Im Interview erläutert Joerg Hartmann, Geschäftsführer von Konica Minolta, die Bedeutung von Managed Services und hybrider, Cloud-basierter Zusammenarbeit in Bezug auf Kunden und Lieferanten. [...]
Konica Minolta hat in seinen 150 Unternehmensjahren immer wieder seine Ausrichtung verändert und sich neu erfunden. Heute liegt ein besonderer Fokus auf Managed Services. Angefangen mit Druck- und Kopiertechnologien hat das Unternehmen seinen Schwerpunkt auf Cloud-Umgebungen gelegt, die es den Menschen ermöglichen, hybrid und remote zusammen zu arbeiten. Dabei spielen Cybersicherheit und die digitale Weiterentwicklung der Kunden eine wichtige Rolle.
Durch die Digitalisierung und zunehmende Vernetzung steigt die Gefahr von Cyberattacken. Diese können für Unternehmen zunehmend eine existenzielle Bedrohung werden. Wie können Unternehmen cyberresilient werden?
Cyber Resilience ist ein fortlaufendes Managementsystem, das kontinuierlich verbessert werden muss. Dazu benötigt eine Organisation eine unternehmensweite Strategie, die auf einem fundierten Risikomanagement beruht und an der alle Mitarbeiter:innen auf allen Hierarchieebenen aktiv mitwirken müssen. Das Konzept der Cyber Resilience sollte einen ausgewogenen Dreiklang aus organisatorischen, technischen und verhaltensorientierten Aspekten umfassen, inklusive entsprechender Schulungen für die Belegschaft. Wenn die Informationssicherheit im Unternehmen bekannt und gelebt wird, erhöhen sich die Chancen, dass diese auch in Krisen handlungsfähig bleiben und ihre Geschäfte erfolgreich durch schwierige Zeiten führen können.
Wo haben Unternehmen aus Ihrer Erfahrung den meisten Nachholbedarf bei der Digitalisierung?
Das lässt sich schwer pauschal beantworten. Fast alle haben die Digitalisierung bereits begonnen. Als „Weiter-Digitalisierer“ nutzen wir ein Analyse-Tool, mit dem wir gemeinsam mit den Kunden ihren Digitalisierungsgrad ermitteln und besprechen, welche nächsten Schritte sinnvoll sind. Das kann die Einführung mobiler Lösungen, E-Commerce-Plattformen, Datenkonsolidierung oder die Beseitigung von Datensilos umfassen. Die Herausforderungen variieren und umfassen oftmals interne Probleme, aber auch bürokratische Hürden.
Sie sprechen von „Weiterdigitalisierung“. Was bedeutet das konkret?
Viele Tools für die digitale Zusammenarbeit waren schon vor der Pandemie da. Damals fuhr man damit allerdings, um ein Bild zu bemühen, meist nur im ersten Gang auf dem Parkplatz herum. In den vergangenen drei Jahren wurde stark beschleunigt und mittlerweile werden die Werkzeuge anders genutzt – es wird sozusagen in höheren Gängen auf der Straße gefahren. Diese Dynamik sollte jetzt weitergehen.
Welche Unterstützung können Managed Services dabei bieten?
Managed Services können dazu beitragen, den IT-Fachkräftemangel zu bewältigen, indem sie skalierbare Lösungen für verschiedene IT-Bedürfnisse bereitstellen. Wir bieten mittelständischen Unternehmen ein breites Angebot an skalierbaren Managed- oder Cloud-Services, die von Office-Umgebungen über Enterprise Resource Planning (ERP), Human Resources (HR) und Payroll bis hin zu Print Services reichen.
Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, generell in der Zusammenarbeit Plattformen wie Microsoft Teams enger mit den Prozessen zu verbinden und eine multidisziplinäre Zusammenarbeit in abteilungsübergreifenden Teams zu unterstützen? Wie können Unternehmen hier profitieren?
Wir sehen heute tatsächlich immer noch sehr viel Informationsaustausch über E-Mails. Auch Dokumente werden über diesen Kanal versendet. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Cloud-basierte Anwendungen wie Microsoft Teams ermöglichen effizientes Informationssharing, kollaboratives Dokumenten-Editing, Versionierung und den Zugriff von verschiedenen Geräten aus. Doch die Veränderung der Kollaborationskultur erfordert Schulungen und einen kulturellen Wandel, weg von Kontrolle hin zu Vertrauen, den die Unternehmensleitung vorleben sollte.
Wie bewerten Sie die Datenlandschaften, die Sie in der Praxis bei Ihren Kunden antreffen? Reichen sie aus, um flexibel und effizient auf neue Business-Anforderungen und Veränderungen reagieren zu können?
Nein, sie reichen nicht aus. Für ein hohes Maß an Agilität ist eine zentrale Cloud-basierte Datenplattform notwendig. Dafür muss jedoch genau geprüft werden, um welche Daten es geht und wer welche Daten in seiner Rolle braucht. Das ist sozusagen der Gegensatz zu einer Datenkrake, die wahllos alles einsammelt. Eine gut definierte Datenrichtlinie, die einen qualifizierten Umgang mit Daten fördert, ist entscheidend. Mit hervorragend organisierten Daten können Unternehmen aussagekräftige Dashboards erstellen und wertvolle Erkenntnisse gewinnen, um effektive Geschäftsentscheidungen zu treffen.
Wie stark verändert sich derzeit der Fokus auf künstliche Intelligenz (KI)? Bisher war es doch weitgehend ein Hype-Thema. Wann kommt KI stärker in der Praxis an und in welchen Systemen wird das insbesondere der Fall sein?
Obwohl KI bereits in vielen Unternehmensprozessen integriert ist, hängt ihr erfolgreicher Einsatz von einer soliden Datenstrategie ab. Algorithmen erkennen Muster basierend auf Datenstrukturen, daher ist eine perfekte Datenbasis von entscheidender Bedeutung. Zum Beispiel erfordern Themen wie vorausschauende Wartung eine Vielzahl von Produkt- und Servicedaten, um zu analysieren, wann eine Maschine ausfallen könnte und welche Ersatzteile benötigt werden. Dennoch treffen letztendlich immer noch Menschen die endgültigen Entscheidungen, selbst bei KI.
Ihr Unternehmen hat mehrere Disruptionen erfolgreich gemeistert, vom Kamerahersteller über den Bürotechnik-Experten hin zum Technologie- und Managed-Service-Provider. Welche Aspekte sind dabei aus Ihrer Sicht besonders wichtig gewesen?
Konica Minolta ist heuer 150 Jahre alt. In dieser langen Zeit gab es viele Umbrüche und Veränderungen in den Portfolios. Wenn sich eine Disruption abzeichnet, besteht die Herausforderung darin, besonders frühzeitig mit neuen Strategien anzufangen und den Mut aufzubringen, Veränderung aktiv voranzutreiben. Es kann bedeuten, dass neue Lösungen das bestehende Geschäft kannibalisieren, was nicht einfach ist. Dennoch sollten Unternehmen Veränderungen als Chance begreifen, auf den Markt hören und auf Co-Creation setzen.
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