscheidend ist, ob sie Prozesse spürbar verbessern und entlasten.
Zum Abschluss: Was empfehlen Sie Unternehmen, die jetzt mit KI-Projekten starten möchten?
Ganz klar: KI einfach machen! Nicht warten, bis neue Regulierungen kommen oder bis der Mitbewerb vorangeht. Es ist wichtig, mutig zu sein, die Belegschaft mitzunehmen, zuzuhören und gemeinsam ins Tun zu kommen.
Wer jetzt startet, kann sich als Vorreiter positionieren und in dieser technologischen Entwicklung vorne dabei sein.
Über Kumavision:
Kumavision ist im gesamten DACH-Raum tätig, in Österreich mit drei Niederlassungen vertreten. Unsere Muttergesellschaft sitzt in Deutschland, dazu kommen Standorte in der Schweiz. Unser Kerngeschäft ist ERP-Software auf Basis Microsoft Dynamics – darauf bauen wir auf. Daneben bieten wir CRM-Lösungen sowie die gesamte Microsoft-Plattform an, inklusive moderner Themen wie KI-Beratung.
Wir begleiten Unternehmen dabei, technologisch am neuesten Stand zu bleiben. Unsere Branchenlösungen reichen von der Fertigungsindustrie über den Großhandel, die Medizintechnik bis hin zu Projektdienstleistern. Dabei setzen wir auf Best-Practice-Ansätze und individuell entwickelte Apps.

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