Open Source als Schlüssel zur Demokratisierung von Künstlicher Intelligenz

Dieter Ferner-Pandolfi, Country Manager von Red Hat in Österreich, erläutert im Interview mit der ITWELT.at, wie Open Source und hybride Infrastrukturen den Einsatz von KI revolutionieren. [...]

Dieter Ferner-Pandolfi, Country Manager von Red Hat in Österreich (c) Red Hat
Dieter Ferner-Pandolfi, Country Manager von Red Hat in Österreich (c) Red Hat

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen wird oft als Herausforderung wahrgenommen – sei es durch komplexe Datenanforderungen oder proprietäre Systeme. Red Hat, ein führender Anbieter im Open-Source-Bereich, setzt auf eine Demokratisierung von KI, die Unternehmen jeder Größe zugänglich macht.

Wie passen Open Source und Künstliche Intelligenz (KI) zusammen?  

Der Open-Source-Gedanke basiert darauf, weltweit die besten Projekte zu identifizieren, ihre Qualität zu sichern und sie der breiten Masse zugänglich zu machen. Red Hat ist das größte Open-Source-Software-Unternehmen der Welt und genau das ist unser Ansatz: Wir sammeln Kundenbedarfe über Communities, sichern die Qualität und stellen die Lösungen sowohl Unternehmen als auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Dieses Prinzip übertragen wir auch auf KI. Während viele Unternehmen proprietäre große Sprachmodelle (Large Language Models, LLMs) entwickeln, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen, verfolgen wir einen anderen Ansatz: Wir möchten KI demokratisieren. Das bedeutet, dass jeder – unabhängig von Unternehmensgröße oder Budget – Zugang zu KI haben sollte. 

Wir setzen auf kleinere Datensätze, die lokal oder hybrid trainiert werden können, was Kosten senkt und die Geschwindigkeit erhöht. Open Source bildet dabei die Grundlage für Innovation und ermöglicht es, Datenströme offen zu kontrollieren, zu trainieren und weiterzuverwenden.

 Wie können Unternehmen ihre eigenen Daten sicher in KI-Projekten nutzen?

Unternehmen können zwischen verschiedenen Modellen wählen: On-Premise-Lösungen erlauben es, Daten vollständig abgeschottet im eigenen Rechenzentrum zu halten. Alternativ gibt es Private-Cloud-Lösungen, bei denen Services innerhalb eines geschützten Rahmens bereitgestellt werden. Für größere Datenmengen oder Spitzenlasten – denken Sie an E-Commerce während der Weihnachtszeit – ermöglicht eine hybride Lösung den Zugriff auf Public-Cloud-Ressourcen. Dabei bleibt die Kontrolle über sensible Daten wie personenbezogene Informationen oder geistiges Eigentum gewährleistet.

Red Hat unterstützt diese Flexibilität durch plattformagnostische Lösungen wie Red Hat Enterprise Linux AI und OpenShift. Diese Plattformen bieten Konnektivität für das Training von Modellen sowie die Sicherheit und Skalierbarkeit, die Unternehmen benötigen.

Können Sie ein Beispiel für den Einsatz Ihrer Lösungen nennen?  

Ein spannender Anwendungsfall ist eine Patentkanzlei, die mit KI angereicherte Datenfindung betreibt. Mit unserer Technologie konnte der Zeitaufwand für Patentprüfungen von zehn Tagen auf zwei Stunden reduziert werden. Die Daten bleiben dabei im Unternehmen, was Sicherheit garantiert. Gleichzeitig ermöglicht unsere Plattform „Instruct Lab“ das Training von KI-Modellen auf kleinen Datensätzen – ohne teure Infrastruktur oder tiefgehendes Data-Science-Wissen. Dieses Tool läuft sogar auf einem Laptop und ist kostenlos verfügbar.

Wie schätzen Sie den aktuellen Markt für KI ein und wie sieht Ihr Geschäftsmodell in Österreich aus?

Der Markt wächst rasant, aber viele Unternehmen wissen noch nicht genau, wie sie KI strategisch einsetzen können. Unsere Aufgabe ist es daher oft, Aufklärungsarbeit zu leisten: Wir erklären Vorständen und Führungskräften die Vorteile und räumen Ängste aus dem Weg. Letztlich geht es bei KI nur um Daten – mehr nicht. Entscheidend ist jedoch, dass Unternehmen ihre Daten systematisch sammeln und aufbereiten. Ohne diese Grundlage wird es schwierig, KI-Projekte erfolgreich umzusetzen.

Wir richten unser Geschäftsmodell konsequent auf Partnerschaften aus. Es ist äußerst selten, dass wir Direktverträge mit unseren Kunden abschließen, da wir davon überzeugt sind, dass die Betreuung sowie die letzten Schritte bis zum Projektstart oder zur Implementierung am besten durch unsere Partner erfolgen sollten. Diese können die spezifischen Anforderungen der Kunden besser verstehen und umsetzen.

Unsere Ressourcen sind darauf spezialisiert, Partner in der Umsetzung dieser Anforderungen optimal zu unterstützen. Durch unser Partnernetzwerk erreichen wir jedoch eine Reichweite von mehreren tausend Kolleginnen und Kollegen, die unsere Produkte nutzen und vertreten. Dieses Modell ermöglicht es uns, flexibel und effizient auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen und gleichzeitig eine hohe Qualität und Anpassungsfähigkeit sicherzustellen.

Warum ist Open Source Ihrer Meinung nach die bessere Lösung?  

Open Source ermöglicht es, schneller und qualitativ hochwertiger auf neue Anforderungen zu reagieren. Proprietäre Systeme sind oft abgeschottet und bieten keine Möglichkeit, von externen Innovationen zu profitieren. Unsere Lösungen entstehen aus konkreten Kundenbedarfen in einer globalen Community mit hunderttausenden Projekten. Diese Schwarmintelligenz führt zu besseren Ergebnissen als isolierte Entwicklungsansätze.

Zudem sind unsere Produkte kostenfrei nutzbar – wir verdienen an Support-Dienstleistungen wie Wartung, Weiterentwicklung und Zertifizierung.

Welche Rolle spielt Sicherheit in Ihren Lösungen?  

Sicherheit ist eine Grundvoraussetzung für all unsere Produkte. Bedrohungen entwickeln sich jedoch ständig weiter, weshalb wir kurze Wartungs- und Releasezyklen einhalten. Ein Beispiel ist das Bundesrechenzentrum in Österreich, wo eine Vielzahl der Applikationen auf Red Hat OpenShift basiert. Hier sorgen wir für höchste Sicherheitsstandards und schnelle Reaktionszeiten.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?  

Unser Fokus liegt vollständig auf Künstlicher Intelligenz. Wir haben kürzlich Neural Magic übernommen, um unsere Expertise im Bereich Performance Management weiter auszubauen. Mit Tools wie „Instruct Lab“ und dem Granite Model von IBM treiben wir die Demokratisierung von KI voran. Unser Ziel ist es, Innovationen durch Open Source weiter zu beschleunigen und Unternehmen weltweit dabei zu helfen, ihre Potenziale auszuschöpfen.

Abschließend lässt sich sagen: Wir befinden uns mitten in der KI-Revolution – Open Source wird dabei eine zentrale Rolle spielen, um diese Technologie für alle zugänglich zu machen.


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