Robert Kaup, Managing Director von Tietoevry Austria, skizziert im Gespräch mit ITWelt.at die wichtigsten IT-Trends für 2024. [...]
Welche IT-Trends sehen Sie für 2024 bzw. welche IT-Themen sollten heuer auf der Agenda von IT-Verantwortlichen ganz oben stehen und warum?
Künstliche Intelligenz, allem voran GenAI (generative KI), ist und bleibt ein Top-Thema. Außerdem wird IT-Security näher an den Kern der IT-Organisation rücken. Datenplattformen und Cloud werden 2024 immer wichtiger. Generell zahlen Technologien künftig immer mehr auf das übergeordnete Thema Nachhaltigkeit ein und helfen, Wirtschaft und Gesellschaft ressourcenschonender und energieeffizienter zu gestalten.
Künstliche Intelligenz ist derzeit das größte Hype-Thema in der IT. Ist dieser Hype gerechtfertigt? Wenn ja, warum, wenn nicht, warum nicht?
Die Antwortet lautet „ja“, denn die Potenziale von KI haben disruptiven Charakter. 2023 war definitiv das erste, große KI-Hypejahr. Im Jahr 2024 wäre die „Probe aufs Exempel“ wünschenswert. Dabei geht es um die Frage, wie die effektive Produktivsetzung von KI-Anwendungen in der unternehmerischen Praxis aussehen kann. Bekannt ist, dass Österreichs Unternehmen tendenziell lieber solide, erprobte Wege beschreiten. In „Early-Adopter“-Manier frühzeitig auf Neuheiten aufzuspringen, ist eher nicht typisch österreichisch. Dennoch appelliere ich an IT-Entscheider:innen: Starten Sie jetzt mit ersten Projekten und Sie werden schon bald erste Früchte ernten können.
GenAI (generative KI) kommt für textbasiertes Wissensmanagement in Form von KI-Chatbots im Jahr 2024 in der breiteren Masse der Organisationen an. Pilotanwender:innen verhilft KI in Kombination mit Data Analytics und Realtime Data zu neuen Arbeitsstandards. Diverse Prozesse werden zunehmend durch KI automatisiert. Parallel werden die Grenzen der KI immer deutlicher ersichtlich, was Ängste bei Menschen gegenüber KI reduzieren wird. Denn zahlreiche menschliche Fähigkeiten und Kompetenzen sind und bleiben unentbehrlich.
Treiber der KI-Technologie lauern überall, sei es der Fachkräftemangel, der allgemeine Wirtschaftsabschwung oder Lieferkettenunsicherheiten. Denn all diese Faktoren machen es schwieriger, die Profitabilität auf hohem Level zu halten und erhöhen den Effizienzdruck. Die KI-Technologie kann einer der Schlüsselfaktoren beim Abfedern herausfordernder Bedingungen sein – sofern man beizeiten ins Tun kommt. Auch, wenn das zu Beginn erst mal die Umsetzung eines ersten Proof of Concept (POC) bedeutet.
Wie können es Unternehmen trotz Fachkräftemangel schaffen, ihre IT-Anforderungen abzudecken?
Als verlässlicher IT-Dienstleistungspartner unterstützen wir unsere Kundenunternehmen bei der langfristigen Planung ihrer maßgeschneiderten IT-Vorhaben. So können diese ihre Personalplanung strategisch sinnvoll gestalten. Automatisierungsanwendungen mit und ohne KI sowie Cloud-Services helfen außerdem, die Effizienz zu heben und den Bedarf an Fachkräften zu senken. Und nicht zuletzt treibt der Fachkräftemangel Unternehmen dazu an, ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Jobsicherheit, Weiterbildungsoptionen und Flexibilität in der Arbeit sind hierbei die Erfolgsgaranten.
Security ist einer der wichtigsten Aspekte der IT. Was tut Ihr Unternehmen um IT-Security sicherzustellen?
Unser ganzheitliches Security-Konzept zu beschreiben, würde den gegebenen Rahmen sprengen. Hier beispielhaft ein Aspekt daraus: Wir führen regelmäßige Trainings mit unseren Mitarbeitenden durch, sodass sie für das korrekte Verhalten in Bezug auf Sicherheit sensibilisiert sind. Dazu nutzen wir unter anderem auch Gamification-Tools, was hilft, unsere Mitarbeitenden langfristig auf einem hohen Trainingslevel in Security-Hinsicht zu halten.
Welche Lehren nehmen Sie aus dem IT-Jahr 2023 für die Zukunft mit?
KI wurde vom Großteil der österreichischen Entscheider:innen noch zu defensiv behandelt. Große Hemmnisse stellen offene Datenschutz- und -sicherheitsfragen dar. Auch konkrete Mehrwerte werden noch unzureichend gesehen. Mithilfe einer von uns durchgeführten Studie konnten wir identifizieren, dass bereits ein Fünftel der befragten Entscheider:innen mittelgroßer und großer österreichischer Unternehmen erste KI-Projekte auf den Boden gebracht hat. Das ist ein sehr positives Zeichen. Unser Fazit: Es braucht mehr Mut und Motivation, frische Technologien eher früher als später im eigenen Unternehmen zum Einsatz zu bringen.
Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2023?
Im Mai haben wir als einer der ersten Partner in Österreich unser Serviceangebot im Bereich des datensicheren und somit unternehmenstauglichen KI-Chatbots auf den Markt gebracht: „Tietoevry GPT for Business“ basiert auf Microsoft Azure. Im Herbst präsentierten wir im Rahmen eines Kund:innen- sowie eines Presseevents die Ergebnisse der KI-Studie 2023, die wir mit Microsoft und SAP durchgeführt haben.
Besonders freute uns die Zertifizierung als Leitbetrieb, die unser verantwortungsbewusstes Verhalten als Unternehmen bestätigt. Der Bereich Inklusion und Diversität liegt uns ganz besonders am Herzen, weshalb auch die Auszeichnung mit dem „Minerva Diversity Leaders Challenge“-Award ein absolutes Highlight im Jahr 2023 war. Wir erhielten den Award für eine Initiative, mit der eine non-binäre Person innerhalb unseres Unternehmens beim Comingout unterstützt wurde.
Darüber hinaus haben wir zahlreiche neue Kund:innen gewonnen und unser Engagement bei bestehenden ausgebaut. Unser gesundes Wachstum konnten wir fortsetzen: 2023 wurden in Österreich 40 neue Mitarbeiter:innen aufgenommen. Heuer sollen rund 50 weitere folgen.
Welche spannenden Projekte haben Sie 2023 für Kunden umgesetzt und was war das Besondere daran?
Für REWE haben wir mit Microsoft den ersten energieeffizienten Billa-Supermarkt der Zukunft umgesetzt, der auch mit dem IT-Wirtschaftspreis eAward prämiert wurde. Wir realisierten große SAP-Projekte, wie zum Beispiel bei Heinzel, sowie weitere bei ÖAMTC, die sich um die Verbesserung des Kund:innenservice mithilfe von Microsoft 365 drehten. Einige interessante Projekte hatten GenAI im Zentrum. Auch hier ist der ÖAMTC zu nennen.
Wenn Sie einen IT-bezogenen Wunsch frei hätten, wie würde der lauten?
Mehr Mut der Unternehmen, neue Technologien rasch zu implementieren. Als Beispiel ist hier klar der Gamechanger KI zu nennen. Ganz dringlich ist mein Wunsch, dass mehr Frauen in die IT-Welt eintreten und ihre Potenziale einbringen. Ganz generell ersehne ich mehr Offenheit für Diversität am Arbeitsmarkt, weshalb wir eine Reihe von Maßnahmen für eine integrative Arbeitsumgebung für alle Mitarbeitenden setzen.
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