KI in der Arbeitswelt bietet Chancen und weckt Bedenken

Eine Studie von Workday beleuchtet die ambivalente Wahrnehmung von KI in der Arbeitswelt. Sowohl Management als auch Belegschaft erkennen die transformativen Potenziale, hegen jedoch gleichzeitig Bedenken hinsichtlich einer verantwortungsvollen Nutzung. Jens Löhmar, CTO bei Workday, gibt im Interview mit der IT Welt.at weitere Einblicke. [...]

Jens Löhmar, Chief Technology Officer für die DACH-Region und Kontinentaleuropa bei Workday. (c) Workday
Jens Löhmar, Chief Technology Officer für die DACH-Region und Kontinentaleuropa bei Workday. (c) Workday

Warum wird die Rolle von künstlicher Intelligenz (KI) in der Arbeitswelt laut der Befragung weitgehend kritisch gesehen, obwohl Management und Belegschaft sich einig sind, dass sie enorme Chancen bietet?

Einerseits kann die Skepsis auf mangelndes Vertrauen in die praktische Umsetzung von KI zurückzuführen sein. Unsere Studie zeigt, dass nur 62 Prozent der Manager und 55 Prozent der Mitarbeiter zuversichtlich sind, dass KI in ihrem Unternehmen verantwortungsvoll eingesetzt wird. Derzeit unterscheiden nur wenige zwischen Consumer-KI wie ChatGPT und Anwendungen im B2B-Bereich. Im ersten Fall ist der Aspekt der Datensicherheit besonders akut und die Anwendungsfälle von KI im B2B-Umfeld sind noch nicht gut bekannt. Dies führt zu einer natürlichen Skepsis gegenüber Business-KI-Anwendungen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Unsicherheit über die Auswirkungen von KI auf Arbeitsplätze. Viele Beschäftigte befürchten, dass ihr Unternehmen beim Einsatz von KI die eigenen Interessen über die der Belegschaft stellt.

Bemerkenswert ist, dass österreichische Unternehmen zu den optimistischsten gehören, wenn es um die Auswirkungen von KI auf die Belegschaft geht. 47 Prozent der österreichischen Manager erwarten, dass KI mehr Arbeitsplätze schaffen als vernichten wird – der höchste Wert aller befragten Länder. 57 Prozent glauben, dass KI die Arbeitsplätze verbessern wird – damit liegt Österreich in Europa an dritter Stelle nach Großbritannien, Frankreich (jeweils 60 Prozent) und Deutschland (58 Prozent).

Welche Unsicherheiten und Bedenken haben die Beschäftigten hinsichtlich der Automatisierung von Systemen durch KI?

Die Bedenken vieler Beschäftigter resultieren aus der Befürchtung, durch die KI-gestützte Workflow-Optimierung ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Diese Unsicherheit kann auf einen Mangel an Transparenz und Kontrolle über KI in Unternehmen zurückzuführen sein.

Viele Beschäftigte wünschen sich klare Richtlinien, um sicherzustellen, dass KI vertrauenswürdig und ethisch vertretbar ist. Auf allen Ebenen der Belegschaft fehlt jedoch das Vertrauen dafür, dass die Unternehmensleitung bei der Regulierung von KI mit der Belegschaft zusammenarbeitet. Drei von vier Befragten geben an, dass ihr Unternehmen bei der Regulierung von KI nicht kooperiert, und vier von fünf geben an, dass ihr Unternehmen bisher noch keine Richtlinien für den verantwortungsbewussten Einsatz von KI veröffentlicht hat. Dies gilt auch für österreichische Unternehmen.

Um diesem Mangel an Bewusstsein entgegenzuwirken und verantwortungsbewusste KI-Praktiken zu fördern, arbeiten wir bei Workday mit unseren Kunden, Partnern sowie mit Gesetzgebern zusammen, um gemeinsam verbindliche und ethische Richtlinien für den Einsatz von KI zu entwickeln und umzusetzen.

Wie stark ist das Vertrauen der Belegschaft in die Klärung dieser Fragen durch die Unternehmen?

Das Vertrauen ist begrenzt. Wie oben erwähnt, sind nur 55 Prozent der Mitarbeiter zuversichtlich, dass ihre Organisation sicherstellt, dass KI auf verantwortungsbewusste und vertrauenswürdige Weise implementiert wird. Es ist ein Zeichen dafür, dass Unternehmen mit eigenen Mitarbeitern transparenter kommunizieren und ihre KI-Strategien besser erklären sollen.

Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um das Vertrauen der Mitarbeitenden in die Nutzung von KI am Arbeitsplatz zu stärken?

Wir bei Workday wollen durch den Einsatz von KI in unseren Lösungen Menschen in Ihrem Potential unterstützen. Teams und Individuen sind damit befähigt, Entscheidungen schneller, besser und effizienter zu treffen – immer mit der Möglichkeit einer menschlichen Intervention. Dies betrifft zum einen den ethischen Einsatz von AI zum Lösen realer Probleme in Unternehmen mit dem Menschen im Mittelpunkt – zum anderen die transparente Kommunikation.

Ein offener Dialog zwischen Arbeitgebern und Mitarbeitenden in Unternehmen schafft Vertrauen und ermöglicht es, Bedenken direkt anzusprechen. Regelmäßige Schulungen für Mitarbeitende und Entscheidungsträger tragen dazu bei, Wissenslücken zu schließen und das Verständnis für die Funktionsweise von KI zu verbessern.

Zusätzlich kann eine klare Organisationsstruktur mit einem dedizierten KI-Team das Vertrauen stärken, indem es für die Implementierung von KI, die Einhaltung ethischer Standards und die direkte Kommunikation mit den Mitarbeitenden verantwortlich ist. Dies schafft eine zentrale Anlaufstelle für Fragen und Bedenken. Unternehmen sollten zudem ihre Messaging-Strategie darauf ausrichten, Vertrauen aufzubauen. Es ist wichtig dabei zu betonen, dass KI das menschliche Potential fördert. Hierbei können klare Botschaften über den Umgang mit KI, deren Entwicklung und Einsatz sowie das Engagement für ethische Standards helfen.

Bei Workday haben wir uns 2019 zu einem ethischen KI-Ansatz verpflichtet, bei dem unsere Mitarbeitende, unser Kundenservice, Innovation und Integrität im Mittelpunkt stehen. Wir kommunizieren offen über unseren Ansatz, einschließlich des Entwicklungsprozesses, der Anwendungsprinzipien und unseres Engagements für ethische KI-Standards. Diese Offenheit schafft Vertrauen und zeigt, dass wir die Herausforderungen der KI proaktiv angehen.

Welche Schritte könnten Unternehmen setzen, um eine umfassende Strategie für KI-Verantwortung und -Governance zu entwickeln und somit die richtige Balance zwischen Innovation und Vertrauen zu finden?

Eine effiziente Strategie für eine verantwortungsvolle KI-Implementierung sollte verschiedene Interessengruppen einbeziehen und die Einrichtung eines dedizierten, unabhängigen KI-Teams vorsehen. Unternehmen sollten eng mit Kunden, Partnern und Gesetzgebern zusammenarbeiten, um verantwortungsvolle KI-Praktiken zu entwickeln und einzuhalten. (Dies gilt auch für österreichische Unternehmen. Laut unserer Studie arbeiten 3 von 4 österreichischen Unternehmen derzeit nicht an der Regulierung von KI auf industrieller, nationaler oder internationaler Ebene, und 3 von 4 haben auch noch keine internen Richtlinien für den verantwortungsvollen Umgang mit KI.)

Wir bei Workday glauben, dass eine sinnvolle und praktikable KI-Regulierung notwendig ist, um die Vertrauenslücke zu schließen, und dass politische Lobbyarbeit für diese Bemühungen von zentraler Bedeutung ist. Wir setzen uns für eine Politik ein, die einen nuancierten, risikobasierten Ansatz für KI nutzt, praktikable Instrumente zur Rechenschaftspflicht vorsieht, die globale Harmonisierung unterstützt und die Rolle von KI bei der Förderung von Fähigkeiten in großem Maßstab anerkennt.


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