Peter Hermann, Country Manager Österreich bei NetApp, skizziert im Gespräch mit ITWelt.at die wichtigsten IT-Trends für 2024. [...]
Welche IT-Trends sehen Sie für 2024 bzw. welche IT-Themen sollten heuer auf der Agenda von IT-Verantwortlichen ganz oben stehen und warum?
Die exponentiellen Fortschritte in KI und Datenanalytik 2023 bringen Unternehmen aller Branchen in Österreich zum Umdenken. Denn die neuen Technologien verarbeiten Daten in großer Menge und Vielfalt und fordern so bestehende IT-Infrastrukturen heraus. Damit Unternehmen tatsächlich ihre Daten nutzen und deren Potenzial voll ausschöpfen können, brauchen sie eine intelligente Dateninfrastruktur. Die Herausforderung für Unternehmen besteht nun darin, sicherzustellen, dass die zugrundeliegende IT- und Geschäftsinfrastruktur in der Lage ist, all diese Daten zu verarbeiten und zu analysieren. Der Speicherort und der Zeitpunkt der Datenabfrage dürfen dabei keine Rolle spielen. So müssen IT-Verantwortliche diese Themen für 2024 und darüber hinaus ganz oben auf ihrer Agenda haben.
Entsprechend werden wir in Zukunft mehr Speichereffizienz und weniger Datensilos benötigen. Die Cloud ist dabei nicht immer der Allheilsbringer – Stichwort Data Sovereignty. Diese bestimmt, wie und ob unternehmensweit unter Berücksichtigung lokaler Gesetze Daten verarbeitet werden dürfen. Auch die zunehmende Cyberkriminalität spielt beim neuen Umgang mit Daten eine Rolle. Immerhin ist die größte Herausforderung bei einem Cyber-Vorfall, sich so schnell wie möglich wieder davon zu erholen. Prävention, Detektion und Backup sind hier die Kernelemente einer erfolgreichen Cyberresilienz, damit Unternehmen ihr wertvollstes Gut, ihre Daten, auch 2024 schützen können.
Künstliche Intelligenz ist derzeit das größte Hype-Thema in der IT. Ist dieser Hype gerechtfertigt? Wenn ja, warum, wenn nicht, warum nicht?
In KI steckt enormes Potenzial. Vor allem generative KI hat im vergangenen Jahr einen wahren Boom erfahren. Viele Unternehmen in Österreich setzen die neue Technologie bereits ein, um zum Beispiel Software-Entwickler oder den Kundendienst zu entlasten. Ich bin überzeugt, dass KI künftig unverzichtbar wird. Denn die Fähigkeit, datenbasierte Entscheidungen zu treffen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, ist essenziell, um sich vom Wettbewerb abzuheben. Dafür müssen Unternehmen in der Lage sein, ihre wachsenden Datenmengen mithilfe intelligenter Algorithmen zu analysieren und in Erkenntnisse zu verwandeln.
Eine KI ist allerdings immer nur so gut wie die Daten, mit denen man sie füttert. Unternehmen müssen daher sicherstellen, dass die KI-Modelle auf hochqualitative Daten zugreifen können, unabhängig davon, wo in einer komplexen, hybriden IT-Umgebung diese gespeichert sind. Sie müssen kontinuierliche Datenpipelines für ihre KI-Anwendungen schaffen, damit diese immer aus den neuesten Informationen lernen und sich in die richtige Richtung weiterentwickeln können.
Wie können es Unternehmen trotz Fachkräftemangel schaffen, ihre IT-Anforderungen abzudecken?
Gerade in der IT-Branche gibt es noch viel ungenutztes Potenzial, sowohl in technischer als auch in personeller Hinsicht. So können Unternehmen zum Beispiel komplexe interne Prozesse verschlanken oder abbauen, ihre eigene digitale Transformation energisch vorantreiben oder auch verstärkt auf künstliche Intelligenz zurückgreifen und sie effektiv einsetzen. Unterstützung von NetApp gibt es selbstverständlich ebenfalls: Mit unseren Professional Services bauen wir eine sichere und optimierte IT-Umgebung auf, vom Lösungsdesign bis hin zur kompletten Integration sowohl On-Premises als auch in der Cloud.
Auf der personellen Seite fällt auf, dass die meisten Unternehmen einen sehr niedrigen Anteil an Frauen unter ihren Beschäftigten haben. Eine wichtige Strategie besteht daher darin, Gender Equality zu fördern und sich langfristig als attraktiver Arbeitgeber für weibliche Fachkräfte zu positionieren. Bei NetApp nutzen wir dafür verschiedenste Ansätze, etwa individuelles Coaching, Führungskräfte-Trainings, Mentoring oder Mitarbeitergruppen wie „Women in Technology“. Vor allem aber lebt das gesamte Unternehmen eine Kultur, die Diversität, Inklusion und Zugehörigkeit in ihrem Wertesystem verankert. Auch ihr Employer-Branding und Recruiting können Unternehmen stärker auf Frauen ausrichten und aktiv auf Bewerberinnen zuzugehen. NetApp nutzt dafür zum Beispiel Messen oder Panel-Diskussionen. Besonders Nachwuchskräften erleichtern wir den Einstieg mit unserem Absolventenprogramm.
Security ist einer der wichtigsten Aspekte der IT. Was tut Ihr Unternehmen, um IT-Security sicherzustellen?
Security ist strategisch im NetApp-Portfolio verankert, und wir sind stolz darauf, den sichersten Storage der Branche anbieten zu können. Wenn es zu einem Cyberangriff kommt, bildet der Speicher als Hardware die letzte Verteidigungslinie. Er spielt daher eine zentrale Rolle für die Cyberresilience von Unternehmen – und das wird auch so bleiben, solange Ransomware das größte Risiko bleibt. Sich davor zu schützen hat für 87 Prozent der Führungskräfte, die wir für den NetApp Data Complexity Report 2023 befragt haben, höchste Priorität. Angesichts der wachsenden Bedrohungslage müssen Unternehmen immer davon ausgehen, dass sie Opfer einer Attacke werden. Worauf es dann ankommt, sind sichere Backups und eine schnelle Datenwiederherstellung. Laut unserer Studie betrachten Unternehmen es nach einem Cyberangriff als größte Herausforderung, zeitnah wieder betriebsfähig zu sein.
NetApp-Lösungen ermöglichen dies, indem sie zahlreiche integrierte Security-Funktionen bieten. Zum Beispiel erkennen moderne Flash-Speicher Ransomware-Angriffe mithilfe von KI und erstellen manipulationssichere Snapshot-Kopien, die von Hackern nicht verschlüsselt und auch von Administratoren nicht gelöscht werden können. Außerdem bieten wir unseren Kunden die NetApp Ransomware-Recovery-Garantie. Das heißt, wir versprechen, verlorene Daten lückenlos und innerhalb kürzester Zeit wiederherzustellen.
Welche Lehren nehmen Sie aus dem IT-Jahr 2023 für die Zukunft mit?
2023 war für viele Unternehmen auch aus makroökonomischen Gesichtspunkten ein schwieriges Jahr. Die Aussichten für 2024 sind nicht wesentlich positiver. Mein wichtigster Tipp lautet daher, immer gut vorbereitet zu sein. Das gilt für Hersteller genauso wie für Partner und Kunden. Denn in der heutigen Welt weiß man nie, was als Nächstes passiert. In der IT sind Unternehmen mit einer zunehmenden Komplexität und einem wachsenden Risiko für Cyberangriffe konfrontiert. Sie brauchen daher Lösungen, die dem entgegenwirken, Komplexität wieder reduzieren und auf integrierte Security setzen.
Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2023?
Mein größtes Highlight war mein tolles Team, das unter schwierigen Bedingungen hervorragende Resultate erreicht hat. Es macht riesigen Spaß, mit so engagierten Menschen zusammenzuarbeiten. Man spürt einfach die Begeisterung für die neue Technologie und den Wunsch, immer das Beste für unsere Kunden zu erzielen. Gemeinsam konnten wir 2023 unsere Kundenbasis erweitern und einige wichtige Neukunden hinzugewinnen.
Welche spannenden Projekte haben Sie 2023 für Kunden umgesetzt und was war das Besondere daran?
Vor allem im Bereich Security hatten wir einige erfolgreiche, spannende Projekte. Viele Kunden kommen auf uns zu, weil sie nach sicheren Storage-Lösungen suchen und sich eine Ransomware-Recovery-Garantie wünschen. Wir haben diese sogar noch mit dem Ransomware Assurance Service um zusätzlichen Schutz erweitert. Dabei handelt es sich um einen Service, der nach gespeicherten Daten-Snapshots sucht und die Wiederherstellung testet. Außerdem steht für den Kunden im Falle eines Angriffs ein Team von Spezialisten bereit, das ihn bei der Wiederherstellung der Daten unterstützt. Darüber hinaus haben wir 2023 gemeinsam mit Partnern einige außergewöhnliche Projekte auf den Weg gebracht. Zum Beispiel haben wir mit Cisco sichere Architekturen für FlexPod-konvergente Infrastrukturen entwickelt, die sowohl Ransomware Recovery als auch sichere Segmentierung umfassen.
Wenn Sie einen IT-bezogenen Wunsch frei hätten, wie würde der lauten?
Ich wünsche mir, dass KI eingesetzt wird, um zu helfen und zu unterstützen und nicht für das Gegenteil. Das Potenzial der neuen Technologie ist immens, und die Entwicklung schreitet rasant voran. Aber natürlich birgt sie auch Risiken. Gerade hat der ChatGPT-Anbieter OpenAI zum Beispiel untersucht, wie gut sich Large Language Models (LLM) für die Entwicklung von Biowaffen missbrauchen lassen. OpenAI möchte ein Frühwarnsystem für solche Gefahren entwickeln. Generell ist das große Problem bei KI ja, dass man nie so genau weiß, in welche Richtung sich die Algorithmen entwickeln und wie sie zu ihren Entscheidungen kommen. Hier setzt ansatzweise ja auch der Europäische AI Act an. Dies geht in die richtige Richtung. Was wir vor allem tun können, ist, die Qualität der Daten, aus denen die KI lernt, sicherzustellen. Einer der Schwerpunkte bei NetApp liegt daher darauf, sichere KI-Datenpipelines zu schaffen.
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