Lenovo in Österreich: Fokus auf Digitalisierung von KMUs und Schulen

Seit etwas mehr als einem halben Jahr ist Michael Neuhold als SMB/Channel-Manager bei Lenovo für das indirekte Geschäft mit KMUs in Österreich zuständig. Welche Projekte er für 2021 plant und welche Branchen Lenovo hierzulande besonders wichtig sind, verrät Neuhold Im Interview mit der COMPUTERWELT. [...]

Michael Neuhold, Manager SMB/Channel für Österreich bei Lenovo. (c) Lenovo
Michael Neuhold, Manager SMB/Channel für Österreich bei Lenovo. (c) Lenovo

Was waren 2020 die größten Geschäftserfolge für Lenovo in Österreich? 

2020 war für Lenovo Österreich das erfolgreichste Jahr der Standort-Geschichte. Diesen Erfolg konnten wir letztlich auch durch die Übernahme der Marktführerschaft im PC-Client-Bereich in Österreich (sowohl B2B als auch B2C) per Ende 2020 komplettieren. Gemeinsam mit unseren etwa 1.200 kaufenden Handelspartnern pro Quartal, konnten wir unseren Gesamt-Umsatz im B2B-Bereich im Jahresvergleich signifikant steigern. Vor allem im KMU-Sektor konnten wir durch Erhöhung unserer Kundenbreite (Neukunden) deutlich an Relevanz gewinnen. Ein weiteres Highlight war die Einführung unseres neuen Route-to-Market-Tools, dem Lenovo Partner Hub, als sinnvolle Ergänzung zu unserer bereits etablierten Lenovo BID Plattform. Hier wurden die Wünsche unserer Handelspartner über ein weltweites Projekt umgesetzt, die Ease-of-Doing-Business zwischen Distributoren/Handelspartnern und Herstellern wurden auf ein neues Level gehoben. Maßgeschneiderte Projektangebote über wenige Klicks zu einem Instant-Preis sind somit bei Lenovo bereits gelebte Realität. Nicht zuletzt konnten wir durch einen entsprechenden Ressourcen-Aufbau in unserem Mittelstandsvertrieb, sowie personelle Investitionen in unser Service-Team auch Arbeitsplätze schaffen. 

Was plant Lenovo für 2021, welche Digitalisierungsprojekte stehen an? 

Für 2021 steht unter anderem die Digitalisierung unserer Schulen klar im Vordergrund. Im Rahmen des Masterplans „Digitale Schule“ sollen 1,1 Millionen Schüler und Schülerinnen sowie 120.000 Lehrer und Lehrerinnen in circa 5.800 Schulen über die nächsten Jahre mit mobilen Endgeräten versorgt und eine Basis IT-Infrastruktur aufgebaut werden. Zusätzlich sehen wir es als unsere Aufgabe, den KMU-Sektor über unsere Handelspartner im Ausbau bzw. in der Entwicklung ihrer Geschäftsmodelle zu unterstützen, um den Wirtschaftsstandort Österreich abzusichern und am Weltmarkt weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben. Konkret bieten wir hier auch alternativ Consumption-Modelle wie „Device-as-a-Service“ bzw. klassische Finanzierungsformen an, um dem finanziellen Druck einiger Unternehmen entgegenzuwirken. Wichtig ist jedoch auch die Digitalisierung privater Haushalte: Home-Schooling/Home-Office erfordern auch eine entsprechende Infrastruktur. Zero-Touch-Deployment (ähnlich wie bei Smartphones) rückt zudem weiter in den Mittelpunkt unseres Lösungsportfolios. Letztlich wird neben dem Ausbau unserer Projektbasis im Datacenter-Bereich auch die Erweiterung unserer Distributionsstrategie im Smartphone-Bereich (Motorola) im Mittelpunkt stehen.

Welche Branchen adressiert Lenovo in Österreich? Sollen weitere hinzukommen? Welche Schwerpunkte wollen Sie für die Zukunft setzen?

Als globales IT-Unternehmen mit einem großen Gesamt-Portfolio gelingt es uns, alle Branchen in Österreich in ihrem IT-Bedarf abzudecken. Vom Smartphone (Motorola) über den Client, bis hin zu komplexen Rechenzentren-Lösungen können wir unseren Kunden alles aus einer Hand anbieten. Unsere Channel-Organisation erlaubt es uns zudem, mit unseren Partnern jegliche Anforderungsprofile abzudecken. Durch die entsprechende Diversifikation unserer Handelspartner erschließen sich, vorrangig aus dem Startup-Bereich, stetig neue Geschäftsstrukturen bzw. -modelle, welche wir gemeinsam durch den Wachstumszyklus begleiten.

Die IT-Branche leidet derzeit unter einer Komponentenverknappung weltweit – wie unterstützt Lenovo hier seine österreichischen Handelspartner und Distributoren? Wie sieht es mit der Lieferfähigkeit und der Verfügbarkeit von Produkten aus? Einerseits wird die Corona-Pandemie weitgehend als Digitalisierungstreiber wahrgenommen, andererseits sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dadurch unsicher, Investitionen werden verschoben. Wie nehmen Sie dieses Spannungsfeld wahr?

Die durch die Pandemie bedingte enorme Nachfrage im Konsumgüterbereich (über alle Branchenkategorien), sowie Home-Office/Schooling-Initiativen, hat bereits im Frühjahr 2020 zu einer Verknappung der Komponenten vor allem im Notebook-Segment, bei Display-Panels und CPUs geführt, welche auch 2021 anhält. Deswegen ist das Management unserer weltweiten Supply-Chain ein zentrales Betätigungsfeld unserer täglichen operativen Tätigkeit. Unsere Distributoren und Handelspartner werden von uns stetig über die Verfügbarkeiten einzelner Komponenten informiert, um bestmögliche Planbarkeit für die gemeinsamen Endkunden zu bieten. Diese intensive Abstimmung und Hochverfügbarkeitslager in der Distribution erhalten die Planbarkeit der Endkundenprojekte weitestgehend, zudem bieten wir alternative Produktlösungen an – warum nicht auch ein Mini-PC plus Monitor für den Remote Arbeitsplatz? Durch Investitionen und eigene Forschungen etwa im Bereich Artificial Intelligence können wir flexibler auf Marktänderungen reagieren und unsere Supply-Chain weiter automatisieren. Als Marktführer passen wir das Leistungsportfolio gemeinsam mit unseren Handelspartnern laufend an, z.B. rücken Cash-Flow optimierte Investitionsfinanzierungen (as-a-Service) als Alternativen vermehrt in den Vordergrund. Mittel- und langfristige Planungszyklen können durch die Kapazitäten unserer Distributoren/Handelspartner sehr gut abgedeckt werden. Tatsächlich merken wir auch dass die Investitionstätigkeit seit Ende Sommer 2020 wieder Fahrt aufgenommen hat und IT-Projekte (auch dank der COVID-19-Investitionsprämie) weiter umgesetzt werden.

Home-Office, Home-Schooling, Remote Learning sowie Konzepte des „New Work“ – welche Rolle spielt dieser Markt für Lenovo und was ist hier in Österreich geplant?

Durch unser umfängliches Full-Service-Konzept konnten wir uns bereits frühzeitig auf die veränderten Arbeitskonzepte einstellen. In unserem Lösungsangebot bieten wir unseren Endkunden die Möglichkeit des „Zero-Touch-Deployment“ an – diese beinhaltet eine komplette und smarte „Out-of-the-Box“-Erfahrung: So können wir als Hersteller direkt über unsere Fabriken eine effiziente Installationsroutine anbieten, die es erlaubt, die Geräte direkt (Zero-Touch) an die Benutzer auszurollen – all dies ohne Notwendigkeit einer Vor-Ort-Installation durch die IT-Abteilung. Zusätzlich fließt das Thema „New Work“ auch laufend in unsere Produktstrategie mit ein. So bieten wir nicht nur mobile Desktop-PCs in der Größe eines Smartphones an, sondern auch Single-Cable-Lösungen für den aufgeräumten Home-Office-/Home-Schooling-Arbeitsplatz. Durch innovative Technologien können wir mittlerweile auch Netzwerkverbindung über unsere Monitore anbieten, wodurch die Docking-Station am Heimarbeitsplatz ersetzt werden kann, ohne an Produktivität zu verlieren. Für Home-Schooling-Szenarien bieten wir in Zusammenarbeit mit Microsoft zusätzlich Produkte mit vergünstigten OS-Lizenzen (Shape-the-Future-Lizenzierung) über die entsprechenden Schulträger an.

Auf welche Business- und Technologietrends setzt Lenovo mittelfristig? Welche Geschäftschancen (sowohl für seine Kunden als auch selbst) sieht Lenovo speziell in Österreich?

Als mittelfristige Technologietrends sehen wir in jedem Fall den Ausbau und die Nutzung von 5G-Technologie. So haben wir mit unserem YOGA 5G den weltweit ersten PC mit 5G-Konnektivität gebaut. Initiiert durch fortlaufend steigende Anforderungen an hohe Datenraten, sinkende Latenzzeiten und Echtzeit-Datenübertragung ist 5G auch in unserer Smartphone-Strategie von zentraler Bedeutung. Spannende neue Nutzungsszenarien wie Echtzeit-AR oder Videochats in 8K sind damit in Zukunft auch die Basis für gänzlich neue Geschäftsmodelle inklusive neuer Arbeitsplätze. Weiters werden wir auf Foldable PCs setzen. Unser ThinkPad X1 Fold sowie die Motorola razr-Smartphone Serie erlauben es uns hier, Pionierarbeit zu leisten und die Stoßrichtungen für künftige Produktentwicklungen vorzugeben. Natürlich beschäftigen wir uns auch intensiv mit Artificial Intelligence, nicht nur in Branchen wie Handel, Produktion, Industrie und Bildung, sondern auch im Bereich der Smart Citys.

Green-IT, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit bekommen immer mehr Gewicht in der IT. Welche Rolle spielt dieser Bereich gegenwärtig für Lenovo? Und wie sieht es damit in Zukunft aus? Bietet Lenovo auch Refurbished-Produkte an und falls ja wie entwickelt sich dieses Geschäft?

Diese Themen stehen bei Lenovo mit verschiedenen Facetten im Focus. Allein durch die Überarbeitung unserer Verpackungen konnten wir seit 2008 über 3.000 Tonnen an Verpackungsmaterial einsparen – seit einigen Jahren sind alle unsere B2B-Verpackungen aus 100 Prozent biologisch abbaubarem Material zusammengesetzt. – durch die Gewichtsreduktion im Verpackungswesen allein konnten wir 7 Prozent unserer CO2-Emissionen in unserem Transportwesen reduzieren. Auch trägt die Ausweitung unserer Transportmöglichkeiten auf Zug-/Seefracht, Bulk-Packaging-Angebote (z.B. zwei Geräte in einer Verpackung), sowie innereuropäische Produktion (z.B. durch eine eigene Fabrik in Ungarn) einen signifikanten Teil zur Reduktion unseres CO2-Footprints bei. Direkt sichtbar werden unsere Bestrebungen im Green-IT-Bereich für unsere Kunden durch attraktive Angebote zu Altgeräterücknahmen (herstellerunabhängig) bei unseren Handelspartnern. In Kürze werden wir als erstes Unternehmen der Branche über unseren CO2-Offset-Service allen unseren Kunden die Möglichkeit bieten, die CO2-Emissionen während des Produktlebenszyklus ihrer Geräte mittels CO2-Ausgleichsservice zu kompensieren. Bestätigt durch ein externes CO2-Zertifikat unterstützen unsere Kunden durch den Kauf von Lenovo Produkten somit proaktiv die Verringerung des in die Atmosphäre emittierten CO2.

Welche Umsatz- und Marktanteilsziele peilt Lenovo in Österreich an? Und wie sollen diese erreicht werden? Wie sieht die Zusammenarbeit mit anderen Märkten (v.a. Deutschland und die Schweiz, aber auch andere EU-Länder) aus?

Eines unserer Hauptziele im Jahr 2021 liegt in dem Ausbau der Marktführerschaft im PC-Client-Bereich. Hier werden wir weiterhin als zuverlässiger Gesamtlösungsanbieter auftreten, um die individuellen Anforderungen unserer Kunden bestmöglich zu bedienen. Die Digitalisierung des Bildungswesens, sowie ein starker Fokus auf den KMU-Bereich werden neben unserer starken Retail-Positionierung im B2C-Bereich die treibenden Kräfte sein. Im Infrastruktur-Bereich (Server/Storage) wollen wir unsere weltweite Nr.-1-Position im Supercomputing halten und wir investieren hier auch, um ein weiteres Wachstum zu ermöglichen. Letztlich werden wir auch im Smartphone-Bereich bestehende Strukturen nutzen, um den Wiedereinstieg in den österreichischen Markt, mit einer starken und geschichtsträchtigen Smartphone-Marke (Motorola) im Gepäck, erfolgreich zu meistern. Ergänzend zu unserer bestehenden Vertriebsstruktur in Österreich, können wir sowohl auf länderübergreifende Spezialisten-Ressourcen in unserer DACH-Struktur zugreifen, als auch von europäischen wie weltweiten Kompetenzen profitieren. Durch regelmäßígen, länderübergreifenden Austausch, sowie eine sehr flache Unternehmensstruktur sind eine schnelle und unkomplizierte Unterstützung stetig gewährleistet. Zusätzlich ist die regionale Nähe zu unserem Support-Hub in Bratislava von zentralem Vorteil für den reibungslosen Ablauf in Österreich.


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