„Qualität statt Quantität – das ist 2022 die Devise im Datenmanagement“

Johannes Kreiner, Geschäftsführer von Sage DPW, schildert im Gespräch mit der COMPUTERWELT, was wir aus dem Jahr 2021 für die Zukunft mitnehmen können, erklärt, wie sich die Corona-Krise und New Work auf uns auswirken und skizziert die wichtigsten IT-Trends für das heurige Jahr. [...]

Johannes Kreiner, Geschäftsführer von Sage DPW: "Es geht vor allem darum, jenseits der Implementierung von reinen Collaboration-Tools oder sonstiger Unternehmenssoftware, komplette betriebsinterne Prozessketten zu digitalisieren oder neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln." (c) Sage DPW

Welche Lehren lassen sich aus dem Jahr 2021 im Allgemeinen und aus der Corona-Krise im Speziellen für die Zukunft mitnehmen?
Eine der großen Lehren aus dem abgelaufenen Jahr, hatte sich bereits 2020 angedeutet: Unternehmen müssen sich mehr denn je flexibel und agil auf neue Situationen einstellen und dafür auch – wenn es sein muss – sehr schnell die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen, um neue Herausforderungen zu meistern. Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass das im Jahr 2021 im Schnitt sehr gut geklappt hat. Das zeigt: Der Mittelstand ist wendiger und anpassungsfähiger, als sich das vor einigen Jahren noch viele Marktbeobachter gedacht haben. Hier hat sicherlich auch geholfen, dass sich die meisten Betriebe bereits im Vorjahr digital sehr gut aufgestellt haben. Ich denke hier nicht nur an die Implementierung von Collaboration Tools wie MS Teams, sondern auch an die übrige IT-Infrastruktur, an betriebsrelevante Systeme wie Buchhaltung oder auch HR. Unternehmen haben angesichts Corona den Umstieg auf nicht-stationäre Lösungen auf den Weg gebracht, also etwa auf Cloud-Systeme, die unabhängig von Zeit und Ort anwendbar sind. Dies hat entscheidend dazu beigetragen, dass der Mittelstand vergleichsweise gut durch das Jahr 2021 gekommen ist.

Wie wird sich die Corona-Krise Ihrer Meinung nach heuer auf die IT-Branche, auf Unternehmen bzw. auf unsere Gesellschaft auswirken?
Die größte Herausforderung für alle Unternehmen – das gilt nicht nur für IT-Betriebe, sondern für alle Branchen und den gesamten Markt – wird sein, dass wir es vermutlich mit einem weiteren Krisenjahr zu tun haben werden. Rahmenbedingungen und Marktanforderungen werden sich erneut schnell ändern. Rasche Anpassungen interner Strukturen und Geschäftsstrategien werden wieder nötig sein. Auch wenn die technologischen Infrastrukturen betriebsseitig bei den meisten Unternehmen inzwischen ausreichend implementiert sein dürften, um volatilitätsbedingte Herausforderungen prozessual zu meistern, wird das Stresslevel für viele Betriebe hoch bleiben. Und das führt unweigerlich zu Ermüdungserscheinungen. Hier sehen wir als Anbieter von Unternehmenssoftware vor allem als unsere Aufgabe, es mit unseren Lösungen dem Mittelstand ein Stück weit leichter zu machen.

Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2021?
Mein berufliches Highlight 2021 war vor allem zu sehen, wie gut Sage DPW als Unternehmen durch das Jahr gekommen ist. Hier spreche ich nicht nur vom Betriebsergebnis, sondern denke insbesondere an den Zusammenhalt unter den Mitarbeitern. Die Prozesse, die wir im ersten Jahr der Pandemie implementiert haben, haben sich auch in den folgenden zwölf Monaten bewährt. Sage DPW setzt in diesem Zusammenhang sehr stark auf den persönlichen Austausch – und genau dafür haben wir passende Foren geschaffen. Ein Beispiel dafür ist etwa der wöchentliche Company Call, zu dem die gesamte Belegschaft eingeladen ist. Hier geht es nicht nur darum, dass die Geschäftsführung aktuelle Business-Updates gibt. Ziel war es vor allem, auch über persönliche Dinge zu sprechen, in den direkten Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen zu treten, zu hören, was sie gerade bewegt und auch ein Stück weit ihre Sorgen, Ängste und Nöte aufzufangen sowie füreinander da zu sein. Das Feedback, das wir dafür bekommen haben, sprach für sich und war neben unserer Geschäftsentwicklung eine Haupttriebfeder für meine Motivation im vergangenen Jahr.

Welche Themen sollten Ihrer Meinung nach heuer auf der Agenda von IT-Managern ganz oben stehen und warum bzw. welche IT-Themen werden 2022 eine besonders wichtige Rolle spielen?
Qualität statt Quantität – das ist im Jahr 2022 die Devise im Datenmanagement. Diese digitale Evolution weg von Big Data, also der bloßen Menge an verfügbaren Daten, hat weitreichende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Unternehmen mit ihren Daten umgehen. Das betrifft im Übrigen alle Formen von Datensätzen, also auch die Personaldaten eines Betriebes. In dem Zusammenhang kommt dem Thema Datenhygiene besondere Bedeutung zu. Denn nur Informationen, die aktuell, vollständig und konsistent sind, liefern echten Mehrwert. Gerade für unternehmerische Planung ist es essentiell, sich auf die Datenbasis als Ausgangslage verlassen zu können, um die richtigen strategischen Entscheidungen treffen zu können. Im Bereich People Management beispielsweise liegt viel Potenzial in Personendaten wie Kompetenzprofilen oder Leistungsbeurteilungen. Denn eine bessere Qualität der HR-Daten trägt erheblich zur Vereinfachung der Personalplanungsprozesse bei.

„Die digitale Evolution weg von Big Data, also der bloßen Menge an verfügbaren Daten, hat weitreichende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Unternehmen mit ihren Daten umgehen. In dem Zusammenhang kommt dem Thema Datenhygiene besondere Bedeutung zu. Denn nur Informationen, die aktuell, vollständig und konsistent sind, liefern echten Mehrwert.“

Johannes Kreiner

Die letzten beiden Jahre standen im Zeichen der Pandemie und beschleunigten die Digitalisierung und brachten uns Hybrid-Arbeitsmodelle. Nach der Pandemie gilt es die nächste – größere – Krise zu bewältigen, die Klimakrise. Wie schätzen Sie müssen sich Unternehmen in punkto Nachhaltigkeit umstellen? Welche konkrete Maßnahmen planen sie/plant Ihr Unternehmen für 2022 und darüber hinaus?
Wie Unternehmen dem Thema Nachhaltigkeit begegnen wird sehr stark davon abhängen, in welchem wirtschaftlichen Sektor der jeweilige Betrieb aktiv ist. Energieintensive Branchen – etwa die metallproduzierende und -verarbeitende Industrie – werden sich zum Beispiel intensiv darüber Gedanken machen, aus welchen Quellen die für ihre Prozesse nötige Energie stammt. Andere Unternehmen werden ihr Portfolio und ihre Geschäftsmodelle grundlegend überdenken. In diesem Zusammenhang denke ich nicht nur an die Automobilindustrie, die schon jetzt in verstärktem Maß auf Elektromobilitätskonzepte setzt. Ein anderes Beispiel ist die Unternehmensberatungsbranche: Hier wird es in Zukunft auch nicht mehr ausschließlich um Effizienz- und Rationalisierungsthemen gehen, sondern auch um die Frage, wie Betriebe ihren ökologischen Fußabdruck verringern können. Beratungsmodelle werden sich vor diesem Hintergrund fundamental ändern.

Sage selbst hat sich in puncto Nachhaltigkeit ebenfalls konkrete Ziele gesetzt. So wollen wir gruppenweit unsere eigenen Kohlenstoffemissionen bis 2030 um 50 Prozent reduzieren und bis 2040 ein komplett klimaneutrales Unternehmen sein. Darüber hinaus hat sich Sage zur Teilnahme an der UN-Initiative „Race to Zero“ zur Unterstützung der UN-Klimakonferenz 2021 verpflichtet und ist der UN Global Compact-Kampagne „Business Ambition for 1.5°C“ beigetreten.

Wie gut ist ihr Unternehmen bzw. wie gut sind österreichische Unternehmen im Allgemeinen für New Work – also verteilte Teams, Home Office, hybride Arbeitsmodelle etc. – aufgestellt?
Zweifelsohne hat sich die überwiegende Mehrheit der Unternehmen in den vergangenen beiden Pandemiejahren in Sachen New Work sehr gut aufgestellt und entsprechende Infrastrukturen – etwa im Bereich Collaboration-Tools – implementiert. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Gleichzeitig zwingt die Pandemie und die von ihr ausgelöste schwerste Rezession seit der Nachkriegszeit in Österreich viele Firmen zu Sparmaßnahmen, die sich auch auf die IT-Budgets auswirken. Die IT-Trends-Studie von Capgemini, an der IT- und Fachverantwortliche aus Österreich, Deutschland und der Schweiz teilnahmen, zeichnet ein Bild der gegenwärtigen Situation: Demnach haben auf Grund der unsicheren wirtschaftlichen Situation 25 Prozent der Befragten Digitalisierungsprojekte gestoppt und 42 Prozent haben den Projektstart in die Zukunft verschoben. Das heißt: Die infrastrukturellen Vorkehrungen, um in einer Situation wie der gegenwärtigen handlungsfähig zu bleiben, wurden getroffen. Aber bei der Schaffung von entsprechenden Voraussetzungen, um angesichts veränderter Marktbedingungen weiter zu wachsen und sich Wettbewerbsvorteile zu sichern, besteht Nachholbedarf. Hier geht es vor allem darum, jenseits der Implementierung von reinen Collaboration-Tools oder sonstiger Unternehmenssoftware, komplette betriebsinterne Prozessketten zu digitalisieren oder neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Glauben Sie, dass sich die angespannte Situation beim Thema IT-Fachkräftemangel in den kommenden Jahren bessern wird? Was kann man in diesem Bereich tun?
Aus unserer Sicht wird sich die Lage beim Fachkräftemangel in der IT-Branche auf absehbare Zeit nicht entspannen. Der „War for Talents“ wird in diesem Bereich anhalten. Ein wirksamer Hebel, um dem zu begegnen ist zum Beispiel, bereits frühzeitig junge Menschen für IT-Themen zu begeistern und mit Unternehmen in Kontakt zu bringen – beispielsweise über ein dediziertes Angebot von Schülerpraktika oder durch die Unterstützung von Initiativen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, bei jungen Menschen das Interesse für eine Karriere in der IT-Branche zu wecken. Aus diesem Grund bin ich zum Beispiel Botschafter des YouthHackathon-Awards geworden. YouthHackathon richtet sich an Schüler der Unter- und Oberstufe, die in Zweier- bis Vierer-Teams Apps und Spiele entwickeln und danach online über das YouthHackathon-Portal einreichen können. Die Förderung unserer Jugend im Bereich digitaler Kompetenz und IT ist Sage DPW ein großes Anliegen. Hier investieren wir gezielt in die digitale Zukunft, die die Grundlage für wirtschaftliches Wachstum und sozialen Fortschritt bildet. Denn: Besonders in Zeiten großen Wettbewerbs um qualifizierte Fachkräfte, ist die Förderung des digitalen Nachwuchses für uns wichtiger denn je.

Dieser Artikel ist Teil einer Interviewserie, für den die COMPUTERWELT rund 50 Top-Manager aus der IT-Branche befragt hat. Weitere Interviews lesen Sie in den nächsten Wochen auf itwelt.at.


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