SharePoint Server 2016: „Microsoft muss bei der Migration nachbessern“

Martin Groblschegg, Experte für SharePoint, im Interview mit Computerwelt.at über die zu erwartenden Neuerungen im kommenden SharePoint Server 2016. [...]

Martin Groblschegg ist CTO der ppedv, dem Veranstalter der am 17. und 18. Juni im Eventhotel Pyramide in Vösendorf stattfindenden SharePoint Konferenz, und Experte für SharePoint. Im Interview mit Computerwelt.at berichtet er über die zu erwartenden Neuerungen im kommenden SharePoint Server 2016, auch wenn Microsoft bei der Ignite-Konferenz etwas knausrig mit neuen Details war.

Was ändert sich mit SharePoint Server 2016?
Martin Groblschegg:
Bei der Ignite wurde leider nicht viel zu diesem Thema gezeigt. Aber die Ankündigungen in den Sessions zeigen, in welche Richtung der Trend wohl geht. SharePoint On-Premise wird weiter bestehen. Aber die beiden Welten (On-Premise und Office365) wachsen immer weiter zusammen. Was man jetzt schon sagen kann ist, dass SP2016 sogenannte „Hybride Versionen“ unterstützen wird. Einige der Sessions der SharePoint Konferenz in Wien behandeln die Themen Hybrid und SharePoint 2016.

Können Sie abschätzen, wie weit die Version 2010 von SharePoint noch verbreitet ist?
Eine Studie der Hochschule der Medien in Stuttgart vom Sommer 2014 zeigte, dass 61 Prozent der Unternehmen SharePoint 2010 und 53 Prozent SharePoint 2013 nutzen (Anm.: Frage: Welche Version/Versionen sind bei Ihnen im Einsatz?Mehrfachnennungen möglich).
Erfahrungsgemäß werden große Softwareumstellungen, die weite Bereiche eines Unternehmens betreffen, erst spät durchgeführt. Daher haben wir bei der ppedv neben den neuesten Technologien auch immer längere Zeit alte Technologien im Schulungsangebot

Sollten Unternehmen, die noch die 2010er-Version im Einsatz haben und planen, auf SharePoint 2013 zu migrieren, noch warten?
Ein ganz klares Nein. Aus den Ankündigungen auf der Ignite ist zu vernehmen, dass es weiter On-Premise-Versionen von SharePoint geben wird und dass eine direkte Migration nicht möglich sein wird. Daher können Unternehmen leider nicht Aufwand sparen indem sie eine Version überspringen. Besser ist eine Migration die gut geplant und ohne Zeitdruck durchgeführt wird, als eine Migration die schnell noch durchgezogen wird, weil der Support für die alte Version ausgelaufen ist. Und das ist sicher: Auch der Support für SP2010 wird irgendwann enden.

Lohnt sich der Umstieg von SharePoint 2013 auf die angekündigte neue Version?
Im Moment sind noch wenige der neuen Feature bekannt. Es wird eigene Server-Rollen geben, die es vereinfachen große Farmen zu implementieren. Für dieses Szenario wird sich ein Umstieg lohnen.
Meiner Meinung nach kann man den Nutzen einer Umstellung derzeit noch nicht bewerten. Es ist eher die Frage zu stellen, wie lange es sich ein Unternehmen leisten kann nicht umzusteigen. Früher oder später muss sowieso migriert werden. Und für Unternehmen der heutigen Zeit ist es erforderlich, die Ansprüche der jüngeren Arbeits-Generation zu erfüllen. Die Studie von DNA-das neue Arbeiten, die auch in der Keynote der SharePoint Konferenz vorgestellt wird, zeigt, was junge Mitarbeiter von der IT-Landschaft in einem Unternehmen erwarten. Für einen Betrieb wird es in Zukunft immer wichtiger ein attraktives Arbeitsumfeld bereitzustellen. Und ein wichtiger Faktor dabei ist, welche Möglichkeiten die IT-Infrastruktur zur Verfügung stellt.  

Lässt sich jetzt schon absehen, was es bei einer Migration zu beachten gilt? Ist der Umstieg von 2010 von 2016 überhaupt ein gangbarer Weg?
Traditionell war bei SharePoint immer nur eine N-1 Migration möglich. Es darf also keine Version übersprungen werden. Eine Umstieg von 2007 auf 2013 war nur möglich, indem zuerst auf 2010 und dann auf 2013 migriert wurde. Hier entwickelte sich ein Markt für Tools die den Umstieg von 2007 auf 2013 möglich machten.
Im aktuellen Fall ist noch wenig bekannt, wie die Migration ablaufen wird. Jedoch gibt ein Tweet von Bill Baer, dem Senior Product Manager SharePoint bei Microsoft, Hoffung. Er fragt die SharePoint-Gemeinde ob sie denn eine N-2 Migration (also eine Version überspringen) nutzen würden.
In der Session bei der Ignite in Chicago hatte Bill jedoch erwähnt, dass auch bei 2016 nur ein direkter Umstieg von 2013 möglich sein wird.
Meiner Meinung nach muss Microsoft bei der Migration etwas nachbessern. Der Cloud-First-Ansatz sieht vor, neue Features zuerst in Office 365 zu implementieren und später in der On-Premise-Welt nachziehen. Das wird unweigerlich zu vielen kleineren Updates für On-Premise führen. Und hier werden die IT-Abteilungen wohl auch nicht gleich jedes Update einspielen. Microsoft wäre gut beraten den Upgrade-Weg von Version zu Version oder von Update zu Update zu vereinfachen. Dazu gehört auch die Möglichkeit, Versionen zu überspringen.
 
Das Interview führte Rudolf Felser.

Martin Groblschegg:
Mag. Martin Groblschegg (Xing-Profil) entwickelt seit 1991 Software im Windows Bereich. Seine Spezialgebiete sind  Microsoft SQL Server BI Lösungen und die Entwicklung von Microsoft SharePoint Lösungen. Er ist CTO der ppedv AG, einem Gold Learning Partner von Microsoft.
Als MCT Regional Lead unterstützt er Microsoft Trainer bei Schulungen und hält selbst Schulungen bei der ppedv AG. Er ist Sprecher bei nationalen und internationalen Konferenzen und Autor in Fachmagazinen.
Groblschegg absolvierte das Betriebswirtschaftsstudium an der Wirtschaftsuniversität Wien und seine aktuellen Microsoft-Zertifizierungen zum MCT, MCPD SharePoint, MCTS BI und SharePoint, MCITP SharePoint und MCAD WebApplications spiegeln sein aktuelles Tätigkeitsfeld wider.


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