Udo Urbantschitsch, Vice President und GEO Technology Sales bei Red Hat, spricht im Interview über aktuelle IT-Herausforderungen und wie Open Source Unternehmen bei Sicherheit, KI und Innovationen unterstützen kann. [...]

Vor welchen Herausforderungen stehen Ihre Kunden derzeit am häufigsten?
Viele Kunden kämpfen aktuell mit einem massiven Innovationsstau, da ihre Budgets für IT-Infrastruktur vollständig ausgelastet sind. Uns wird häufig gesagt: „Ich habe kein Innovationsbudget mehr.“ Unternehmen stehen vor der schwierigen Aufgabe, ihren bestehenden IT-Betrieb aufrechtzuerhalten, ohne in neue Lösungen zu investieren, was oft zu Frustration und Stillstand führt. In einer Zeit, in der Wettbewerbsfähigkeit und Innovation entscheidend sind, ist das natürlich problematisch. Hier setzt unsere Mission an: Wir helfen Kunden, durch den Einsatz von Open-Source-Technologien Kosten zu optimieren, standardisierte Plattformen zu entwickeln und gleichzeitig Innovationen zu ermöglichen.
Wie können Sie Unternehmen helfen, die sich von ihren Anbietern alleingelassen fühlen?
Red Hat positioniert sich als Anbieter von Open-Source-Lösungen, der Unternehmen unterstützt, sich von proprietären Systemen zu lösen. Jede Zeile Code, die Red Hat schreibt, ist quelloffen und frei zugänglich. Unser Mehrwert liegt darin, diese Open-Source-Innovationen zu stabilisieren, zu sichern und für Unternehmen nutzbar zu machen. Anstatt Lizenzen zu verkaufen, bieten wir Services wie Support, Sicherheitsupdates und ein umfangreiches Partner-Ökosystem, das Unternehmen dabei unterstützt, ihre IT-Infrastruktur effizient und zukunftssicher auszubauen.
Ein Beispiel hierfür ist OpenShift – eine Plattform, die es Unternehmen ermöglicht, Workloads flexibel und unabhängig von der Infrastruktur zu verwalten. Egal, ob es sich um lokale Server, Public-Cloud-Umgebungen oder Edge-Computing handelt, OpenShift bietet eine einheitliche und skalierbare Lösung.
Was sind die Vorteile von OpenShift?
Ein wichtiger Aspekt ist, dass wir Virtualisierung und Containerisierung auf einer Plattform vereinen. Das ist besonders für Kunden interessant, die noch nicht vollständig auf Container umgestellt haben, aber in dieselbe Plattform investieren möchten, um eine langfristige Perspektive zu haben.
Unser Engagement in der Virtualisierung hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Mit der Integration von KubeVirt in OpenShift ermöglichen wir Kunden, sowohl Container-basierte Workloads als auch klassische virtuelle Maschinen auf einer einzigen Plattform zu betreiben. Viele Unternehmen, die auf OpenShift setzen, haben dabei den Wunsch geäußert, ihre Virtualisierungslandschaften nahtlos in die OpenShift-Architektur zu integrieren. Dies spart Kosten und reduziert die Komplexität.
Sicherheit ist oft ein kritisches Thema, wenn es um Open Source geht. Wie begegnen Sie Bedenken in diesem Zusammenhang?
Früher galten Open-Source-Anwendungen als weniger sicher, da sie für alle zugänglich sind. Heute hat sich das Bild gewandelt. Tatsächlich finden Open-Source-Communities Sicherheitslücken oft schneller als proprietäre Anbieter, weil so viele Experten auf den Code zugreifen.
Red Hat hat zudem ein eigenes Security Incident Response Team, das proaktiv nach Problemen sucht und Sicherheitsupdates auch für ältere Versionen bereitstellt. Das ist eine aufwendige, aber enorm wichtige Aufgabe, die wir uns zur Mission gemacht haben. Viele Unternehmen sehen Stabilität und Sicherheit als den größten Mehrwert unserer Lösungen.
KI ist derzeit eines der großen Themen. Was tut Red Hat in diesem Bereich?
Unser Ziel ist es, künstliche Intelligenz – ähnlich wie vor 30 Jahren Linux – zu demokratisieren. Derzeit ist KI oft auf große Unternehmen beschränkt, die gigantische Ressourcen für Training und Betrieb der Modelle aufbringen können. Mit der Entwicklung von Small-Language-Models (SLMs) – also kleineren, spezialisierten Sprachmodellen – wollen wir KI für einen breiteren Einsatz zugänglich machen. Diese Modelle sind effizient, benötigen weniger Rechenleistung und können sogar auf Laptops betrieben werden.
Zusammen mit IBM Research haben wir darauf hingearbeitet, diese SLMs als Open Source freizugeben. Damit ermöglichen wir Unternehmen, ihre eigenen, datengetriebenen KI-Lösungen zu entwickeln, ohne auf riesige Budgets oder spezialisierte Datenzentren angewiesen zu sein. Dies ist nicht nur kosteneffizienter, sondern auch nachhaltiger.
Wie stellt Red Hat sicher, dass KI-Modelle ethisch einwandfrei sind und den Datenschutzbestimmungen entsprechen?
Red Hat legt großen Wert auf die Qualität der Daten, mit denen die Modelle trainiert werden. Im Gegensatz zu anderen KI-Modellen steht Red Hat rechtlich dafür gerade, dass keine sensitiven Daten verwendet werden. Kunden wissen genau, mit welchen Daten die Modelle trainiert wurden.
Welche Rolle spielt OpenShift AI bei der Umsetzung der KI-Strategie von Red Hat?
Mit OpenShift AI bieten wir eine Plattform, die Unternehmen ermöglicht, KI-gestützte Anwendungen einfach, sicher und nachhaltig zu betreiben. Unsere Partnerschaft mit IBM hat dazu geführt, dass wir optimierte Modelle und Frameworks bereitstellen, die speziell auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind. Ein besonderes Highlight ist, dass wir sicherstellen, dass alle Modelle und Daten ethisch einwandfrei und transparent genutzt werden können. Dies ist ein entscheidender Vorteil, insbesondere im Hinblick auf Compliance und Datenschutz.
Wie unterscheidet sich der österreichische Markt von anderen Regionen, beispielsweise im Hinblick auf KI oder Virtualisierung?
Österreich ist ein spannender Markt, der sich durch eine starke öffentliche Verwaltung und viele mittelständische Unternehmen auszeichnet. Wir sehen, dass vor allem der öffentliche Sektor eine Vorreiterrolle in Sachen KI einnimmt. Hier geht es nicht nur um Effizienz, sondern auch darum, Bürgern besser zu dienen.
Regulatorische Anforderungen, wie GDPR oder DORA, spielen ebenfalls eine große Rolle. Unternehmen sind oft gezwungen, Workloads im eigenen Rechenzentrum zu betreiben, anstatt in die Cloud zu gehen. Hier können wir mit OpenShift genau die Flexibilität bieten, die benötigt wird: Workloads lassen sich sowohl On-Premises als auch in der Cloud betreiben.
Wo sehen Sie die Schwerpunkte für Red Hat im Jahr 2025?
Wir fokussieren uns weiterhin auf zwei Hauptthemen: Virtualisierung und künstliche Intelligenz. Während Virtualisierung historisch eher als „Basis-Infrastruktur“ betrachtet wurde, erleben wir durch den Kostendruck und das Bedürfnis nach Flexibilität eine Renaissance in diesem Bereich. Gleichzeitig wollen wir sicherstellen, dass KI für Unternehmen jeder Größe zugänglich wird – inklusive der Möglichkeit, diese Technologien sicher und ethisch zu nutzen.
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