Aktuelle Hypes wie Big Data, In-Memory-Computing und die Analyse riesiger Datenmengen sind eng mit dem Thema Storage verknüpft. Informationen, die zukünftig ausgewertet werden sollen, müssen so intelligent abgelegt werden, dass sie zu jedem Zeitpunkt wieder auffindbar sind. Das ist eine der zentralen Herausforderungen, mit dem sich Unternehmen im Zuge ihrer Storage-Lösungen befassen. Pavol Varga, General Manager von Dell Austria, sprach mit der COMPUTERWELT unter anderem über die Storage-Seite der Big-Data-Medaille. [...]
Computerwelt.at: Was sind die aktuellen Storage-Trends?
Pavol Varga: Der Trend in Richtung Software-Defined-Storage wird sich nicht nur durchsetzen, sondern auch den Weg für weitere neue Technologien ebnen. Deshalb arbeiten wir bei Dell in der Entwicklung unserer Storage-Lösungen mit diversen Open-Source-Unternehmen zusammen – so sind wir stets am Puls der Zeit, können auf neue Trends flexibel reagieren sowie unsere Technologien laufend weiterentwickeln. Eine der – durchaus positiven – Konsequenzen einer solchen Vorgehensweise wird sein, dass Umgebungen, die bislang „Highend-Closed“, also nur für eine sehr kleine Gruppe von Unternehmen verfügbar und erschwinglich, waren, künftig auch für den Mittelstand zugänglich sein werden. Das ist es, was wir bei Dell spannend finden: Wir möchten es jedem Unternehmen, ob groß oder klein, ermöglichen, großartige Technologien zu nutzen.
Wie gehen Unternehmen mit dem explodierenden Datenvolumen um?
Erfahrungsgemäß nimmt bei jedem unserer Kunden das Datenvolumen zu. Interessant ist aber, dass es sich dabei oft nicht um sogenannte „heiße Daten“ handelt, also solche, auf die oft zugegriffen wird. Vielmehr betrifft dies „kalte“, also selten genutzte, Daten. Möchte ein Kunde diese zunehmenden Datenmengen effizient und profitabel nutzen, so muss er die „kalten“ Daten-Repositorien aufstocken. Diese Erweiterung löst das Problem des Datenvolumens: Die „kalten Daten“ werden komprimiert abgelegt und brauchen dementsprechend wenig Platz. Die Entscheidung für größere Daten-Repositorien ermöglicht im Gegensatz zu anderen Storage-Lösungen außerdem eine genaue Kostenkalkulation.
Wäre es für die Unternehmen nicht sinnvoll, wieder zu überlegen, welche Daten man speichert, anstatt blind jede Information zu speichern?
Grundsätzlich nein, denn Unternehmen können nie wissen, welche Daten sie eines Tages noch benötigen werden und welche nicht. Davon ausgenommen sind natürlich Daten, die bewusst, etwa auf Kundenwunsch, gelöscht werden. Ob ich aber eine E-Mail, die ich heute an einen Kunde schicke, in drei Jahren nicht vielleicht doch benötige, ist vorab schwer zu sagen. Fakt ist, Unternehmen „sammeln“ schon jetzt viel mehr Daten als früher. Wozu sie diese jedoch tatsächlich brauchen, ist oft noch nicht klar – das ist vor allem der Fall, weil sich viele Unternehmen der unendlichen Möglichkeiten der Auswertung von Daten noch gar nicht bewusst sind. Es gibt keine unnötigen Daten.
Für Unternehmen, die sich mit dem Thema Daten-Storage nicht auseinandersetzen möchten, kann das in den kommenden Jahren schwerwiegende – vielleicht sogar geschäftsschädigende – Folgen haben, da wichtige Wettbewerbsvorteile, etwa rasche Entscheidungsprozesse, verloren gehen. Im Zuge dessen unterscheiden wir bei Dell zwischen Daten und Informationen: Es gibt keine „Data-Based-Decision“, sondern nur „Information-Based-Desicions“. In Zukunft werden Entscheidungen, die heutzutage aufgrund der langwierigen Auswertung der Daten Tage bis Wochen in Anspruch nehmen, wahrscheinlich in Echtzeit getroffen. Ein gutes Beispiel: Die Möglichkeit, vorherzusagen, wie sich die Nachfrage auf einer Website entwickeln wird. Das setzt Rechenpower voraus, die etwa bei der In-Memory-Technologie gegeben ist.
Wo liegt derzeit der Flaschenhals? Beim Storage oder bei der CPU-Leistung?
Wahrscheinlich ist es momentan eher die Rechenpower. Es wird mehr und mehr gemessen und gespeichert. Die Möglichkeiten, Entscheidungen zu treffen, sind dabei praktisch unbegrenzt.
Wie geht es weiter bei den Speichermedien? Storage wird immer günstiger.
Mittelfristig werden SSD Speicherlösungen so günstig wie klassische Festplatten sein. Was danach kommt? Schwer zu sagen.
Heißt das, künftig werden nur noch SSDs verwendet?
Ich könnte es mir vorstellen. Es sei denn, es gäbe dann einen technologischen Grund, warum es ungünstig ist.
Von künftigen Medien zurück in die Vergangenheit: Das Tape ist nicht tot?
Ich sehe zwar weniger Tape-Nachfrage als es früher der Fall war, aber das Tape hat natürlich auch Vorteile. Außerdem erhöht eine Reihe von Entwicklungen die Speicherdichte bei Tapes, weshalb ich nicht glaube, dass das Tape in naher Zukunft „aussterben“ wird.
Die Themen Storage, Speicherung und Big Data stehen in engem Zusammenhang mit Privacy…
Im zentraleuropäischen Raum ist die Privatsphäre für Kunden aus geschichtlichen Gründen sehr wichtig. Dieses Bewusstsein ist hier viel höher ausgeprägt als in englischsprachigen Ländern.
Unternehmen stehen zunehmend vor der Frage, ob sie ihren eigenen Daten-Betrieb im Haus haben möchten oder ob es wirtschaftlicher ist ihn zuzukaufen. Ähnlich erging es Betrieben vor Jahrzehnten, als sie vor der Entscheidung standen, ihre Kraftwerke zu behalten oder Strom zu zukaufen. So wie damals, werden sich meiner Einschätzung nach die meisten Unternehmen künftig für den Zukauf des Daten-Betriebs entscheiden. Sie werden „IT aus der Steckdose“ nutzen, also die gesamte Abwicklung auslagern. Es ist sinnvoll, bei temporär großer Nachfrage, Kapazitäten zu zukaufen, die über die Datenmenge oder nach Zeit abgerechnet werden. Der Vorteil: Besteht kein Bedarf, bezahlt der Kunde auch nicht. Dieses Modell ist nicht nur wirtschaftlich, sondern lässt sich auch sehr sicher gestalten.
Das Gespräch führte Rudolf N. Felser
Pavol Varga:
Pavol Varga ist General Manager von Dell Österreich und Slowakei. Varga ist bereits seit 2003 in leitenden Funktionen bei Dell tätig, unter anderem im Human Resources und Talent Acquisition Management. Davor arbeitete er mehrere Jahre für IBM. Varga schloss seine universitäre Ausbildung erfolgreich mit einem MA in der Slowakei und einem MBA der INSEAD in Frankreich ab.
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