Beim ITWelt.at Roundtable über die Zukunft der digitalen Transformation diskutierten sieben IT-Experten über die Herausforderungen, Chancen sowie die Bedeutung von KI. Hier die gesammelten Statements von Mag. BSc. Christian Burger, Senior Consultant bei ByteSource. [...]

Wie ist ByteSource aufgestellt?
Unser Unternehmen besteht aus rund 60 Mitarbeitenden und ist in mehrere spezialisierte Teams unterteilt. Ich selbst bin seit einem Jahr als Senior IT Consultant im Atlassian Cloud-Team bei ByteSource tätig.
Ein besonderer Fokus liegt auf unserem starken Cloud-Team, in dem wir unter anderem als AWS-Partner agieren. Innerhalb des Atlassian-Teams konzentriere ich mich vor allem auf Cloud-Lösungen, während eine weitere Mannschaft für die Betreuung der On-Premise- und Datacenter-Produkte zuständig ist. Darüber hinaus verfügen wir über ein Team, das sich mit generativer KI befasst, sowie ein weiteres, das auf die Entwicklung von DevOps-Lösungen für unsere Kunden spezialisiert ist.
Welche Herausforderungen bringt die digitale Transformation mit sich?
Oft ist nicht klar, welche Kompetenzen für eine erfolgreiche digitale Transformation erforderlich sind oder welche Schritte Unternehmen konkret unternehmen müssen. Hier setzen Consulting-Firmen wie ByteSource an: Wir unterstützen unsere Kunden dabei, die richtigen Maßnahmen zu identifizieren und umzusetzen.
Unsere Beratung reicht von Unternehmen, die bereits fortgeschritten in ihrer digitalen Entwicklung sind, bis hin zu Organisationen, die noch grundlegende Prozesse optimieren müssen. Ein typisches Beispiel sind Service-Desks – viele Unternehmen arbeiten hier noch mit manuellen Anfragen per E-Mail. Mit Lösungen wie der Atlassian Suite können wir solche Prozesse effizient digitalisieren und unseren Kunden schnell und gezielt weiterhelfen.
Wie groß ist die Sorge vor hohen Investitionen und Vendor-Lock-in in der Cloud?
Die Angst vor hohen Investitionen ist definitiv ein Thema – ebenso wie die Sorge vor einem Vendor-Lock-in. Besonders bei Cloud-Lösungen stellt sich für Unternehmen die Frage, wie stark sie sich an einen Anbieter binden und welche Risiken damit verbunden sind. Doch auch bei On-Premise-Produkten besteht diese Abhängigkeit, wenn auch in anderer Form.
Hier kommt es auf eine fundierte Beratung an. Entscheidend ist, welche Schnittstellen die Hersteller bieten und welche Möglichkeiten es gibt, flexibel zu bleiben. Eine strategische Planung hilft Unternehmen, sich nicht in eine Sackgasse zu manövrieren und gegebenenfalls den Anbieter wechseln zu können.
Sind Regularien ein Treiber oder eine Hürde für die Digitalisierung?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Für einige Unternehmen bieten Regularien durchaus Vorteile – insbesondere für jene, die sich konsequent an Vorgaben halten und dadurch Sicherheit gewinnen. Andere hingegen sehen sich vor große Herausforderungen gestellt und hinterfragen, wie sie ihre Prozesse optimieren können, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Hier kommt die Digitalisierung ins Spiel: Ein höherer Automatisierungsgrad erleichtert die Einhaltung regulatorischer Vorgaben erheblich. Viele unserer Kunden erkennen genau darin eine Chance und suchen nach Möglichkeiten, ihre Prozesse entsprechend auszurichten.
Die Einhaltung europäischer Regularien betrifft sowohl uns als Unternehmen als auch jeden unserer Kunden. Viele Unternehmen benötigen hierbei Unterstützung, da ein hoher Digitalisierungsgrad oft entscheidend ist, um Vorgaben wie die DSGVO oder NIS2 zu erfüllen. So gesehen, sind diese regulatorischen Anforderungen ein wesentlicher Treiber für digitale Transformation.
Gleichzeitig sehe ich eine enge Verbindung zwischen diesen Regularien und dem Thema künstliche Intelligenz. Die Entwicklungen in der KI und die steigenden Compliance-Anforderungen beeinflussen sich gegenseitig – das eine treibt das andere voran.
Wie groß ist die Nachfrage nach KI in Unternehmen?
Das Interesse an künstlicher Intelligenz ist groß, aber oft stellt sich die Frage: Welchen konkreten Nutzen bringt sie? Hier hilft es, mit praxisnahen Beispielen zu arbeiten.
Nehmen wir Atlassian Produkte: Viele Unternehmen organisieren dort ihre täglichen Aufgaben und generieren eine Vielzahl an Daten. Diese lassen sich gezielt nutzen – etwa mit KI-gestützten Lösungen wie Atlassian Intelligence oder Rovo. Ein klassisches Beispiel ist die Automatisierung unbeliebter Aufgaben wie Zeiterfassung oder Dokumentation. Gerade in der Softwareentwicklung ist das Dokumentieren von Code oft ein notwendiges Übel. KI kann hier out of the box unterstützen, indem sie automatisch verständliche User Stories erstellt oder Ideen in eine strukturierte Form bringt.
Auch bei der Softwareentwicklung selbst ist KI ein Gamechanger. Früher mussten Entwickler oft bei null anfangen – von der Web-Server-Konfiguration bis zum ersten Code-Snippet. Heute bieten KI-gestützte Tools eine Basis, die erfahrene Entwickler weiter optimieren können. Natürlich ersetzt generierter Code nicht die Expertise des Teams, aber er ermöglicht einen schnelleren Einstieg und eine höhere Produktivität.
Gerade im aktuellen Arbeitsmarkt, wo Unternehmen nicht unbegrenzt Entwicklerressourcen haben, ist das ein entscheidender Vorteil. Weniger Entwickler können dank KI effizienter arbeiten, schneller Produkte erstellen und Innovationen vorantreiben – ein Argument, das in vielen Unternehmen auf offene Ohren stößt.
Wie wichtig ist Bildung und Schulung im Bereich KI?
Neben außerbetrieblichen Schulungen stellt sich die Frage, wie gut Schulen, Hochschulen und Universitäten auf das Thema künstliche Intelligenz vorbereiten. Doch mindestens genauso wichtig sind innerbetriebliche Weiterbildungen – denn die KI-Landschaft hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Wer vor einigen Jahren studiert hat, hatte zwar möglicherweise Berührungspunkte mit KI, aber nicht in der Form, wie sie heute im Alltag eingesetzt wird. Diese Entwicklung kann schnell zu Unsicherheiten und Überforderung führen.
Deshalb ist es entscheidend, alle Unternehmensebenen gezielt zu schulen. Auf Führungsebene geht es vor allem darum, ein realistisches Verständnis für KI-Technologien zu vermitteln. Der Hype um KI erinnert an frühere Buzzwords wie Blockchain oder Big Data – doch nicht jede Technologie ist für jeden Anwendungsfall geeignet. Viele Diskussionen drehen sich aktuell um generative KI und Large Language Models, aber es gibt weitere KI-Bereiche wie Machine Learning für medizinische Diagnosen oder Reinforcement Learning im automatisierten Handel. Führungskräfte müssen verstehen, was technisch machbar ist, um ihre Teams nicht mit unrealistischen Erwartungen zu überfordern.
Gleichzeitig ist Empowerment auf Mitarbeiterebene essenziell. Hier hat sich generative KI als besonders hilfreich erwiesen, da ihr Nutzen unmittelbar sichtbar ist. Ob in der Softwareentwicklung, im Marketing oder in anderen Bereichen – KI kann beispielsweise Texte zusammenfassen, Inhalte anpassen oder Ideen strukturieren, was Mitarbeitenden erlaubt, sich auf die wirklich differenzierenden Aspekte ihrer Arbeit zu konzentrieren.
Diese konkreten Vorteile sollten in Schulungen klar herausgearbeitet werden, um Berührungsängste abzubauen und die produktive Nutzung von KI in Unternehmen nachhaltig zu fördern.
Warum ist es so wichtig, den Mehrwert von Digitalisierung und KI zu demonstrieren?
Der Schlüssel zur erfolgreichen Digitalisierung und KI-Nutzung liegt in der klaren Demonstration des Mehrwerts. Unternehmen müssen verstehen: Was bringt mir das konkret? Warum lohnt sich die Investition in Automatisierung und KI?
Ein wesentlicher Vorteil der Automatisierung ist, dass idealerweise eine Aufgabe nur einmal automatisiert werden muss – danach kann man sich neuen Herausforderungen widmen. Prozesse, die nicht mehr manuell erledigt werden müssen, schaffen Freiraum für strategischere Aufgaben und fördern Innovation.
Gerade im internationalen Wettbewerb, wo Effizienz und Time-to-Market entscheidend sind, ist der Einsatz von Automatisierung und KI kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Unternehmen, die darauf verzichten, riskieren, den Anschluss zu verlieren – denn andere setzen diese Technologien bereits ein.
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