„RFID ist der Wegbereiter für ein intelligenteres IoT“

RFID (Radio Frequency Identification) ermöglicht die nahtlose Identifizierung und Kommunikation zwischen Geräten und Objekten. Erst mit dieser Technologie können Unternehmen das volle Potenzial des IoT ausschöpfen. Davon ist Richard Aufreiter, Vice President Product Marketing bei HID, überzeugt. [...]

Richard Aufreiter, Vice President Product Marketing bei HID (c) HID
Richard Aufreiter, Vice President Product Marketing bei HID (c) HID

Wie würden Sie die Beziehung zwischen IoT und RFID beschreiben und wie haben sich diese Technologien im Laufe der Zeit entwickelt?

Sowohl RFID als auch IoT sind für sich genommen schon extrem leistungsfähige Technologien. Doch wenn sie kombiniert werden, eröffnen sie der Industrie völlig neue Horizonte. RFID wurde ursprünglich vor allem zur Verfolgung und Identifizierung von Objekten eingesetzt. Mit der Verbreitung von IoT ist RFID jedoch zu einem der wichtigsten Enabler für die Vernetzung physischer Objekte mit dem Internet geworden. Im Laufe der Zeit haben sich beide Technologien erheblich weiterentwickelt, wobei RFID vielseitiger und kostengünstiger geworden ist, während das Internet der Dinge gerade in der Fertigung mehr oder weniger zum Standard geworden ist und heute eine breite Palette von Geräten für die unterschiedlichsten Anwendungsszenarien umfasst. Die Integration von RFID und IoT ermöglicht eine bessere Datenanalyse und damit eine bessere Rückverfolgbarkeit. Ich würde sogar sagen, dass RFID der Wegbereiter für ein intelligenteres Internet der Dinge ist.

Welche Rolle spielen RFID-Tags in IoT-Ökosystemen und wie ermöglichen sie die Kommunikation zwischen physischen Objekten und dem Internet?

RFID-Tags sind eine wesentliche Komponente in IoT-Ökosystemen, da sie physischen Objekten eindeutige Kennungen zuweisen. Diese Tags enthalten elektronisch gespeicherte Informationen, die drahtlos abgerufen und über RFID-Lesegeräte an IoT-Plattformen übertragen werden können. Durch die nahtlose Kommunikation zwischen physischen Objekten und dem Internet erleichtern RFID-Tags die Verfolgung, Überwachung und Verwaltung einer Vielzahl von Geräten in Echtzeit.

Inwiefern hat der aktuelle Wandel im Bereich RFID und IoT neue Möglichkeiten für Unternehmen in verschiedenen Industriezweigen eröffnet, und welche Vorteile können sie daraus ziehen?

RFID bietet eine zuverlässige Methode zur Identifizierung und Verfolgung von Objekten, die für das IoT von entscheidender Bedeutung ist. Durch die Kombination beider Technologien können Unternehmen die betriebliche Effizienz steigern, die Lieferkettenlogistik optimieren, das Anlagenmanagement verbessern, eine vorausschauende Wartung ermöglichen, die Kundenzufriedenheit erhöhen und aus der Datenanalyse wertvolle Erkenntnisse für die Umsetzung innovativer Lösungen gewinnen. All dies führt zu Kosteneinsparungen, höherer Produktivität und Wettbewerbsvorteilen.

Können Sie uns einige Beispiele für fortschrittliche IoT-Anwendungen nennen, bei denen RFID-Sensoren erfolgreich integriert wurden, um Aufgaben zu automatisieren und zu rationalisieren?

Eigentlich profitiert jede Branche von der Automatisierung und damit von der Rationalisierung, wenn sie RFID-Sensoren in ihrer IoT-Umgebung einsetzt. Im Gesundheitswesen dienen Tags beispielsweise der Nachverfolgung von medizinischen Geräten, um im Notfall schnell zur Verfügung zu stehen und so die Patientenversorgung zu verbessern. In der Lebensmittelindustrie werden die Sensoren genutzt, um temperaturempfindliche Waren entlang der gesamten Lieferkette zu überwachen. Im Einzelhandel ermöglichen RFID-Tags eine Echtzeitüberwachung des Lagerbestands, um eine rechtzeitige Nachbestellung zu gewährleisten. In der Fertigungsindustrie wiederum erkennen IoT-Sensoren Anomalien in den Anlagen, um unnötige Risiken und Ausfallzeiten zu minimieren. Darüber hinaus können RFID-fähige Ausweise den Zugang zu Gefahrenbereichen beschränken, um die Sicherheit der Mitarbeiter zu erhöhen.

Welche Trends oder Entwicklungen erwarten Sie in naher Zukunft im Bereich RFID und IoT, insbesondere hinsichtlich der Integration und Anwendung in verschiedenen Branchen

In naher Zukunft werden wir eine weitere Miniaturisierung der RFID-Sensoren bei gleichzeitiger Leistungssteigerung und höheren Speicherkapazitäten sehen. Dadurch wird die Technologie für immer mehr Branchen und immer mehr Unternehmen interessant. Gleichzeitig sorgen Fortschritte bei IoT-Anwendungen und Übertragungstechnologien wie Künstliche Intelligenz und 5G dafür, dass sich die Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit und Echtzeitfähigkeit von RFID-basierten IoT-Systemen erheblich verbessern.

Wie können RFID und IoT-Technologien dazu beitragen, die Effizienz und Sicherheit in der Öl- und Gasindustrie zu verbessern, insbesondere in Bezug auf die Überwachung und Wartung von Anlagen?

In dieser Branche kann ein Anlagenausfall fatale Folgen haben. Überwachung und vorausschauende Wartung sind daher besonders wichtig. Durch das Anbringen von RFID-Tags an Behältern und Tanks, die mit Temperatur- und Umweltsensoren ausgestattet sind, kann die Industrie Echtzeitdaten zu wichtigen Parametern wie Temperatur, Druck und Feuchtigkeit erfassen, die sich auf die Qualität des Produkts auswirken. Diese Daten werden drahtlos an ein zentrales Überwachungssystem übertragen, das bei Abweichungen von den zulässigen Werten, Anomalien oder Lecks sofort eine Warnmeldung auslöst. Gleichzeitig ist eine vorausschauende Wartung mit automatisierten Wartungsplänen möglich, sodass es erst gar nicht zu teuren Ausfällen kommt. RFID-fähige Personalausweise ermöglichen zudem die kontinuierliche Ortung von Mitarbeitern, insbesondere bei abgelegenen Offshore- oder Tiefseeeinsätzen. In Notfällen garantiert diese Echtzeit-Sichtbarkeit eine schnelle Reaktion und Evakuierung, wodurch die Gefahren bei Unfällen und Verletzungen minimiert werden. 

Welche Herausforderungen bestehen bei der Nutzung von RFID-Tags?

Trotz der zahlreichen Vorteile, die RFID in Verbindung mit IoT-Umgebungen bietet, sind wie bei jeder anderen Technologie auch einige Herausforderungen zu meistern. Eine ist die begrenzte Reichweite. Insbesondere auf weitläufigen Arealen, wo Geräte, Waren oder andere Artikel breit verstreut sind, kann die Verfolgung und Überwachung schwierig werden. Interferenzen und Signalreflexion stellen eine weitere Hürde dar. Umwelteinflüsse wie Metalloberflächen oder andere RFID-Tags in unmittelbarer Nähe können das Signal beeinträchtigen. Eine schlechte Übertragung kann zu Fehlmessungen oder ungenauen Daten führen. Eine weitere Herausforderung ist die fehlende Kompatibilität und Interoperabilität: Zwar basieren sowohl RFID- als auch IoT-Geräte auf drahtlosen Kommunikationsprotokollen, sie können aber unterschiedliche Standards und Frequenzen verwenden. Schließlich kann auch die Stromversorgung an entlegenen oder schwer zugänglichen Orten problematisch sein. Die meisten Herausforderungen lassen sich jedoch durch eine sorgfältige Planung lösen. Außerdem entwickelt sich die Technologie ständig weiter.

Wie sieht es in puncto Security aus?

Mit der zunehmenden Integration von RFID-Technologie in IoT-Umgebungen rücken Datenschutz- und Sicherheitsbedenken verstärkt in den Fokus. Wie jede Technologie sind die Sensoren dem Risiko von böswilligen Angriffen, Abhörversuchen und unbefugten Zugriffen ausgesetzt. Die Sicherung der RFID-fähigen IoT-Geräte erfordert daher einen ganzheitlichen Ansatz, der sämtliche potenzielle Risiken berücksichtigt. Unternehmen können durch Maßnahmen wie Datenverschlüsselung, Zugriffskontrollen, sicheren Kommunikationsprotokollen, physischen Sicherheitsvorkehrungen, Privacy-by-Design-Prinzipien und regelmäßigen Sicherheitsaudits die Gefahren erheblich minimieren. Es ist von entscheidender Bedeutung, Sicherheits- und Datenschutzaspekte bereits in der Entwurfsphase zu berücksichtigen und die Maßnahmen kontinuierlich anzupassen, denn auch die Kriminellen verfeinern ständig ihre Angriffsmethoden.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*